BDP will Unternehmen helfen

http://www.heise.de/resale/artikel/Die-Psyche-macht-den-Stress-nicht-mehr-mit-1564882.html

… Dennoch sieht die Bundesregierung keinen Handlungsbedarf für rechtliche Maßnahmen. Man wolle sich des Themas aber dennoch annehmen und z.B. Grenzwerte festlegen, mit denen sich die Belastung am Arbeitsplatz künftig messen lasse. Man werde den Arbeitgebern Instrumente an die Hand geben, die dabei helfen sollen, das Problem zu lösen. …

Könnte vielleicht jemand in der Bundesregierung einmal auf die Idee kommen, wirklich auf die Umsetzung der bereits bestehenden Arbeitsschutzvorschriften zu achten?

… Konkreter klingt da schon die Ankündigung des Berufsverbandes Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP). Auf seiner Delegiertenkonferenz in Göttingen am 29. April kündigte der BDP an, die breite Implementierung eines Gesundheitsmanagements in Unternehmen fördern zu wollen. Basis sollen unter anderem der Bericht des Verbandes zu psychologischen Faktoren der großen Volkskrankheiten dienen sowie Informationsmaterialien und Checklisten zum betrieblichen Gesundheitsmanagement sowie ein Register mit Kontaktdaten von Gesundheitspsychologen, Coaches, Stress- und Entspannungsexperten. …

(Ein Beispiel für die Berichterstattung von heise.de)

Journalistische Zurückhaltung

Den Linken kann man immerhin zugute halten, dass sie das Thema der psychischen Belastungen am Arbeitsplatz wieder in das Gespräch gebracht haben:
http://blog.psybel.de/2012/04/29/auch-die-linke-leidet-unter-lernschwaeche/.
Die Unternehmen mussten spätenstes seit 2005 gewusst haben, dass sie psychische Belastungen in den Arbeitsschutz einzubeziehen haben. Aber bis heute verstoßen etwa 70% der Unternehmen ganz locker gegen diese Pflicht:
http://blog.psybel.de/2012/03/03/bewusste-pflichtverletzung-seit-1996-oder-seit-2005/
Es herrscht also Anarchie. Wie in diesen Tagen gemeldet wurde, sieht der Bundestag jedoch keinen Handlungsbedarf. Das heißt, dass CDU, CSU und FDP weiterhin Körperverletzung von Arbeitnehmern durch Unternehmer so dulden, wie bisher. Siehe auch:
http://blog.psybel.de/2010/12/02/petition20090202/
Die Medien haben wieder einmal Stoff zum Füllen von Zeilen und Sendungen, das rechtswidrige Verhalten der Mehrheit der Arbeitgeber ist jedoch kein Thema für sie. Die Pflicht zur vollständigen Umsetzung eines Schutzgesetzes gegen Fehlbelastungen am Arbeitsplatz wird seit vielen Jahren ignoriert, aber kaum ein Journalist wundert sich, das nun die Fehlbelastungen ohne die vorgeschriebene Verhältnisprävention steigen. Was mag der Grund für diese journalistische Zurückhaltung sein? Wie sehr sind Journalisten selbst von diesem Rechtbruch betroffen? Ich vermute, dass auch in den Redaktionen der fehlende Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz sowie die wissentliche Missachtung speziell der Bildschirmarbeitsverordnung (z.B. § 3) der Normalfall ist. Journalisten in Führungsfunktionen sind wahrscheinlich nicht allzu motiviert, ihr eigenes Versagen zu thematisieren. Und ihre Mitarbeiter haben schon bei der Recherche die Schere im Kopf:
http://blog.psybel.de/2012/02/12/tabu-thema-in-redaktionen-missachtung-des-arbeitsschutzes/

IG Metall will psychische Erkrankungen amArbeitsplatz zum Thema machen

http://www.seknews.de/2012/03/26/ig-metall-will-psychische-erkrankungen-am-arbeitsplatz-zum-thema-machen/

… Dass psychische Erkrankungen und Burnout keine Erfindungen sondern Realität sind, bestätigte der Leiter des Gesundheitswesens im Volkswagenwerk Baunatal, Professor Reinhard Nöring. „Ich arbeite seit 25 Jahren im Werk. Am Anfang habe ich diese Erkrankungen nicht gesehen, heute aber sehe ich sie“, sagte er. …

2012-06-17: VW hat es wohl auch seinem Betriebsrat zu verdanken, dass das Unternehmen jetzt beim Employer Branding etwas vorzeigen kann. Im “Burn-out-Ranking” vom manager magazin ist VW das zweitfreundlichste DAX-Unternehmen.

… Unter dem zugespitzten Titel „Arbeiten bis zum Burnout – oder bist Du einfach nur nicht hart genug?“ lud die Metallgewerkschaft deshalb Angestellte zu einem Informationsabend ein …

(Link nachträglich eingefügt)
Zum Stichwort “Thematisierung in den Medien” interessiert mich immer auch die von mir genossenschaftlich mitbesessene TAZ. Die Fragestellung der “Metallgewerkschaft” sollte die stahlharten (wenngleich auch feminisierten(※)) Tazzler (Anne Koark und Barbara Dribbusch) doch aufwecken können. Über eine DGB-Studie schreibt dann auch die TAZ etwas: http://www.taz.de/Studie-zu-Arbeitsstress/!90446/. Angesichts des Zeugs, das die Tazzler zum Thema der psychischen Belastung am Arbeitzplatz schreiben, wäre mal ein Interview mit Jochen Prümper fällig. Anne Koark und Barbara Dribbusch könnten da mit dem Fahrrad hinfahren.
(※) “Feminisierung” beklagt jedenfalls “Gerda” am 28.03.2012 um 14:59 Uhr. Schreibt die “Die Wahrheit”-Redaktion jetzt auch schon die Kommentare?

Burnout Thema bei Günther Jauch

2012-03-31: Habe einige Kritiken zu der Sendung gelesen. So schlecht war sie nun auch wieder nicht. Von den Talk-Shows, die ich zu Themen wie Burnout usw. gesehen hatte, war das eigentlich eine der besseren: U.v.d.Leyen sprach den Arbeitsschutz an. Aber Michael Kastner hätte besser in die Gesprächsrunde gehört, als im Publikum sitzen zu müssen.

Motivationsdruck auf Mitarbeiter

Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik
http://blog.psybel.de/grundsaetze-der-behoerdlichen-systemkontrolle/

… Ursachen für Arbeitsschutzmängel müssen aufgedeckt werden. Dabei kann die Ursachenprüfung nicht beim Fehlverhalten des Arbeitnehmers enden, denn allzu häufig finden sich Fehler in der Delegationskette, in der Bereitstellung von Informationen, oder es sind Zuständigkeiten oder Abläufe unklar. …

 
SPIEGEL WISSEN, Patient Seele – Wie die Psyche wieder ins Gleichgewicht kommt,
(132 Seiten, Druckauflage: ca. 240000, Feb. 2012), Nr. 1/2012, S. 115

… Wenn ein Mitarbeiter aber über längere Zeit nichts unternimmt, um sein Problem anzugehen, dann könnte der Vorgesetzte in weiteren Gesprächen auch den Motivationsdruck erhöhen, sagt er [Dr. Werner Kissling, CFDM]. Das könnte dann so klingen: “Wir werden nicht mehr zwölf Monate abwarten, bis Sie etwas unternehmen, um gesund zu werden. Durch klare Ansagen erreiche man oft doch, “dass professionelle Hilfe angenommen wird” …, meint der Psychotrainer. Das letztlich auch im Interesse des erkrankten Mitarbeiters.
Das Modell hat nur einen Haken: Wer auf der Burnour-Spirale schon weit hinabgerutscht ist, hat längst seinen unverstellten Blick dafür verloren, was Gesundheit für ihn mal bedeutet hat. …

Darum schlägt Werner Kissling ein solches “Modell” auch nicht so vor, wie es sich einem unkritischen SPIEGEL-Leser auf den ersten Blick darstellen könnte. In seinen Seminaren rät er Mitarbeitern und Vorgesetzten klar davon ab, Arzt zu spielen. Laien können und dürfen weder “Probleme” von Mitarbeitern als Krankheit diagnostizieren noch Mitarbeiter als psychisch “erkrankt” einstufen.
Werner Kissling ist kein “Psychotrainer”, sondern ein seriöser Psychiater, dessen Institut (der TU-München) Vorträge, Schulungen und Beratung anbietet. Dabei betont er, dass ein funktionierender Arbeitsschutz eine Grundvoraussetzung ist und dass Gefährdungen vorschriftsgemäß beurteilt werden müssen. Im Gegensatz zum SPIEGEL kennt und respektiert Werner Kissling den Arbeitsschutz und die Mitbestimmung. Er bietet auch Betriebsräten Schulungen an.
All das hat der SPIEGEL ignoriert und erweist damit sowohl seinen Lesern wie auch dem von ihm zitierten Arzt keinen Dienst. Auch in dem ganzen 132seitigen Heft habe ich nichts zum Arbeitsschutz und seiner Vernachlässigung durch die Mehrheit der Arbeitgeber gefunden. In Sachen Arbeitsschutz bleiben die Leser unwissend und hilflos.
Die Vernachlässigung der psychischen Belastungen im Arbeitsschutz dermaßen zu ignorieren, muss inzwischen ziemlich anstrengend für Journalisten geworden sein. Diese Vernachlässigung ist inzwischen klar belegt. Die meisten Journalisten ignorieren die Fakten trotzdem: Etwa 70% der Unternehmen beziehen psychisch wirksame Belastungen nicht in den Arbeitsschutz ein. Der SPIEGEL weiß, dass es hier Probleme gibt, kommt aber nicht auf die Idee, dass die beharrliche Missachtung wichtiger Regeln des ganzheitlichen Arbeitsschutzes das Risiko der Mitarbeiter erhöht, durch ihre Arbeitsbedingungen verletzt zu werden. Unter welchen Bedingungen arbeiten eigentlich die Mitarbeiter des SPIEGEL? Ist der Einbezug psychischer Belastungen an den Bildschirmarbeitsplätzen in der SPIEGEL-Redaktion ein Tabu?
Von wichtige Fakten ausblendende Journalisten zu Politikern, die sich eigentlich um die Gesundheit der Bürger kümmern sollten: Auf der Rückseite des Heftes wirbt das FDP-geführte Bundesministerium für Gesundheit (BMG):

Die Vermeidung von zu viel Stress am Arbeitsplatz ist eine gemeinsame Aufgabe. Daran haben alle ihren Anteil.
Ob Arbeitnehmer oder Arbeitgeber: Zu viel Stress schadet uns allen. Nehmen Sie die betriebliche Gesundheitsförderung nicht auf die leichte Schulter. Machen Sie auch mit: www.Unternehmen-unternehmen-Gesundheit.de

Die Bundesregierung erlässt Gesetze, an die sich die Arbeitgeber zu halten haben. Anstatt die Missachtung des Arbeitsschutzgesetzes anzusprechen und die Verantwortung der Arbeitgeber für den Arbeits- und Gesundheitsschutz anzusprechen, macht dieses Ministerium (im Gegensatz zum CDU-geführten Bundesarbeitsministerium) Täter und Opfer gleichermaßen für die Gesundheitsförderung verantwortlich. Dabei ist erwiesen, dass sich Arbeitgeber ohne Motivationsdruck durch die Aufsicht beim Arbeitsschutz mehrheitlich nicht an ihre Pflichten halten würden. Ein zu großer Teil der Klientel der FDP drückt sich davor, den gesetzlichen Verpflichtung zur Umsetzung des Arbeitsschutzgesetzes nachzukommen.
(Aktualisierung: 2012-03-19)

FOCUS spirituell

Der FOCUS 11/2012 (12. März) hat den Titel “So bleibt das ICH stark”. Es gibt vier Beiträge.

  • Kraft aus der Ruhe: Wie gezielte Auszeiten die Psyche stärken und einem Zusammenbruch vorbeugen
  • Starkes Dutzend: Zwölf Regeln für das Gleichgewicht der Seele
  • Pause im Alltag: Drei Übungen, die auch im größten Stress Entspannung bringen
  • Selbsttest: So belastbar sind Sie

Die Autoren Gregor Dolak (Politik), Petra Hollweg (Report), Dr. Christian Pantle (Forschung & Technik / Medizin) und Sylvia Sandides (?) glauben ernsthaft, Martin Seligmann sei eine “Koryphäe der positiven Psychologie”. Ratschlag Nr. 12 auf Seite 78 mag der Grund für diese Erleuchtung sein:

An etwas glauben
Lassen Sie Spiritualität in ihr Leben. Wer an eine höhere Macht glaubt, so Studien, kann Krisen leichter bewältigen.

(Den Link zu staypositiv.com habe ich nachträglich in das Zitat eingebaut.)
Das sind wahrlich umwälzende Erkenntnisse. (Hat sich schon jemand die Arbeitsbedingungen beim FOCUS angesehen? Wie mögen die das Thema der psychischen Belastungen an ihren eigenen Arbeitsplätzen angehen?)
 
Gut, dass der FOKUS so konsequent antiaufklärerisch ist. Der SPIEGEL stand ja auch schon mit einem Fuß in diesem trüben Pfuhl, der allerdings jetzt von Dr. Hubert Burdas buntem Laberblatt besetzt ist. Glücklicherweise gibt es ja auch noch die ZEIT für die etwas aufgeweckteren Leser: http://www.zeit.de/2012/01/Glueck-Unglueck

Glücksphilosophie
Im Herzen der Sekte
Ein schrecklich harmonischer Tag mit Glücksguru Martin Seligman. Am Ende bleibt nur die Flucht. …

… Seligman untersuchte also vorhandene Glückskonzepte, befragte Leute nach ihrem gefühlten Glückspegel (zwischen 1 und 10) und fand die Glücksformel: G=V+L+W. Glück ist Vererbung plus Lebensumstände plus Wille. Wille heißt, durch selbstständiges Tun etwas verändern: durch den Kauf von Seligmans Büchern zum Beispiel …

Karōshi in der Anwalts-Seifenoper

http://www.sat1.de/tv/danni-lowinski/episoden/karoshi

Dannis neue Mandantin ist Monika Ditscheid. Die Mutter eines neugeborenen Kindes ist seit Kurzem Witwe. Ihr Mann hat sich für seinen Job zu Tode gearbeitet, und deshalb will Monika seinen Arbeitgeber nun verklagen. …

Dem Film-Anwalt fällt dann nicht mehr ein, als die Fürsorgepflicht im BGB. Wieder eine Chance verpasst, die Leute in bisschen besser mit dem Arbeitsschutzrecht vertraut zu machen. Die Drehbuchschreiber scheinen ohne eine kompetente Rechtsberatung zu arbeiten.
 
ergo-online.de zum Einbezug psychisch wirksamer Belastungen in den ganzheitlichen Arbeitsschutz:
http://www.ergo-online.de/site.aspx?url=html/gesundheitsvorsorge/psychische_belastungen_stress/psychische_belastungen.htm#7


Arbeitsschutzrecht umfasst psychische Belastungen
Mit dem Arbeitsschutzgesetz (ArbSchG) wurde erstmals eine wirksame Handhabe geschaffen, um psychische Belastungen in den gesetzlichen Arbeitsschutz einzubeziehen. So definiert es Maßnahmen zur menschengerechten Gestaltung der Arbeit explizit als Maßnahmen des Arbeitsschutzes, die vom Arbeitgeber zu treffen sind (§ 2, [§ 3]). Ein solches ganzheitliches Arbeitsschutzverständnis umfasst psychische Faktoren.
Bei der Gefährdungsbeurteilung berücksichtigen
Bei der Gefährdungsbeurteilung sind ebenfalls gemäß Arbeitsschutzgesetz psychische Faktoren zu berücksichtigen (§ 4, § 5).
Der Arbeitgeber hat an Bildschirmarbeitsplätzen psychische Belastungen zu ermitteln und zu beurteilen. Das sieht auch die Bildschirmarbeitsverordnung (§ 3) vor.
Um wirksame Gegenmaßnahmen einzuleiten, ist nach den Ursachen zu fragen, die zu Stress, psychischer Ermüdung, Monotonie usw. mit den entsprechenden Beeinträchtigungen und Gefährdungen führen. Dazu liegen inzwischen zahlreiche Konzepte und Instrumente (z. B. in Form von Handlungsanleitungen, Fragebögen oder Checklisten) vor.

(Links und Text in eckigen Klammern nachträglich eingefügt)
Siehe auch: http://blog.psybel.de/tausendmal-diskutiert-und-doch-ist-nichts-passiert/

Tabuthema Arbeitsschutz

Die Arbeitgeber haben die Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass psychische Fehlbeanspruchungen möglichst vermieden werden. Die folgende Veröffentlichung erhellt die Strategie der Arbeitgeber, von ihrer eigenen Verantwortung abzulenken und statt dessen ihre Mitarbeiter in die Pflicht zu nehmen. Alexander Gunkel hat sich richtig Mühe gegeben, das Wort Arbeitsschutz zu vermeiden. Auch die Presse findet den Arbeitsschutz zu langweilig, obwohl erst die Zwänge des modernen Arbeitsschutz die Arbeitgeber dazu gebracht haben, das Thema der psychischen Belastungen nicht mehr ignorieren zu können.
Arbeitgeber sprechen lieber von “Gesundheitsmanagement” und “Gesundheitsförderung” als von “Arbeitsschutz”. Bei letzterem haben sie sich nach dem Arbeitsschutzgesetz zu richten. Damit haben die Arbeitgeber aber seit 1996 Schwierigkeiten, wie selbst Ursula von der Leyen feststellte:
http://fazjob.net/ratgeber_und_service/beruf_und_chance/fuehrungskraefte/?em_cnt=120637

… Die Ministerin will dazu nicht die Gesetze verschärfen, vielmehr müssten Arbeitgeber die geltenden Arbeitsschutzgesetze besser einhalten: Sieben von zehn Unternehmen ließen das Thema “aus Unwissenheit oder Hilflosigkeit” schleifen, sagte von der Leyen …

Außerdem hat im Arbeitsschutz die Verhältnisprävention Vorrang. Das erschwert es, die Ursachen für psychische Erkrankungen vorwiegend bei den individuellen Mitarbeitern zu verorten. Der Arbeitsschutz aber fragt nicht nach “auffälligen” Mitarbeitern, sondern nach auffälligen Arbeitsplätzen.
Offen Stellen die Arbeitgeber das Arbeitsschutzgesetz nicht in Frage. Wirksamer scheint es zu sein, die schon bisher so hilfreiche “Unwissenheit oder Hilflosigkeit” nicht nur zu pflegen, sondern auch noch zu verstärken:
http://www.arbeitgeber.de/www/arbeitgeber.nsf/files/125D79C3512AFB0FC12579A5002CE46B/$file/Statement%20Gu-Salzgitter.pdf

(Es gilt das gesprochene Wort.)
Statement im Pressegespräch:
Psychische Gesundheit – Abgestimmtes Handeln im Unternehmen schafft Handlungssicherheit und Erfolg
Rede von Alexander Gunkel
(Erstellungsdatum der Datei: 2012-02-14)

Meine Damen und Herren,
noch immer wird der Begriff Gesundheit vor allem mit einem gesunden Körper verbunden. Dabei ist das psychische Befinden für Gesundheit ebenso wichtig.
Den Betrieben ist die Bedeutung der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter seit langem bewusst. Psychische Gesundheit entscheidet ganz maßgeblich darüber, wie einsatz-, leistungs- und belastungsfähig ein Arbeitnehmer ist. Fehlt sie, drohen häufige lange Fehlzeiten und ggf. sogar das vorzeitige Ausscheiden der Arbeitnehmer aus dem Beruf.

Der großen Mehrheit der Betriebe ist spätestens seit 2005 bewusst, dass sie Bestimmungen zum Schutz der psychischen Gesundheit ihrer Mitarbeiter missachten.

Deshalb ist der Erhalt gerade auch der psychischen Gesundheit der Beschäftigten ein ganz wichtiges Anliegen der Arbeitgeber. Viele Betriebe engagieren sich daher mit großem Einsatz, um die psychische Gesundheit ihrer Arbeitnehmer zu stärken, z. B. mit Schulungen zu Zeitmanagement, sportlichen Aktivitäten oder Training von Entspannungsübungen. Sie versuchen die Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass psychische Fehlbeanspruchungen möglichst vermieden werden. Zudem gehört es inzwischen zu jeder guten Führungskräfteschulung, dass Sensibilität für die wichtige Frage der psychischen Gesundheit geweckt wird. 

Zwar ist darum der Erhalt gerade auch der psychischen Gesundheit der Beschäftigten ein ganz wichtiges Anliegen der Arbeitgeber, aber die Notwendigkeit, Vorschriften befolgen zu müssen, ist das Hauptmotiv der Arbeitgeber.

  • Verhaltensprävention: Viele Betriebe engagieren sich daher mit großem Einsatz, um die psychische Gesundheit ihrer Arbeitnehmer zu stärken, z. B. mit Schulungen zu Zeitmanagement, sportlichen Aktivitäten oder Training von Entspannungsübungen. Wenn dabei die Freizeit und das Geld der Arbeitnehmer in Anspruch genommen wird, dann können diese Maßnahmen jedoch nicht als ein Beitrag zur Befolgung der Arbeitsschutzbestimmungen dargestellt werden.
  • Verhältnisprävention: Die Arbeitgeber haben die Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass psychische Fehlbeanspruchungen möglichst vermieden werden. Zudem gehört es inzwischen zu jeder guten Führungskräfteschulung, dass Sensibilität für die wichtige Frage der psychischen Gesundheit geweckt wird. Schulungen, die als im Arbeitsschutz vorgeschriebene Unterweisungen gelten sollen, sind mitbestimmt.

Das Engagement der Betriebe kann dazu beitragen, aber niemals allein sicherstellen, dass eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer psychisch gesund ist und bleibt. Psychische Gesundheit hängt von sehr viel mehr ab als von betrieblichen Faktoren, z. B. von den jeweiligen persönlichen Voraussetzungen, vom Selbstwertgefühl, dem eigenen Verhalten, von Einstellungen und Erwartungen, dem persönlichen Umfeld und von den sozialen Kontakten. Auf all diese Faktoren haben Betriebe jedoch keinen Einfluss.

Dass das Engagement der Betriebe dazu beitragen, aber niemals allein sicherstellen kann, dass eine Arbeitnehmerin oder ein Arbeitnehmer psychisch gesund ist und bleibt, wird gerne von Arbeitgebern betont, um den Anschein zu erwecken, als ob ihnen eine Verantwortung zugewiesen wird, die sie nicht haben.
Da psychische Gesundheit nicht nur von betrieblichen Faktoren abhängen, interessiert sich der Arbeitsschutz eben gerade nicht für die jeweiligen persönlichen Voraussetzungen, für das individuelle Selbstwertgefühl, für das individuelle Verhalten, für individuelle Einstellungen und Erwartungen, für das persönlichen Umfeld und und für individuelle soziale Kontakte. Statt dessen richtet der Arbeitsschutz den Blick auf die Belastungen, die vom Arbeitsplatz ausgehend auf das Individuum wirken. Nur für diese Belastungen sind die Arbeitgeber verantwortlich und haftbar. Keiner verlangt von ihnen, für Belastungen verantwortlich zu sein, auf die Arbeitgeber keinen Einfluss haben.
Obwohl der Arbeitsschutz die Arbeitgeber für die von ihnen nicht beeinflussbaren Faktoren eben gerade nicht verantwortlich macht, weisen sie gerne immer wieder darauf hin, dass Betriebe auf all diese Faktoren keinen Einfluss haben. Möchten sie davon ablenken, dass sie genau dort, wo sie Einfluss haben, seit vielen Jahren nachhaltig gegen die Pflicht verstoßen, psychisch wirksame Belastungen in den Arbeitsschutz einzubeziehen?
Beispiel: Eine Gefährdungsbeurteilung nicht durchzuführen oder sogar darin falsche Angaben zu machen (z.B. Behauptung der Einhaltung der Bildschirmarbeitsverordnung ohne Angabe, dass es die in der Verordnung geforderte Beurteilung psychischer Belastungen nicht gibt) ist eine vom Arbeitgeber zu verantwortende Pflichtverletzung, für die weder die böse Umwelt noch weichliche Mitarbeiter verantwortlich gemacht werden können. Kurz: Das Fehlen einer Beurteilung psychischer Belastungen führt selbst schon zu einer Erhöhung des Gefährdungsrisikos für die Mitarbeiter. Dafür ist der rechtswidrig handelnde Arbeitgeber verantwortlich, nicht seine Mitarbeiter und nicht der Wettbewerb oder ein anderer außerhalb des Unternehmens liegender Faktor.
Es gibt sogar Fälle, in der diese Pflichtverletzung monatelang aufrecht erhalten wurde, obwohl die Arbeitnehmervertretung eine Korrektur verlangt hatte. Solch eine vorsätzliche Pflichtverletzung hat doch auch nichts mit der individuellen seelischen Verfasstheit einzelner Mitarbeiter zu tun. Und umweltbedingt ist der Wille des Arbeitgebers zur Missachtung seiner Pflichten auch nicht. Allerdings hat der Wille, sich über das Gesetz zu stellen, durchaus mit individuellen Einstellungen zu tun: Es geht hier um die individuelle seelische Verfasstheit von Top-Managern.

Deshalb bleibt jeder einzelne Beschäftigte gefordert, selbst dazu beizutragen, psychisch im Gleichgewicht zu bleiben. Wer will, findet dabei inzwischen vielfältige, gut geeignete Unterstützung. Eine nützliche Handlungshilfe für Beschäftigte hat z. B. das Deutsche Netzwerk für Betriebliche Gesundheitsförderung zur Verfügung gestellt.

Weil die Arbeitgeber ihre Pflichten verletzen, bleiben die Beschäftigten gefordert, selbst dazu beizutragen, psychisch im Gleichgewicht zu bleiben. Hallo?!

Für uns Arbeitgeber ist vor allem eins wichtig: Die Probleme mit psychischen Erkrankungen lassen sich nur im gemeinsamen Zusammenwirken aller Beteiligten lösen. Die Betriebe sind dabei ebenso gefordert wie die Betroffenen selbst. Und genauso wichtig ist eine gute medizinische Versorgung sowie vor allem ein gutes Versorgungsmanagement. Hier sind gerade auch die Sozialversicherungsträger in der Pflicht. Wie wir gleich noch an einem guten Beispiel erfahren können, sind die Kranken- und Rentenversicherung dabei auch zunehmend aktiv.

Alexander Gunkel, der für ihre Pflichten verletzende Arbeitgeber spricht, verteilt hier Pflichten an die Sozialversicherungsträger.

Die Betriebe sind bei ihrem Engagement zur Vorbeugung, zur Vermeidung und beim Umgang mit psychischen Erkrankungen auf fachliche Unterstützung angewiesen. Wir sehen dabei die Betriebs- und Werksärzte als unsere ersten Ansprechpartner. Die Zusammenarbeit von Arbeitgebern und Betriebsärzten hat sich über viele Jahrzehnte hinweg bewährt. Sie kann und muss aber noch im Bereich der psychischen Gesundheit optimiert werden. Betriebsärzte, da sind wir gemeinsam überzeugt, können zwei ganz wichtige Aufgaben übernehmen:

  • Zum einen können sie dem einzelnen Beschäftigten durch gezielte individuelle Beratung helfen, Belastungen bei der Arbeit besser zu bewältigen.
  • Zum anderen können die Betriebsärzte die Arbeitgeber vor allem dann unterstützen, wenn es darum geht, mögliche negative Belastungsfaktoren zu vermeiden, und sie können den Arbeitgebern bei der Frage des Umgangs mit psychisch erkrankten Arbeitnehmern helfen.

Um hierfür zu werben und künftig noch besser von den Betriebsund Werksärzten unterstützt werden zu können, wollen wir, BDA und VDBW, mit unserer heutigen Erklärung den Handlungsrahmen für künftige gemeinsame Aktivitäten abstecken.

(Vergleiche dazu: Position von IGM und VDBW.)
Alexander Gunkel führte eigentlich drei Punkte auf:

  • Zum einen sollen Betriebsärste dem einzelnen Beschäftigten durch gezielte individuelle Beratung helfen können, Belastungen bei der Arbeit besser zu bewältigen.
  • Zum anderen sollen die Betriebsärzte die Arbeitgeber vor allem dann unterstützen können, wenn es darum geht, mögliche negative Belastungsfaktoren zu vermeiden,
  • und sie können den Arbeitgebern bei der Frage des Umgangs mit psychisch erkrankten Arbeitnehmern helfen.

Was für ein Glück, dass Ärzte den Eid des Hippokrates geschworen haben – und dass wir daran glauben.

Wie viel sich durch ein konzertiertes Zusammenwirken von Arbeitgebern, Betriebsärzten und Sozialversicherungsträgern erreichen lässt, zeigt das erfolgreiche Modell der Salzgitter AG, das zu geringeren Fehlzeiten und einer besseren Wiedereingliederung vormals psychisch Erkrankter geführt hat.
Anstrengungen, wie sie hier unternommen wurden, lohnen sich nicht nur für die Sozialversicherung, sondern helfen auch den Betrieben, indem sie die Beschäftigungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter erhalten. Arbeitgeber, Betriebsärzte und Sozialversicherung verbindet bislang vor allem das gemeinsame Interesse, die psychische Gesundheit der Beschäftigten zu erhalten bzw. wiederherzustellen.
Jetzt geht es darum, auch gemeinsam zu handeln. Ein Universalmittel gegen psychische Störungen gibt es nicht. Ich bin aber sehr zuversichtlich, dass das Zusammenwirken verschiedener Akteure, wie wir es Ihnen heute präsentieren, viel dazu beiträgt, um auf diesem schwierigen Feld erfolgreich zu sein.

Das Universalmittel gegen psychische Störungen gibt es nicht, aber auf die Idee, das die Verstöße der Mehrheit der Arbeitgeber gegen den Arbeitsschutz das Risiko von psychischen Störungen erhöhen können, kam Alexander Gunkel in seiner Pressearbeit nicht zu sprechen.
Auch scheint ihn die Mitbestimmung nicht zu interessieren. Eine gute Mitbestimmung durch die Beschäftigten erhöht die Resilienz dieser Beschäftigten. Ohne Respekt für die Mitarbeiter und die Arbeitnehmervertreter wird die fürsorgliche Betreuung von Mitarbeitern zur fürsorglichen Bevormundung der Mitarbeiter.
 
Gemeinsame Positionen vom VDBW mit

 
Siehe auch: http://www.arbeitgeber.de/www/arbeitgeber.nsf/id/DE_Search?open=&l=DE&t=All&q=psychisch

SPIEGEL korrigiert Überschrift

Gestern wies ich in “Arbeitsschutz wird schlechter” auf eine KarriereSPIEGEL- Meldung im Web hin: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,818097,00.html (2012-02-29)

Krank im Job
Zahl der Psycho-Rentner steigt
Psychische Belastung im Beruf: Die Zahl der Fälle nimmt zu
Burnout mag ein Modethema sein, hat aber einen realen Hintergrund: Immer mehr Menschen können nicht mehr arbeiten, weil sie psychisch krank sind. Auch die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist gestiegen – hauptsächlich eine Folge des Aufschwungs. …

Heute lese ich auf der gleichen Seite (gleiche URL!):
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,818097,00.html (2012-03-01)

Krank im Job
Ausgebrannt in den Ruhestand
Psychische Belastung im Beruf: Die Zahl der Fälle nimmt zu
Burnout mag ein Modethema sein, hat aber einen realen Hintergrund: Immer mehr Menschen können nicht mehr arbeiten, weil sie psychisch krank sind. Auch die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist gestiegen – hauptsächlich eine Folge des Aufschwungs. …

 
“Zahl der Psycho-Rentner steigt” wurde also ersetzt durch “Ausgebrannt in den Ruhestand”. Das war eine gute Entscheidung. Ich meine das nicht hämisch, denn oft werden Fehler nicht korrigiert, weil sie mit einer Korrektur zugegeben werden würden. Der SPIEGEL ist eben doch ein seriöses Magazin (womit ich meine kleine Gemeinheit im vorigen Artikel korrigiere).
2012-06-11: http://www.google.de/search?q=SPIEGEL+”Zahl+der+Psycho-Rentner+steigt” liefert im Augenblick 2120 Treffer. Darunter war auch KariereSPIEGEL in Facebook – noch immer mit “Psycho-Rentner”. Das Internet ist gnadenlos.
Suche: http://www.google.de/search?q=Burn-out+kein-Modethema

Arbeitsschutz wird schlechter

Anlass für diesen Blog-Eintrag sind Meldungen in zwei Wochenmagazinen. Bei KarriereSPIEGEL fand ich den folgenden BAuA-Link:
http://www.baua.de/de/Informationen-fuer-die-Praxis/Statistiken/Suga/Suga.html

Bericht “Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit”
Unfallverhütungsbericht Arbeit
Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jährlich einen statistischen Bericht zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Deutschland, der einen Überblick über den Stand von Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie deren Entwicklungen gibt. Dieser Bericht wird zum Jahresende des auf das Berichtsjahr folgenden Jahres fertiggestellt und ist daher erst zu Beginn des übernächsten Jahres verfügbar.

Der aktuelle Bericht heißt: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010 – Unfallverhütungsbericht Arbeit. Bei der ZEIT fand ich einen direkteren Link:
http://www.baua.de/de/Presse/Pressemitteilungen/2012/02/pm008-12.html

Fakten: Zahl der Arbeitsunfälle erstmals wieder gestiegen – psychische Erkrankungen nehmen zu
BAuA veröffentlicht Bericht Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010 …

 
Was macht KarriereSPIEGEL daraus?
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,818097,00.html

Zahl der Psycho-Rentner steigt
Psychische Belastung im Beruf: Die Zahl der Fälle nimmt zu
Burnout mag ein Modethema sein, hat aber einen realen Hintergrund: Immer mehr Menschen können nicht mehr arbeiten, weil sie psychisch krank sind. Auch die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist gestiegen – hauptsächlich eine Folge des Aufschwungs. …

“Psycho-Rentner” ist natürlich hochoriginell. So sieht kreativer Journalismus aus. Versucht der SPIEGEL, hier die Kurve zu kriegen und von einer Darstellung des Burnouts als reines Modethema wegzukommen?
(2012-03-01: Heute morgen sah ich, dass der SPIEGEL die Überschrift korrigiert hat.)
 
Nun zur seriöseren Berichterstattung, aber auch nicht mit viel eigener Recherche:
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-02/arbeitsunfaelle-2012

Zahl tödlicher Arbeitsunfälle steigt drastisch an
Wirtschaftlicher Aufschwung und hohes Arbeitstempo fordern ihren Zoll: Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland hat zugenommen, ebenso die psychische Belastung. …

 
In Deutschland gingen wir von einem guten technischen Arbeitsschutz aus und schickten uns an, ihn auch im Bereich der psychischen Belastungen an hohe Standards heranzuführen. Statt dessen hinkt wohl auch der “klassische” Arbeitsschutz der Entwicklung hinterher.
Siehe auch: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-07/arbeitsunfaelle-aufschwung