Selbstständigkeitsverlust macht krank

http://umsetzungsblog.de/2011/12/02/burnout-auswege/


Gefühlter Selbstständigkeitsverlust verschlechterte die persönliche Zufriedenheit und erhöhte die Mortalität. Diesen Effekt haben verschiedene Wissenschaftler mit eigenen Studien bestätigt.

Gejammer: Die Not der Psychiater

Andreas Meißner ist Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie in München. Auch ist er
Mitglied im Vorstand der Arbeitsgemeinschaft Münchner Nervenärzte und Psychiater. Er schreibt heute in der Außenansichten-Rubrik (Seite 2) der Süddeutschen Zeitung unter dem Titel Die Not der Psychiater:

Alle reden vom Burn-out, kaum einer von den Menschen mit Psychose oder Depressopn. Patienten und Helfer bleiben allein. …
… Studien haben gezeigt, dass ein Viertel der psychisch Kranken eine Psychotherapie machen, was jedoch drei Viertel des zur Verfügung stehenden Budgets verschlingt. Die anderen 75 Prozent der Patienten werden dagegen durch Nervenarzte und Psychiater behandelt – ihnen stehen lediglich die restlichen 25 Prozent des entsprechenden Honorartopfes zur Verfügung. Dadurch wächst die Gefahr, dass die psychotherapeutische Behandlung oft leichter, dafür eloquenter psychisch Kranker, die meist noch über ein stabiles soziales Netz und einen Arbeitsplatz verfügen, vieles an Ressourcen verbraucht. Ressourcen, die dann fehlen für die psychiatrische Versorgung von Patienten mit ausgeprägten Störungen wie schweren Depressionen und Psychosen.
Kassenärztliche Vereinigungen und Krankenkassen sind daher gefordert, die Schieflage in der Versorgung psychisch Kranker zu korrigieren …

Wenn Kassenärztliche Vereinigungen, Krankenkassen, Psychiater und Journalisten (auch der SZ) ihren Job ordentlich machen würden, dann wäre die seit vielen Jahren auch von den Kassen und Journalisten tolerierte Mißachtung der Pflicht der Unternehmen zum Einbezug psychisch wirksamer Belastungen in den Arbeitsschutz längst deutlich thematisiert worden. Die Krankenkassen (und damit ihre Kunden) hätten weniger Kosten und auch der von Andreas Meißner angepeilte nicht durch Fehlbelastungen am Arbeitsplatz geschädigte Rest der psychisch Erkrankten hätte weniger Wartezeiten in der Psychotherapie und der Psychiatrie. Andreas Meißner müsste dann auch nicht so sehr über fehlende Ressoucen jammern, die ihm die Psychotherapeuten mit ihren “eloquenten” Klienten angeblich wegschnappen.
(Nachtrag, 2011-11-28: Zum Burnout einer großen Gruppe von weniger “eloquenten” Betroffenen gibt es interessante Anmerkungen von Prof. Johannes Siegrist ab 53m30s im Podcast einer Sendung Ständig unter Druck bei dradio.de. Und noch etwas: “Der Trend ist klar. Und es trifft durchweg den Otto Normalverbraucher, der [wegen Burnout] dann still und heimlich und mit Abschlägen in der Erwerbsminderungsrente verschwindet.”)
Besonders erstaunlich finde ich in Andreas Meißners SZ-Beitrag, dass der Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie anscheinend Psychotherapie nicht versteht:

… Dabei wäre oft gar nicht gleich eine tiefgehende Psychotherapie nötig, wie sie mit durchschnittlich 40 Stunden durchgeführt wird und mit einem festen Satz von 80 Euro pro Stunde schnell hohe Kosten verursacht. Nicht jeder Burnout-Betroffene muss seine Kindheit aufarbeiten – nicht jeder will das auch. …

Meißner hat wohl nicht bemerkt, dass schon seit einiger Zeit auch nicht jeder Psychotherapeut die Kindheit seiner Klienten aufarbeiten will. Kennt Meißner in der Psychotherapie nur die Psychoanalyse? Warum unterschlägt er das ganze Spektrum der verhaltenstherapeutischen Therapien? Damit schreckt Meißner Menschen vor der Psychotherapie ab, die eine Psychoanalyse weder brauchen noch wollen.

Spitzenkader mit narzisstischen Charakteren

Jean-Martin Büttner, Berner Zeitung, 2010-01-09
Interview mit Thomas Knecht
Sie kommen, nehmen und gehen wieder
http://www.bernerzeitung.ch/wirtschaft/unternehmen-und-konjunktur/
Sie-kommen-nehmen-und-gehen-wieder/story/13502254


Als Psychiater und Gerichtsgutachter haben Sie mit Spitzenleuten aus allen Branchen der Wirtschaft zu tun, die sich kriminell verhalten haben. Was sind das für Menschen?
Es sind fast nur Männer, denen ich begegne. Leute, die mit Wirtschaftsdelikten straffällig geworden sind und bei denen ich abklären muss, ob sie zurechnungsfähig und damit schuldfähig sind. Und wie gross das Risiko eines Rückfalles bleibt. Dazu gehören die typischen Betrüger, die schon früher straffällig wurden. Und dann jene Wirtschaftsleute, die lange Zeit Erfolg hatten und Karriere machten, also gesellschaftlich nicht auffielen. Und die dann dennoch den Unternehmen durch ihr Verhalten geschadet haben, weil sie hohe Risiken eingingen, weil sie Probleme verschwiegen, weil sie Gesetze brachen. Diese Gruppe von narzisstischen Persönlichkeiten erreicht in der Wirtschaft oft Spitzenpositionen.


Fördert die Unternehmenskultur narzisstisches Verhalten?
Ja, vor allem bei sehr grossen, also globalisierten Unternehmen, die Menschen und Produkte herumschieben und bei denen die soziale Selbstkontrolle nicht mehr greift. Wenn Macht und Abhängigkeit ein Unternehmen bestimmen und nicht die Gegenseitigkeit menschlicher Kontakte, können sich narzisstisch gestörte Persönlichkeiten besonders gut profilieren. Sie verfügen über Untergebene und Ressourcen, werden selber aber kaum je kontrolliert. Besonders die grossen Unternehmen selektieren vorzugsweise Spitzenkader mit narzisstischen Charakteren.

Psyche beeinflusst Asthmarisiko

http://www.apotheken.de/news/article/psyche-beeinflusst-asthmarisiko/

… Zwei amerikanische Studien zu den Ursachen von Asthma bei Kindern zeigen, dass die Psyche eine große Rolle spielt: Forscher der Universität von Buffalo untersuchten den Einfluss von Stress und Depression auf die Entstehung von Asthma. An der Universität von Südkalifornien belegten Wissenschaftler, dass Kinder gestresster Eltern ebenfalls besonders gefährdet sind.
Depression beeinflusst die Atemwege
In Buffalo haben die Professoren für Psychiatrie und Kinderheilkunde, Bruce Miller und Beatrice Wood, 90 Kinder mit Asthma im Alter von 7 bis 17 Jahren untersucht. Die Hälfte davon litt unter Depressionen, die andere Hälfte nicht. Alle Kinder sahen angsteinflößende, traurige und schöne Szenen aus dem Film „E.T. der Außerirdische“, während die Forscher ihre Herz- und Atemtätigkeit maßen. So beobachteten sie die Reaktionen des vegetativen Nervensystems der Kinder – es steuert unbewusst die inneren Aktivitäten des Körpers wie Herzschlag, Atmung und Verdauung. Dies geschieht über die beiden gegenspielenden Teile Sympathikus und Parasympathikus.
„Die depressiven Kinder zeigten bei den emotionalen Szenen eine größere Aktivität des Parasympathikus und verringerte des Sympathikus – das führt dazu, dass die Bronchien sich verengen und hat deshalb eine schädliche Wirkung auf die Atemwege“, erklärt Prof. Miller. …

Coping with Depression

http://ub-counseling.buffalo.edu/depress.shtml

… What is Depression?
Depression is a prolonged and persistent negative mood which can color and interfere with many aspects of one’s life. It is characterized by feelings of worthlessness, excessive guilt, loneliness, sadness, hopelessness, and self-doubt. Suicidal thoughts may also be present. Normal everyday depression can last for a few minutes to a few days. We’ve all felt these periods of being “down” or “sad.” These feelings are a normal part of being human. On the other hand, depression that becomes intense and lasts for extended periods of time may be a dysfunctional form of depression, something beyond the “everyday sort.” This more serious type of depression can often be helped by seeing a mental health specialist. …

familylab® in Betrieben

http://www.familylab.de/betriebe.asp

Damit uns Arbeit gut tut – familylab in Betrieben
familylab.de hat Ideen für familienfreundliche Betriebe und zur besseren Vereinbarkeit von Beruf und persönlichem Lebensumfeld
Für »familylab« ist Familienentwicklung das Schlüsselwort. Alle Familien stehen immer wieder vor Herausforderungen, die Entwicklung und neue Perspektiven verlangen. Das geschieht z.B. in Verbindung mit Geburt und Urlaub, wenn die Möglichkeit von Beförderung oder eine Anstellung im Ausland zur Sprache kommt, wenn ein(e) MitarbeiterIn AlleinerzieherIn wird, wenn Krankheit oder ein Todesfall die Familie treffen.
Viele Unternehmen erleben, dass es schwierig ist, eine Mitarbeiterin nach der Karenzzeit zurück zu bekommen – wahrscheinlich wird das auch mit den Vätern in Zukunft so sein. Das sind Bedingungen, die ein völlig neues Denken fordern, wo familienfreundliche Unternehmen bei der steigenden Nachfrage nach qualifizierten MitarbeiterInnen einen Schritt voraus sein werden.
Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie Ihr Unternehmen ein familienfreundliches Profil schaffen kann, um jene MitarbeiterInnen anzusprechen, die Sie sich wünschen, und damit eine starke Beziehung zu den ihnen UND ihren Familien aufzubauen.
Familienfreundliche Betriebe
»…Es ist Zeit, dass private als auch öffentliche Organisationen und Unternehmen damit aufhören die Familien ihrer Angestellten und Mitarbeiter als Konkurrenz zu betrachten – ganz im Gegenteil, sie sollten als Ressource willkommen geheißen und in die Unternehmenspolitik eingegliedert werden.
Viele Unternehmen haben Schwierigkeiten junge Mütter nach ihrem Mutterschaftsurlaub wieder einzustellen und es besteht kaum Zweifel, dass dies genauso auf Väter zutreffen wird in der nahen Zukunft. Das verlangt nach einer ganz neuen Denkweise. Familienorientierte Betriebe und Organisationen werden in der wachsenden Konkurrenz um hoch qualifizierte Angestellte einen Schritt voraus sein. Das viel diskutierte Gleichgewicht von Arbeit und Leben verlangt wesentlich mehr von Arbeitgebern und Angestellten als das bloße Ausrechnen von Zeit und Energie.« schrieb Jesper Juul 1995. …

Siehe auch: http://www.3sat.de/page/?source=/vivo/154270/index.html
Klingt erst einmal gut. Bei einem so erfolgreichen Unternehmen (sagen wir mal: psychologischer Dienstleister) wie familylab® ist es aber wichtig, genau und kritisch hinzusehen. Mit systemischen Aufstellungen und dergleichen kann sich eine Organisation auch in einer Weise stabilisieren, die mir persönlich nicht so sehr liegt. Auch machen mich auf einen charismatischen Lehrer fixierte Bewegungen etwas nervös. Ich habe mir da noch kein Urteil gebildet. Siehe auch: http://planet-interview.de/interview-jesper-juul-04082010.html

Arbeit in und an der Forschung

Der Goinger Kreis unterstützt die Wissenschaft, z.B. zusammen mit einem “Institut für Strategisches Personalmanagement” der Leuphania-Universität in Lüneburg (http://www.goinger-kreis.de/files/humankapitalmessung_homepage_gk.pdf, S. 11; Patrick Kalke, Flavio Passaro; 2010-09-30):

Für den Faktor Mitarbeiter soll eine vergleichbare Transparenz entstehen, wie sie in Bezug auf den Faktor Kapital vorliegt.

http://www.leuphana.de/institute/ispm/forschung-projekte.html (2011-08-25):

Das Institut für Strategisches Personalmanagement hat sich die Aufgabe gestellt, eine international konkurrenzfähige Managementforschung in Lüneburg aufzubauen. Um dies zu erreichen, arbeiten die Institutsmitglieder intensiv in nationalen und internationalen Projekten, die sowohl die Kooperation mit anderen Forschungseinrichtungen als auch global tätigen Unternehmen mit einschließt. Die Finanzierung der Projekte erfolgt in vielfältiger Form.

Die vielfältige Form der Finanzierung des Institutes verdient Aufmerksamkeit in Bezug auf die Transparenz des Faktors Kapital.
Unabhängige Wissenschaft ist nicht immer erwünscht. Eine vergleichbar vielfältige Finanzierung fehlte möglicherweise z.B. Friedhelm Nachreiners unabhängigem Lehrstuhl für Organisationspsychologie in Oldenburg. Den Lehrstuhl gibt es in einer Zeit der zunehmenden Bedeutung der Organisationspsychologie nun nicht mehr.
Aber die GAWO e.V. forscht transparent weiter. In diesem Blog wies ich bereits darauf hin: http://blog.psybel.de/arbeitszeit-in-der-gefaehrdungsbeurteilung/

… Seit Mai 2008 läuft die von der Gawo selbst finanzierte Onlineumfrage “Arbeitszeit und Gesundheit”, um den Zusammenhang zwischen der Dienstplangüte, weiteren Belastungs- und Arbeitsbedingungen sowie persönlichen Merkmalen und gesundheitlichen Beschwerden genauer beschreiben zu können.

Siehe auch:

 
2012-03-17:
Ursula von der Leyen: im Interview mit dem SPIEGEL (Februar 2012)
Thema: psychische Belastungen am Arbeitsplatz
in: SPIEGEL WISSEN, Patient Seele – Wie die Psyche wieder ins Gleichgewicht kommt,
(132 Seiten, Druckauflage: ca. 240000, Feb. 2012), Nr. 1/2012, S.49


Das Thema wird in der Wirtschaft noch nicht ernst genug genommen, nicht aus bösem Willen, sondern aus Unwissen und Hilflosigkeit.

Gibt es vielleicht auch eine gepflegte Unwissenheit?

Offene Kommunikation

Das Ineinander zweier heterogener Ursprünge [Notwendigkeit der Gemeinschaftsarbeit, der Kampf zwischen Mensch und Mensch] bleibt der Grundcharakter des Herrschens. Daher wird auch alle irgendwo in Grenzen gelingende wahre Gemeinschaft aus gemeinsamem Zweck doch anderswo als Theorie ein Täuschungsmittel zur Interpretation und Verschleierung der tatsächlichen Gewalt. Immer wieder werden die Dinge durch ihr Gegenteil benannt und verborgen. So wird in dem Schein der Kommunikation – der offenen Aussprache – ausgehorcht und befohlen, im Schein der Freiheit und Freiwilligkeit erzwungen, im Mantel des reinsten Ethos das Böse vollzogen, im Schein der Wahrheit gelogen und betrogen, und alle jeweils gültigen Werte werden je nach Situation in Anspruch genommen oder ignoriert.

Karl Jaspers, Von der Wahrheit, 1948 (2.Teil, 3.Kap., II, B, 3, b)

Esoterische Unterwanderung

http://www.zeit.de/zeit-wissen/2011/04/Dossier-Esoterik-Esoterisierung (Bernd Kramer, Juni/Juli 2011)

Pseudowissenschaften
Esoteriker unterwandern die deutschen Hochschulen
Irrationale Esoterik-Lehren findet man bereits allerorten, auch in Behörden und Unternehmen. Der Unterschied zwischen Wissenschaft und Unsinn verwischt.

Einige esoterische Lehren sind auch deswegen attraktiv, weil sie ein Glaubensgerüst und Rechtfertigungsethiken bieten, die ihren Anhängern erlauben, sich anderer Menschen rücksichtslos bedienen zu dürfen. Der Trick der Gewissensbefreiung: Wenn unter Druck gesetzte Menschen ihre inneren Kräfte nicht selbst zur Erhaltung ihrer Gesundheit nutzen, dann sind sie selbst schuld. Esoterik bietet der Verantwortungslosigkeit nützliche Strukturen.
Überhaupt bietet die ZEIT Einiges zum Thema Esoterik: http://www.zeit.de/schlagworte/themen/esoterik.
Stichworte: Theosophie, Anthroposophie, Zukunftsdeutung, Radiästie, Geistheiler, The Secret, Reiki, Parapsychologie. Reinkarnationstherapie, Engeltherapie, Rebirthing, Fernheilung, Familienaufstellung.
Es gibt auch ein Video Dr. Max: Geister am Telefon – ZEIT WISSEN: http://www.youtube.com/watch?v=FdYdnYUrnJ0

Ein unfreundlicher Charakter steigert Gehalt und Karrierechancen

 
Siehe aber auch:

  • Mariam Lau: Endlich eine nette Oberschicht!, Merkur, Heft 619, 2000-11