SPIEGEL korrigiert Überschrift

Gestern wies ich in “Arbeitsschutz wird schlechter” auf eine KarriereSPIEGEL- Meldung im Web hin: http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,818097,00.html (2012-02-29)

Krank im Job
Zahl der Psycho-Rentner steigt
Psychische Belastung im Beruf: Die Zahl der Fälle nimmt zu
Burnout mag ein Modethema sein, hat aber einen realen Hintergrund: Immer mehr Menschen können nicht mehr arbeiten, weil sie psychisch krank sind. Auch die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist gestiegen – hauptsächlich eine Folge des Aufschwungs. …

Heute lese ich auf der gleichen Seite (gleiche URL!):
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,818097,00.html (2012-03-01)

Krank im Job
Ausgebrannt in den Ruhestand
Psychische Belastung im Beruf: Die Zahl der Fälle nimmt zu
Burnout mag ein Modethema sein, hat aber einen realen Hintergrund: Immer mehr Menschen können nicht mehr arbeiten, weil sie psychisch krank sind. Auch die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist gestiegen – hauptsächlich eine Folge des Aufschwungs. …

 
“Zahl der Psycho-Rentner steigt” wurde also ersetzt durch “Ausgebrannt in den Ruhestand”. Das war eine gute Entscheidung. Ich meine das nicht hämisch, denn oft werden Fehler nicht korrigiert, weil sie mit einer Korrektur zugegeben werden würden. Der SPIEGEL ist eben doch ein seriöses Magazin (womit ich meine kleine Gemeinheit im vorigen Artikel korrigiere).
2012-06-11: http://www.google.de/search?q=SPIEGEL+”Zahl+der+Psycho-Rentner+steigt” liefert im Augenblick 2120 Treffer. Darunter war auch KariereSPIEGEL in Facebook – noch immer mit “Psycho-Rentner”. Das Internet ist gnadenlos.
Suche: http://www.google.de/search?q=Burn-out+kein-Modethema

Arbeitsschutz wird schlechter

Anlass für diesen Blog-Eintrag sind Meldungen in zwei Wochenmagazinen. Bei KarriereSPIEGEL fand ich den folgenden BAuA-Link:
http://www.baua.de/de/Informationen-fuer-die-Praxis/Statistiken/Suga/Suga.html

Bericht “Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit”
Unfallverhütungsbericht Arbeit
Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jährlich einen statistischen Bericht zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Deutschland, der einen Überblick über den Stand von Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie deren Entwicklungen gibt. Dieser Bericht wird zum Jahresende des auf das Berichtsjahr folgenden Jahres fertiggestellt und ist daher erst zu Beginn des übernächsten Jahres verfügbar.

Der aktuelle Bericht heißt: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010 – Unfallverhütungsbericht Arbeit. Bei der ZEIT fand ich einen direkteren Link:
http://www.baua.de/de/Presse/Pressemitteilungen/2012/02/pm008-12.html

Fakten: Zahl der Arbeitsunfälle erstmals wieder gestiegen – psychische Erkrankungen nehmen zu
BAuA veröffentlicht Bericht Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010 …

 
Was macht KarriereSPIEGEL daraus?
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,818097,00.html

Zahl der Psycho-Rentner steigt
Psychische Belastung im Beruf: Die Zahl der Fälle nimmt zu
Burnout mag ein Modethema sein, hat aber einen realen Hintergrund: Immer mehr Menschen können nicht mehr arbeiten, weil sie psychisch krank sind. Auch die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist gestiegen – hauptsächlich eine Folge des Aufschwungs. …

“Psycho-Rentner” ist natürlich hochoriginell. So sieht kreativer Journalismus aus. Versucht der SPIEGEL, hier die Kurve zu kriegen und von einer Darstellung des Burnouts als reines Modethema wegzukommen?
(2012-03-01: Heute morgen sah ich, dass der SPIEGEL die Überschrift korrigiert hat.)
 
Nun zur seriöseren Berichterstattung, aber auch nicht mit viel eigener Recherche:
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-02/arbeitsunfaelle-2012

Zahl tödlicher Arbeitsunfälle steigt drastisch an
Wirtschaftlicher Aufschwung und hohes Arbeitstempo fordern ihren Zoll: Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland hat zugenommen, ebenso die psychische Belastung. …

 
In Deutschland gingen wir von einem guten technischen Arbeitsschutz aus und schickten uns an, ihn auch im Bereich der psychischen Belastungen an hohe Standards heranzuführen. Statt dessen hinkt wohl auch der “klassische” Arbeitsschutz der Entwicklung hinterher.
Siehe auch: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-07/arbeitsunfaelle-aufschwung