Depression und Arbeit

Vortrag bei der ESJA-Bayern,

  • Peter Angerer und Mechthild Heinmüller (Institut und Poliklinik für Arbeits-, Sozial- und Umweltmedizin), Klinikum der Universität München,
  • Harald Gündel und Heribert Limm (Universitätsklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, Universität Ulm),
  • Jürgen Glaser (Arbeits- und Organisationspsychologie,Universität Konstanz):

http://ejsa-bayern.de/w/images/5/55/EJSA_P8_Depression_pdf.pdf (2012-03-11, Heribert Limm)

  • Gesundheit von Menschen mit und ohne Arbeit, BKK-Gesundheitsreport 2009
  • Gesundheit arbeitsloser Menschen
  • Funktionen von Arbeit
  • Langfristige Folgen von Fehlbelastung / Stress
  • Häufigkeit von Depressionen
  • Fallbeispiel – Herr C.
  • Zwei-Fragen-Test
  • Kernkriterien der Depression
  • Körperbeschwerden und Depression
  • Übergänge vom „Normalen“ – Ausprägungen der Depression
  • Depression
  • Frühe Zeichen (“Warnsymptome”) einer psychischen Beeinträchtigung
    (Depression, beginnende Alkoholabhängigkeit, ..)
  • Frühe Warnzeichen
  • Depression – Schweregrade
  • Verlauf
  • Behandlung der Depression
  • Selbsthilfeangebote
  • Anlaufstellen in München
  • Zusammenfassung

(Ich zitiere hier nur die Folientitel)
Hier wird auch das Thema “Arbeit vs. Arbeitslosigkeit” aufgegriffen. Ich hoffe, dass das nicht Dieter Hundts Ertistik bedienen, sondern nur ein Publikum aufschließen soll, dass meint, es gäbe ernsthafte Behauptungen, das Arbeit krank mache.

Burnout und Depression – ein Abgrenzungsversuch

http://www.unimedizin-mainz.de/fileadmin/kliniken/ps/Dokumente/Veranstaltungen/VortragMainzLieb.pdf

Burnout und Depression – ein Abgrenzungsversuch
Klaus Lieb, Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

2012-02-07, Präsentation mit 64 Seiten

Gefährliche Gefährdete

http://www.labournet.de/branchen/dienstleistung/gw/arbeit.html

Arbeitsbedingungen im Gesundheitswesen.

http://www.marburger-bund.de/baden-wuerttemberg/beitraege/2011/Arbeitsplatz-Krankenhaus-BW.pdf

Positionspapier des Marburger Bundes zu den Arbeitsbedingungen im Krankenhaus – Vorschlag für Hauptversammlung des Bundesverbandes 
Die Ökonomisierung der Medizin im Krankenhaus droht zu einem Attraktivitätsverlust des Arbeitsplatzes für Ärztinnen und Ärzte im Krankenhaus zu führen. Um den Arbeitsplatz Krankenhaus für Ärztinnen und Ärzte attraktiver zu gestalten, Ärztemangel vorzubeugen , die Berufszufriedenheit zu erhöhen und somit die Qualität der Patientenversorgung zu verbessern, hat der Marburger Bund ein Papier zu den Anforderungen an den ärztlichen Arbeitsplatz im Krankenhaus erstellt. Auf Grund der sich ändernden wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen wird es ein Papier sein, das einer regelmäßigen Überarbeitung bedarf. Auch hat das Papier verschiedene ärztliche Interessen zu berücksichtigen, da die Ansprüche an den ärztlichen Arbeitsplatz von einem Assistenten, der sich in Weiterbildung befindet, anders betrachtet wird, als von einem Facharzt, der hier seine Lebensaufgabe sieht und mit besonderen Aufgaben betraut ist.

Ist es nicht nett, wie hier die unterschiedlichen Interessen auf unterschiedlichen hierarchischen Ebenen im Gesundheitswesen umschrieben werden?
Googeln Sie auch einmal selbst zu diesem Thema.
Im Kampf gegen Übertreibungen bei der Verwendung des Burnout-Begriffes kommen in den Medien wieder mehr Ärzte zu Wort, die Burnout als Modebegriff abtun. Mit diesem Ansatz können sich Arbeitgeber generell etwas von ihrer Verantwortung entlasten, also auch Ärzte in Arbeitgeberpositionen. Die in den Medien zitierten Ärzte sind häufig in der Hierarchie so weit oben anzutreffen, dass sie selbst Mitarbeiter führen. Wie weit versuchen sie sich also selbst, von Verantwortung zu befreien?
Überlegen Sie sich das, wenn sie selbst einmal ärztliche Betreuung in einem Krankenhaus benötigen. Wie übermüdet darf der Arzt sein, der Sie behandelt? Wie ausgebrannt sind Pflegekräfte, die Sie betreuen? Ausgerechnet Menschen in Gesundheitsberufen müssen heute krankmachende Arbeitsbedingungen dulden, die nicht nur in einer von Arbeitnehmervertretern mitbestimmten Gefährdungsbeurteilung (wenn es die gibt) als auf Mitarbeiter wirkende Gefährdung beschrieben werden müssten, sondern die auch Patienten gefährden.
Dafür sind auch Ärzte in Führungspositionen verantwortlich. Wer Interviews mit ihnen führt, sollte sich auch mit dem Arbeitsschutz in den Abteilungen dieser Ärzte befassen. In Krankenhäusern sollte es Arbeitnehmervertretungen geben, die dazu etwas sagen können.
Nun noch zu einer guten Präsentation der Charité (Dr. rer. nat. Dipl.-Psych. Nicole Bührsch,
Charité – Campus Benjamin Franklin, Klinik und Hochschulambulanz für Psychiatrie und Psychotherapie, „Psychiatrie des Alterns“) zum Burnout: http://www.klinikaerzte.org/fileadmin/AEI-Dateien/Unterordner/burnout/buehrsch240111.pdf, S. 14/23:


Burnout bei Ärzten – Häufigkeiten
Prävalenz Burnout Ärzte:
25-60% – je nach spezifischer Berufssituation
Moderatorvariablen:

  • Alter/ Berufserfahrung
  • Krankenhaus vs. ambulante Versorgung
  • Fachrichtung

Hilfreich ist auch die Tabelle “Burnout vs. Depression” auf S. 12/23.
In der Grafik “Burnout bei verschiedenen Berufsgruppen” auf Seite 15/23 fällt auf, dass beim Burnout von Ärzten die Depersonalisierung eine große Rolle spielt. Verglichen werden Profile von Sozialarbeitern, Lehreren, Pflegepersonal, Ärzten und pflegenden Angehörigen. Es gibt große Unterschiede bei den Profilen.

Richtig und falsch

Nachdem “Burnout” nach langem Wegsehen zu einem Thema wurde, wird es nun zum “Modethema” erklärt.
http://www.news4teachers.de/2011/11/modekrankheit-burnout-experte-warnt-vor-fehldiagnosen/

Modekrankheit Burnout: Experte warnt vor Fehldiagnosen
LEIPZIG. Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, hat vor dem “inflationären Gebrauch des schwammigen Begriffs Burnout” gewarnt. Dies könne dazu führen, dass Betroffene verwirrt und möglicherweise falsch behandelt würden.


“Auch wenn ausnahmslos jede Depression mit dem tiefen Gefühl der Erschöpftheit einhergeht, ist jedoch nur bei einer Minderheit der depressiv Erkrankten eine tatsächliche Überforderung der Auslöser der Erkrankung”, sagt der Direktor der Klinik für Psychiagtrie und Psychotherapie der Universität Leipzig. “Bei zahlreichen Menschen mit einer depressiven Episode ist beim besten Willen kein bedeutsamer Auslöser festzustellen. Viele depressiv Erkrankte fühlen sich in einer schweren depressiven Episode zu erschöpft, um ihrer Arbeit nachzugehen, ja um sich selbst zu versorgen; nach erfolgreicher Behandlung und Abklingen der Depression empfinden sie die zuvor als völlige Überforderung wahrgenommene berufliche Tätigkeit wieder als befriedigenden und sinnvollen Teil ihres Lebens”, erklärt der Arzt.
Mehr Schlaf hilft Depressiven nicht
Mit dem Begriff Burnout sei die Vorstellung verbunden, dass langsamer treten, länger schlafen und Urlaub machen gute Bewältigungsstrategien seien. Hegerl: “Verbirgt sich hinter diesem Begriff eine depressive Erkrankung, so sind dies jedoch oft keine empfehlenswerten und oft sogar gefährliche Gegenmaßnahmen.” Menschen mit depressiven Erkrankungen reagierten auf längeren Schlaf und eine längere Bettzeit nicht selten mit Zunahme der Erschöpftheit und Stimmungsverschlechterung. Dagegen sei Schlafentzug eine etablierte antidepressive Behandlung bei stationärer Behandlung.

  • Richtig ist, dass falsche Diagnosen schädlich sind. Burnout (Ausgebrannt sein, ICD-10:  F73.0) ist sogar ein Ausschlusskriterium für das Erschöpfungssyndrom (F48.0). Ausgebranntsein wird aber auch als eine mögliche Ursache des Depersonalisierungssyndroms (F48.1) genannt.
  • Falsch ist (aus der Sicht des Arbeitsschutzes) die Behauptung, dass mit dem Begriff Burnout die Vorstellung verbunden sei, dass langsamer treten, länger schlafen und Urlaub machen gute Bewältigungsstrategien seien. Professionellen Arbeitsschützer sind solche Amateurempfehlungen fremd. Die Schädlichkeit auch von Unterforderung ist im Arbeitsschutz längst bekannt. Bessere Arbeit ist nicht notwengigerweise weniger Arbeit. Prof. Hegels Behauptungen birgt (von Prog. Hegerl wohl nicht beabsichtigte) die Gefahr in sich, dass denjenigen, die sich z.B. als Aufsichtspersonen, Betriebsräte oder Arbeitsschützer gegen psychische Fehlbelastungen bei der Arbeit im Betrieb wenden, ein fehlendes Wissen über Fehlbelastungsursachen und geeignete Gegenmaßnahmen unterstellt wird. Der Arbeitsschutz würde dann eristisch  für Ansichten kritisiert, die sich nicht Arbeitsschützer, sondern erst ihrer Kritiker ausgedacht haben.
  • Richtig ist, dass sich die Belastungen in der Arbeitswelt in den letzten Jahren beträchtlich verändert haben. Die Arbeitsdichte, die Komplexität der Aufgaben, die Anforderungen an Effizienz und generell die psychosozialen Kosten turbulenter Veränderungen sind spürbar gestiegen.
  • Falsch ist es, zu sagen, das zu einem Sachverhalt “beim besten Willen kein bedeutsamer Auslöser festzustellen” sei, wenn dieser Sachverhalt nicht diszipliniert beobachtet wird. Richtig ist nämlich, dass nicht nur dieser beste Wille nicht existiert, sondern dass in großen Teilen der Arbeitswelt sogar nachhaltig und regelwiedrig versucht wurde, die seit 1996 vorgeschriebene Beurteilung von psychisch wirksamen Belastungen zu vermeiden. (Siehe auch: Friedrich Hauß, Arbeitsbelastung und ihre Thematisierung im Betrieb, 1983/1997.)

Depression und Burn-out

http://www.arbeit-und-gesundheit.de/webcom/show_article.php/_c-745/_nr-5/_p-1/i.html


[DGUV Arbeit & Gesundheit:] Antriebsschwäche gibt es also bei beiden Syndromen gleichermaßen?
[Marlene Hupke:] Nur auf den ersten Blick. Es gibt einen interessanten Unterschied: Burn-out-Betroffene leiden nicht unter einer generellen Antriebsschwäche. Vielmehr wissen sie, dass es sie zu stark erschöpfen würde, abends noch ein Konzert zu besuchen oder Freunde zu treffen. Sie meiden bewusst zusätzliche Belastungen.
[DGUV:] Depressiv Erkrankte leiden gar nicht so sehr unter Erschöpfung …
[MH:] Genau das haben wissenschaftliche Analysen gezeigt: Personen, die an Depressionen erkrankt sind, leiden nur zum Teil auch unter emotionaler Erschöpfung – dem Kernsymptom des Burn-outs.

Das Interview hatte “Flow” zum Thema. Siehe dazu auch: Mihály Csíkszentmihályi

Coping with Depression

http://ub-counseling.buffalo.edu/depress.shtml

… What is Depression?
Depression is a prolonged and persistent negative mood which can color and interfere with many aspects of one’s life. It is characterized by feelings of worthlessness, excessive guilt, loneliness, sadness, hopelessness, and self-doubt. Suicidal thoughts may also be present. Normal everyday depression can last for a few minutes to a few days. We’ve all felt these periods of being “down” or “sad.” These feelings are a normal part of being human. On the other hand, depression that becomes intense and lasts for extended periods of time may be a dysfunctional form of depression, something beyond the “everyday sort.” This more serious type of depression can often be helped by seeing a mental health specialist. …