Burnout und Depression – ein Abgrenzungsversuch

http://www.unimedizin-mainz.de/fileadmin/kliniken/ps/Dokumente/Veranstaltungen/VortragMainzLieb.pdf

Burnout und Depression – ein Abgrenzungsversuch
Klaus Lieb, Universitätsmedizin Mainz, Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie

2012-02-07, Präsentation mit 64 Seiten

Arbeitspsychologie vs. Organisationspsychologie

http://beabeablog.wordpress.com/?s=arbeitspsychologie

… So richtig begeistert bin ich von Arbeitspsychologie (Kurs 3424), weil dort ein Menschenbild “transportiert” wird, mit dem ich gut leben kann…anders als in Organisationspsychologie (Kurs 3426), wo schon mal von “Widerstand brechen” die Rede ist…würg … 

Siehe auch zur ISO 10075: http://beabeablog.wordpress.com/?s=10075

Denkt Dr. Pawelzik chinesisch?

Markus R. Pawelzik ist Autor von Papieren wie Positive Psychologie, Glück ist machbar!, Mentalisierungsbasierte Psychotherapie, Einführung in die mentalisierungsbasierte Psychotherapie usw. Auch ist der Arzt Leiter der EOS-Klinik für Psychotherapie in Münster, deren Träger die konfessionelle geprägte Alexianer-GmbH ist.
Im MERKUR vom 2. Februar schrieb er von Seite 123 bis 134 in Zur aktuellen Burnout-Epidemie auch Sätze wie diesen:

… Blicken wir nach China, so ist festzustellen, dass es dort unsere Volkskrankheit Depression kaum zu geben scheint. Depressiv zu sein gilt in China als unanständig. Psychosozial belastete Chinesen leiden stattdessen an einer Art Neurasthenie, bei der körperliche Erschöpfungssyndrome im Vordergrund stehen. … 

Es ist festzustellen, dass dort, wo Chinesen freier sprechen dürfen und nicht als Abweichler in die Anstalten linientreuer Psychiater gesteckt werden, zu den körperlichen Erschöpfungssyndromen dann doch noch Äußerungen zum seelischen Befinden dazu kommen. Depressive in Taiwan unterscheiden sich nicht grundsätzlich von Depressiven, sagen wir mal, in Deutschland. Ich glaube, dass man dazu selbst mit Google mehr lernen kann, als mit Chinesenklischees.
Der Beobachtungsansatz in der Volksrepublik ist ähnlich dem Ansatz deutscher Unternehmen: Vermeide zu beobachten, was du nicht sehen willst. In Deutschland ist die Beobachtung von psychischen Belastungen aber vorgeschrieben. Wer sich’s leisten kann, ignoriert die Vorschrift einfach. Sie sind Vorzeigevorschriften, an die sich keiner hält, auch das ist “chinesisch”. Nach Leben mit Chinesen in China und Taiwan, dank guter Freundschaften mit Chinesen in Hongkong, den USA und Deutschland sowie nicht zuletzt dank halbchinesischer Familie ist mir klar, wie unterschiedlich Verhalten von Menschen in unterschiedlichen Umgebungen sein kann und wie schnell Menschen auf einen Wechsel der Umgebung reagieren können. Das gilt auch für Arbeitsumgebungen.
Wie “chinesisch” ist Markus R. Pawelzik bei der Auswahl der Argumente für seine in Münster gepflegte Sichtweise? Warum geht er nicht auf darauf ein, wie Unternehmen die Pflicht zum Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz ganz einfach ignorieren? Ist das Burnout vieler Arbeitnehmer nicht schon deswegen wahrscheinlich, weil sich viele Arbeitgeber angestrengt bemühen, mögliche Fehlbelastungen nicht deutlich werden zu lassen?
Da gibt es ein Gegenmittel: Ebenfalls in Münster promovierte ja Niklas Luhmann, von dem man den Trick lernen kann, schwer Beobachtbares durch die Beobachtung der Beobachter herauszufinden. Genau so gut geht das, wenn man beobachtet, wie Leute darauf achten, etwas nicht zu beobachten, zum Beispiel Leichen im Keller. Wer den Burnout-Begriff lächerlich macht und ausgebrannte Patienten “Schicksalsuntauglichkeit” so andichtet, wie der Arzt Markus Pawelzek, der will sich vermutlich gar nicht richtig für die Belastungen interessieren, denen seine Patienten heute ausgesetzt sind.
Wie beobachtet der Arzt die Belastungsquellen in der von ihm geführten Klinik? Das Hauptgegenmittel gegen Beobachtungsvermeinder ist natürlich die solide Arbeit der Arbeitsschützer und der Arbeitnehmervertreter – allerding nur dort, wo es sie gibt. Die Beobachtungsinstrumente gibt es schon lange genug.
Markus Pawelzik unterstellt Burnout-Bekämpfern Dinge, die sie gar nicht behaupten, um sie dann zu kritisieren:

… Gleichwohl ist die Unterstellung, Stressoren und Stressreaktionen stünden in einem linearen Zusammenhang, unzutreffend. …

Der Arzt hat wenig Ahnung, wie im modernen ganzheitlichen Arbeitsschutz gedacht und gehandelt wird. Da ist längst klar, das auch Unterforderung ein Stressor sein kann. Wie ein Laie macht es sich der Arzt einfach, auf das “illnes behaviour” zu verweisen, und entdeckt eine zunehmende “Schicksalsuntauglichkeit”. Das ist fast schon eine Frechheit, denn viele Fehlbelastungen im betrieblichen Alltag sind kein Schicksal, sondern Folge von Schlamperei und Unehrlichkeit bei der Planung und der Führung von Prozessen und Projekten. Das schadet nicht nur den Mitarbeitern, sondern dem Geschäft des Unternehmens.
Gut wäre der Artikel, wenn er erläutern würde, dass “Burnout” der falsche Begriff für die richtige Epidemie ist, die aber (erst 15 Jahre nachdem das heutige Arbeitsschutzgesetz erlassen wurde) durch den Burnout-Begriff Aufmerksamkeit erhielt. Das ist einerseits zwar nicht ungefährlich für das Verständnis von Erschöpfungsdepressionen, aber andererseits leider wohl doch notwendig gewesen. Immerhin haben jetzt zwei führende Politikerinnen den gewohnheitsmäßigen Rechtsbruch der Mehrheit der Unternehmen angesprochen. Eine von ihnen rief sogar nach “Burnout-Detektiven“. Wenn wenigstens die Leute von der Gewerbeaufsicht oder der Berufsgenossenschaft kämen und dort genauer hinsähen, dann wäre das auch schon ganz in Ordnung.
Nun kommt der Höhepunkt:

… Ärzte und Lobbyisten sind steht bemüht,
im “Dienste des Volks” neue Geschäftsfelder aufzutun. …

Markus R. Pawelzik ist auch Arzt. Er deutet an, dass hinter der Burnout-Epidemie Geldmacherei stecke. Wie jemand mit dem Burnout-Begriff (in durchaus anständiger Weise) Geschäfte macht, kann Markus R. Pawelzik in der Burnout-Broschüre einer Klinik nachlesen, die von einem Markus R. Pawelzik geleitet wird: http://www.eos-klinik.de/fileadmin/user_upload/burnout_broschuere.pdf
Übrigens: Ein Leiter eines Krankenhauses ist verantwortlich für die vorschriftsmäßige Umsetzung des Arbeitsschutzgesetzes in seiner Klinik. Und im Arbeitsschutz wird nicht nach “auffälligen” Mitarbeitern gefragt, sondern nach auffälligen Arbeitsplätzen. Wie sehr mögen Chefs diese These? Führungskräfte ahnen/wissen, dass es bei ggf. erforderlichen Veränderungen häufig ans Eingemachte geht – Organisation, Personaleinsatz/ -entwicklung, Führung/ Kommunikation – und man dieses (Diskussions-)Risiko scheut. Ich bin neugierig, wie es in der Klinik zugeht, die Markus Pawelzik leitet. Gingen dort mitbestimmte Gefährdungsbeurteilungen ans Eingemachte?

Richtig und falsch

Nachdem “Burnout” nach langem Wegsehen zu einem Thema wurde, wird es nun zum “Modethema” erklärt.
http://www.news4teachers.de/2011/11/modekrankheit-burnout-experte-warnt-vor-fehldiagnosen/

Modekrankheit Burnout: Experte warnt vor Fehldiagnosen
LEIPZIG. Prof. Dr. Ulrich Hegerl, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, hat vor dem “inflationären Gebrauch des schwammigen Begriffs Burnout” gewarnt. Dies könne dazu führen, dass Betroffene verwirrt und möglicherweise falsch behandelt würden.


“Auch wenn ausnahmslos jede Depression mit dem tiefen Gefühl der Erschöpftheit einhergeht, ist jedoch nur bei einer Minderheit der depressiv Erkrankten eine tatsächliche Überforderung der Auslöser der Erkrankung”, sagt der Direktor der Klinik für Psychiagtrie und Psychotherapie der Universität Leipzig. “Bei zahlreichen Menschen mit einer depressiven Episode ist beim besten Willen kein bedeutsamer Auslöser festzustellen. Viele depressiv Erkrankte fühlen sich in einer schweren depressiven Episode zu erschöpft, um ihrer Arbeit nachzugehen, ja um sich selbst zu versorgen; nach erfolgreicher Behandlung und Abklingen der Depression empfinden sie die zuvor als völlige Überforderung wahrgenommene berufliche Tätigkeit wieder als befriedigenden und sinnvollen Teil ihres Lebens”, erklärt der Arzt.
Mehr Schlaf hilft Depressiven nicht
Mit dem Begriff Burnout sei die Vorstellung verbunden, dass langsamer treten, länger schlafen und Urlaub machen gute Bewältigungsstrategien seien. Hegerl: “Verbirgt sich hinter diesem Begriff eine depressive Erkrankung, so sind dies jedoch oft keine empfehlenswerten und oft sogar gefährliche Gegenmaßnahmen.” Menschen mit depressiven Erkrankungen reagierten auf längeren Schlaf und eine längere Bettzeit nicht selten mit Zunahme der Erschöpftheit und Stimmungsverschlechterung. Dagegen sei Schlafentzug eine etablierte antidepressive Behandlung bei stationärer Behandlung.

  • Richtig ist, dass falsche Diagnosen schädlich sind. Burnout (Ausgebrannt sein, ICD-10:  F73.0) ist sogar ein Ausschlusskriterium für das Erschöpfungssyndrom (F48.0). Ausgebranntsein wird aber auch als eine mögliche Ursache des Depersonalisierungssyndroms (F48.1) genannt.
  • Falsch ist (aus der Sicht des Arbeitsschutzes) die Behauptung, dass mit dem Begriff Burnout die Vorstellung verbunden sei, dass langsamer treten, länger schlafen und Urlaub machen gute Bewältigungsstrategien seien. Professionellen Arbeitsschützer sind solche Amateurempfehlungen fremd. Die Schädlichkeit auch von Unterforderung ist im Arbeitsschutz längst bekannt. Bessere Arbeit ist nicht notwengigerweise weniger Arbeit. Prof. Hegels Behauptungen birgt (von Prog. Hegerl wohl nicht beabsichtigte) die Gefahr in sich, dass denjenigen, die sich z.B. als Aufsichtspersonen, Betriebsräte oder Arbeitsschützer gegen psychische Fehlbelastungen bei der Arbeit im Betrieb wenden, ein fehlendes Wissen über Fehlbelastungsursachen und geeignete Gegenmaßnahmen unterstellt wird. Der Arbeitsschutz würde dann eristisch  für Ansichten kritisiert, die sich nicht Arbeitsschützer, sondern erst ihrer Kritiker ausgedacht haben.
  • Richtig ist, dass sich die Belastungen in der Arbeitswelt in den letzten Jahren beträchtlich verändert haben. Die Arbeitsdichte, die Komplexität der Aufgaben, die Anforderungen an Effizienz und generell die psychosozialen Kosten turbulenter Veränderungen sind spürbar gestiegen.
  • Falsch ist es, zu sagen, das zu einem Sachverhalt “beim besten Willen kein bedeutsamer Auslöser festzustellen” sei, wenn dieser Sachverhalt nicht diszipliniert beobachtet wird. Richtig ist nämlich, dass nicht nur dieser beste Wille nicht existiert, sondern dass in großen Teilen der Arbeitswelt sogar nachhaltig und regelwiedrig versucht wurde, die seit 1996 vorgeschriebene Beurteilung von psychisch wirksamen Belastungen zu vermeiden. (Siehe auch: Friedrich Hauß, Arbeitsbelastung und ihre Thematisierung im Betrieb, 1983/1997.)

Arbeitspsychologie in Bayern: Neuer Webauftritt

Die sehr hilfreichen Seiten der Abteilung für Arbeitspsychologie des Bayerisches Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit sind neu gestaltet worden. http://www.lgl.bayern.de/arbeitsschutz/arbeitsmedizin/arbeitspsychologie/ ist auch wieder gut gelungen.

Betriebsräteforschung

http://www.gulmo.de/foerschung.html

…Folgende Projekte werden im Zusammenhang mit der o.a. Untersuchung weiter wissenschaftlich erforscht:

  • Wissenschaftliche Studie zum Stand von Gefährdungsbeurteilungen psychisch belastender Arbeitsbedingungen in Unternehmen der BRD
    zum Fragebogen
  • Die Wirkungsweise von sozialer Unterstützung für Betriebsräte
    Untersucht wird, ob die positive psychische Wirkung von sozialer Unterstützung für Betriebsräte davon abhängt, ob Ihnen konkrete Hilfe (z.B. durch die Beschäftigten) zuteil wird, oder ob Betriebsräte nur „glauben“, dass ihnen eine solche Hilfe zuteil werden wird, wenn es „brenzlig“ wird.
  • Entwicklung eines Stress-Fragebogens für Betriebsräte zur Selbsteinschätzung und Gefährdungsbeurteilung
    Auf Grundlage der o.a. Untersuchung einer bundesweit repräsentativen Auswahl von Betriebsräten wird ein Fragebogen entwickelt, dem Betriebsräte ihre persönliche Stresssituation (stark, mittel, gering) und das entsprechende Stressprofil entnehmen können.
    Hieraus lassen sich konkrete Handlungsmöglichkeiten ableiten.
  • Burnout bei Arbeitnehmervertretern
    Untersucht wird wie hoch der Anteil von Burnout-betroffenen Betriebsräten in Deutschland ist und ob sich Betriebsräte in unterschiedlichen Amtsfunktionen dabei unterscheiden.
  • Die Beanspruchung durch Stress von Betriebsräten in verschiedenen Amtsfunktionen
    Untersucht wird die Stresssituation von verschiedenen Gruppen von Betriebsräten. Es wird der Frage nachgegangen, ob sich z.B. Betriebsratsvorsitzende, stellvertretende Vorsitzende, freigestellte Betriebsratsmitglieder ohne besonderes Mandat und sogenannte „einfache“ nichtfreigestellte Betriebsratsmitglieder hierbei voneinander unterscheiden.

Depression und Burn-out

http://www.arbeit-und-gesundheit.de/webcom/show_article.php/_c-745/_nr-5/_p-1/i.html


[DGUV Arbeit & Gesundheit:] Antriebsschwäche gibt es also bei beiden Syndromen gleichermaßen?
[Marlene Hupke:] Nur auf den ersten Blick. Es gibt einen interessanten Unterschied: Burn-out-Betroffene leiden nicht unter einer generellen Antriebsschwäche. Vielmehr wissen sie, dass es sie zu stark erschöpfen würde, abends noch ein Konzert zu besuchen oder Freunde zu treffen. Sie meiden bewusst zusätzliche Belastungen.
[DGUV:] Depressiv Erkrankte leiden gar nicht so sehr unter Erschöpfung …
[MH:] Genau das haben wissenschaftliche Analysen gezeigt: Personen, die an Depressionen erkrankt sind, leiden nur zum Teil auch unter emotionaler Erschöpfung – dem Kernsymptom des Burn-outs.

Das Interview hatte “Flow” zum Thema. Siehe dazu auch: Mihály Csíkszentmihályi

Tödliche Höflichkeit

Das Thema der psychisch wirksamen Belastung ist in Unternehmen oft eine “heiße Kartoffel”. Vorsicht und Höflichkeit sind gefragt. Ist das hilfreich? Wie kommt es, dass das Thema in vielen Unternehmen jahrelang herumgeschleppt wurde, obwohl zumindestens die Entscheider sahen, dass es angefasst werden muss? Wie gehen wir in Unternehmen mit anderen “sensiblen” Themen um?
Mir geht es nicht darum, der Unhöflichkeit das Wort zu reden. Aber moderne und auf Effizienz getrimmte Unternehmen sind so künstliche Umwelten wie die Cockpits von Flugzeugen. Mit einer Kommunikation, wie sie bei Hofe nötig war, kommen wir hier nicht weiter. Wir können auch ohne Höflichkeit miteinander sprechen ohne uns zu verletzen. Aber wir müssen die Kosten der Höflichkeit wohl erst noch besser verstehen. Dazu leistete Katrin Blawat in der Süddeutschen Zeitung heute einen Beitrag.
http://www.sueddeutsche.de/wissen/kommunikationspannen-die-dunkle-seite-der-hoeflichkeit-1.1244262

Die dunkle Seite der Höflichkeit
2011-12-27, 10:40
Von Katrin Blawat

Manche Menschen riskieren ihr Leben, weil sie nicht unhöflich sein wollen. Die vermeintliche Tugend kann irritieren, zu Missverständnissen führen und manchmal sogar tödlich sein.
Der Kapitän hat die Eisschicht offenbar nicht bemerkt, die Teile der Boeing 737 bedeckt. Vielleicht will er sie auch ignorieren und endlich abheben, immerhin hat der Flug fast zwei Stunden Verspätung. Während sie auf die Starterlaubnis warten, beginnt der Erste Offizier zaghaft, auf die Gefahr hinzuweisen. “Sieh mal, wie da hinten überall das Eis hängt”, sagte er. Pause. Dann der nächste Anlauf: “Siehst du all die Eiszapfen da hinten?” Und schließlich sein letzter Versuch: “Junge, das ist eine verlorene Schlacht hier.”
Dem Ersten Offizier war offenbar bewusst, dass ein derart vereistes Flugzeug zur Lebensgefahr werden kann. Warum aber wurde er nicht deutlicher? Wollte er vermeiden, den in der Hierarchie höher gestellten Kapitän durch harsche Kritik zu verärgern? Blieb er deshalb trotz der brenzligen Situation zurückhaltend und höflich? Endgültig klären lässt sich das nicht mehr. Kurz nachdem das vereiste Flugzeug vom Washington National Airport in Virginia gestartet war, stürzte es in den Potomac. 78 Menschen, unter ihnen der Erste Offizier und der Kapitän, starben an diesem 13. Januar 1982.

Es gibt noch andere Höflichkeitprobleme. Ich hatte insgesamt fast fünf Jahre in Japan gelebt, wo die Höflichkeit – um es höflich zu sagen – sehr ausgeprägt ist. Oft war es dort sehr schwierig, auf den Punkt zu kommen. Auch im Bereich der Nuklearenergie wurden dort wohl viele Probleme nicht angesprochen. Im früheren Japan war es für weniger mächtige Menschen sicherlich oft sehr ungesund, Mißstände offenzulegen. Mit den Technologien und Verfahren von heute ist es ungesund, das nicht zu tun.
 
Links (im Artikel nicht enthalten):

 
Weitere Artikel in der Süddeutschen Zeitung:

  • Emotionale Intelligenz in der Gehaltsverhandlung – Mehr Geld für die Sensiblen, 2011-10-31
  • Folgen von Doppelleben – Wenn das halbe Leben eine Lüge ist, 2011-09-15
  • Vernunft und Risikobereitschaft – Ablasshandel mit der eigenen Psyche, 2011-08-03
  • Absturz der Air France 447 – Ratlos im freien Fall, 2011-07-29
  • Absturz der Air France 447 – Tödliche Fehlerkette, 2011-07-29
  • Air-France-Katastrophe – Dreieinhalb Minuten Absturz, 2011-05-27
  • Sprechen über Gehälter – Nur Fische sind schweigsamer, 2011-02-06
  • Frau am Steuerknüppel – Emanzipation über den Wolken, 2010-12-28
  • Verhaltensforschung und Umweltschutz – Der Nachbar als Motivator, 2010-10-15
  • Beziehungsintelligenz – Wie Kollegen zu Verbündeten werden, 2010-09-29

Leitfaden für Betriebsärzte zu psychischen Belastungen

 
2014-06-16: Die DGUV hat umgeräumt: http://blog.psybel.de/dguv-raeumt-um/
 


http://www.dguv.de/medien/inhalt/praevention/bes_praevgr/arbeitsmedizin/documents/Leitfaden_Psyche_Netz_100310.pdf,
Februar 2010 (Backup)
Inhalt:

Vorwort
1 Rechtliche Grundlagen
1.1 Sozialgesetzbuch VII
1.2 Arbeitsschutzgesetz
1.3 Arbeitssicherheitsgesetz
1.4 Verordnung zur arbeitsmedizinischen Vorsorge
1.5 Bildschirmarbeitsverordnung.
2 Psychische Belastungen und ihre Auswirkungen Kapitel
2.1 Erweitertes Belastungs-Beanspruchungsmodell
2.2 Einteilung psychischer Belastungen
2.3 Spezielle Formen psychischer Belastungen
2.3.1 Traumatische Ereignisse
2.3.2 Mobbing
2.3.3 Burnout-Syndrom
2.4 Kurz- u. langfristige Folgen psychischer Belastung u. Fehlbeanspruchung
2.5 Neue Forschungsansätze
3 Praktische Vorgehensweise im Betrieb
3.1 Mögliche Vorbehalte seitens der Betriebe
3.2 Mögliche wirtschaftliche Vorteile für den Betrieb
3.3 Erkennen psychischer Belastungen und Fehlbeanspruchungen im Betrieb
3.3.1 Die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung
3.3.2 Die Wunschuntersuchung nach § 11 ArbSchG, ArbMedVV
3.3.3 Einführungsgespräch mit dem Unternehmer
3.3.4 Arbeitsplatzbesichtigung, Betriebsbegehung
3.3.5 Weitere mögliche Informationsquellen
3.3.5.1 Auswertung des Unfallgeschehens
3.3.5.2 Analyseverfahren
3.3.5.3 Gefährdungsbeurteilung
3.3.5.4 Vorhandene Arbeits- und Gesundheitsschutzmanagementsysteme
3.3.5.5 Gesundheitsberichte
3.4 Bewertung der ermittelten Information
3.5 Präventionsmaßnahmen.
3.6 Weitere Maßnahmen
4 Beispiele zur psychischen Belastung am Arbeitsplatz Kapitel
4.1 Belastungen von Fahrern im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV)
4.2 Psychische Belastungen von Instandhaltern.
4.3 Manipulation an Schutzeinrichtungen
4.4 Pünktlichkeit im Baugewerbe..
4.5 Druckereibereich Fotosatz
4.6 Altenpflegeheim
4.7 Intensivpflege
4.8 Gestaltung der Arbeit in einem Inbound-Call-Center
4.9 Wiederkehrende monotone Büroarbeit
4.10 Unfall an einer Spritzgießmaschine.
5 Hilfen
5.1 Literatur
5.2 Normen
5.3 Links
5.4 Instrumente
5.5 Depressionen, Angststörungen und traumatische Ereignisse.
5.6 Burnout-Syndrom
5.7 Gesprächsführung
5.8 Mobbing und Gewalt am Arbeitsplatz.
5.9 Neue Forschungsansätze zur Betrachtung der Auswirkungen psychischer Belastungen
5.10 Psychobiologie
5.11 Psychische Belastungen und Gefährdungsbeurteilung.
Glossar

Ähnlich strukturiert, aber knapper: http://blog.psybel.de/2011/02/14/wie-die-aufsicht-prueft/
 
Auszüge:


Beim Mobbing können die folgenden Phasen
unterschieden werden:

  1. Phase: tägliche Konflikte
    • ungelöste Konflikte
    • Schuldzuweisungen
    • persönliche Angriffe
  2. Phase: Mobbing etabliert sich
    • systematische Schikane
    • Verweigerung einer Klärung
    • zunehmende Isolation
  3. Phase: Destruktive Personalverwaltung
    • betriebliche Fehlentscheidungen, z. B. Abmahnung aufgrund von Fehlzeiten
    • unterbleibende Schutzmaßnahmen
  4. Phase: Ausschluss
    • Ausschluss aus der Arbeitswelt, z. B. Eigenkündigung, langfristige Krankschreibung, Frühpensionierung


Soweit ein Ausschnitt aus der Seite 13.
Hemmnisse: Vorbehalte der Arbeitgeber werden in einer Tabelle angesprochen (S. 22 ff.):

  • Wir haben zurzeit andere Sorgen.
  • Wir haben ein gutes Betriebsklima.
  • Das ist bei uns nicht erforderlich.
  • Wir strukturieren gerade um.
  • Wir haben keine Zeit dafür.
  • Zeit- und Kostenaufwand für Maßnahmen sind zu hoch.
  • Mit diesem Thema sind wir überfordert, damit kennen wir uns nicht aus.
  • Für die Gesundheit ist jeder selbst verantwortlich.
  • Unsere Mitarbeiter wollen das nicht.
  • Wo steht, dass wir uns darum kümmern müssen?

Diese aufgezeigte Liste möglicher Vorbehalte seitens der Unternehmer, welche das Thema „Psychische Belastungen im Betrieb“ aufgreifen, ist nicht abschließend. Wichtig ist im Gespräch mit dem Unternehmer, eine Strategie zu überlegen, solche Vorbehalte gezielt zu hinterfragen, zu durchleuchten, zu relativieren und den Unternehmer ggf. lösungsorientiert zu beraten.

Das war aus der Spalte “Vorbehalt” der Tabelle. Die zwei weiteren Spalten “Vorgehensweise” und “Antwortbeispiele” finden Sie in dem Leitfaden.
Im Kapitel Die arbeitsmedizinische Vorsorgeuntersuchung (S. 26 ff) wird dem Betriebsarzt der PHQ-D-Fragebogen vorgeschlagen, wenn der Arzt den Eindruck gewinnt, dass bei einem Mitarbeiter mit großer Wahrscheinlichkeit arbeitsbedingte psychische Fehlbeanspruchungsfolgen vorliegen. Hier geht es dann um eine Selbstauskunft und nicht um Arbeitsverhältnisse. Mitarbeiter können sich Betriebsärzten dann anvertrauen, wenn die Betriebsärzte sich auch proaktiv für die Verhältnisprävention einsetzen und dabei nicht nur den Unternehmer, sondern auch die Arbeitnehmervertreter unterstützen. So ist zum Beispiel die Gefährdungsbeurteilung eine wichtige gesetzlich geforderte Arbeitsgrundlage der Betriebsärzte. Dulden sie jedoch über einen langen Zeitraum unvollständige Gefährdungsbeurteilungen, dann tolerieren sie die Missachtung der Regeln des Arbeitsschutzes. Für Mitarbeiter (und deren Vertreter) wird es in diesen Fällen schwerer, Betriebsärzten zu vertrauen.
Auf den 67 Seiten des Leitfadens ist natürlich noch viel mehr zu finden. Etwas alleine lässt der Leitfaden seine Leser beim Umgang mit der Mitbestimmung der Arbeitnehmervertretung bei der Verhältnisprävention. Die Mitbestimmung gibt Betriebsräten und Personalvertretungen die Möglichkeit, die Arbeit von Betriebsärzten zu unterstützen.