20 Milliarden Euro Kosten

http://www.inqa.de/Inqa/Navigation/Themen/stress,did=259178.html

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz verursachen Kosten in Milliardenhöhe
Arbeitsbedingte psychische Belastungen verursachen in Deutschland jährlich Kosten von gut sieben bis knapp 20 Milliarden Euro – je nachdem, ob man sich dabei auf arbeitsbedingte psychische Störungen im engen Sinne konzentriert, oder auch körperliche Erkrankungen hinzurechnet, die auf psychische Belastungen am Arbeitsplatz zurückzuführen sind. Das haben der Epidemiologe Wolfgang Bödeker und der Mathematiker Michael Friedrichs im Auftrag der Hans-Böckler-Stiftung ermittelt.
Psychische Probleme seien eine wesentliche Ursache für Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentung, schreiben die Wissenschaftler vom Bundesverband der Betriebskrankenkassen beziehungsweise vom Institut für Prävention und Gesundheitsförderung an der Uniklinik Essen. …

Die Arbeitgeber sparen am Arbeitsschutz und belasten die Krankenkassen. Dazu passt: http://blog.psybel.de/wenn-arbeit-krank-macht/
Ansonsten noch die leider immer wieder nötige Anmerkung: Psychische Belastungen gehören zum Job. Was unnötige Kosten verursacht, sind psychische Fehlbelastungen.

Missachtung des Arbeitsschutzgesetzes in Saarbrücken

SaarbrückerZeitung, Gregor Haschnik
http://www.saarbruecker-zeitung.de/aufmacher/Saarbruecken-Verdi-Belastung-Druck-Stress;art27856,4006083

… Es werde viel über Burnout geredet, aber fast nichts getan: „Die Fälle häufen sich. Doch statt mehr Personal einzustellen und die Zielvorgaben zu senken, machen viele Führungskräfte private Probleme ihrer Mitarbeiter für deren Erschöpfung verantwortlich.“
Die Arbeitskammer (AK) hat in ihrem Betriebsbarometer kürzlich alarmierende Ergebnisse veröffentlicht. 231 Mitarbeitervertreter, die 90 000 Beschäftigte repräsentieren, nahmen an der Befragung teil. Demnach stuften 72 Prozent der Befragten den Leistungsdruck als hoch oder sehr hoch ein. Nur rund 14 Prozent der Arbeitgeber untersuchten die psychische Belastung ihrer Arbeitnehmer vollständig, 29 Prozent teilweise, der Rest gar nicht. …

Diesen Rechtsbruch lassen auch die Aufsichtsbehörden in Saarbrücken 15 Jahre nach Einführung des Arbeitsschutzgesetzes immer noch zu.

Burnout-Detektive

2011-10-17 (21:45): Hübsche Titelseite in der Abendzeitung (München): “Burnout-Detektive in Münchner Firmen – Arbeitsministerin Haderthauer: Aufpasser sollen psychische Risiken im Betrieb kontrollieren”. Und dann unter dem Artikel “Burnout-Aufpasser für Bayern” das schöne Interview auf Seite 16: “Burnout-Prophylaxe: Hier sagt die Ministerin, wie die Gewerbeaufsicht einschreiten soll”. Das Ganze ist auch gut verständliche Aufklärungsarbeit einer Zeitung und einer Ministerin, die wohl auch innerhalb der CSU ihren eigenen Kopf hat. Kompliment.
2011-11-04: Gestern wählte Horst Seehofer den “mental starken” Markus Söder als Nachfolger von Georg Fahrenschon zum neuen Finanzminister Bayerns aus. An dem Rollenbesetzungstheater nahm auch wieder einmal die Öffentlichkeit teil, also eine Gelegenheit der parteiinternen Gegner von Christine Haderthauer, sie ungefähr als so unbeleckt in Finanzfragen darzustellen, wie Markus Söder es ebenfalls ist. Die Wirtschaftslobby in der CSU will wohl ihren Spezln den Besuch von “Burnout-Detektiven” zwar ersparen, aber im Finanzministerium hätte Haderthauer die Steuerfahndung losschicken können. Christine Haderthauer bleibt nun doch Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen, und ich freue mich, dass sie in diesem Amt ihre Arbeit (hoffentlich nicht nur Öffentlichkeitsarbeit im Boulevard) weitermacht.
Siehe auch: http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/47615/Haderthauer_fordert_politische_Initiative_gegen_Burnout.htm.
Nachtrag (2015): Die Entzauberung der Ministerin folgte dann später. Trotz meines Grantelns in diesem Blog sehe ich zunächst das Gute im Menschen.

Burnout-Beauftragter für Bayern

http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/ueberregional/politik_artikel,-Burnout-in-Bayern-_arid,150557.html, Schwäbisches Tageblatt:

Schon vor einem Jahr schlug Söders Staatssekretärin Melanie Huml Alarm: Mehr als die Hälfte der Arbeitnehmer in Bayern arbeite regelmäßig unter Stress, jeder sechste gar oft an der Grenze der Leistungsfähigkeit, und rund zehn Prozent des Krankenstands seien auf psychische Krankheiten zurückzuführen, meldete sie dem Chef. …

In dem Artikel können Sie auch nachlesen, wie die Opposition auf Markus Söders “Burnout-Beauftragten” reagiert: Die Polemik des SPD-Vorsitzenden Florian Pronold macht das Thema kaputt. Das hilft auch nicht weiter.
 
dapd/aerzteblatt.de
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/47759/
Soeder_will_Gesundheitssystem_zukunftsfest_machen.htm

… [Bayern soll] einen Staatsbeauftragten für psychische Erkrankungen bekommen. „Wir werden einen bayerischen Psychiatrie- und Burn-out-Beauftragten berufen“, kündigte der Minister [Markus Söder (CSU) in einer Regierungserklärung zur Gesundheitspolitik] an. Hintergrund sei die Zunahme von psychischen Erkrankungen und Erschöpfungen. Der Beauftragte solle Ansprechpartner für die Akteure in Betrieben und Fachgesellschaften sein und sie beraten. Das Amt sei eine Mittlerfunktion zwischen Praxis, Forschung und Politik. …

Na ja. Meiner Ansicht nach hilft es schon sehr viel weiter, wenn die Gewerbeaufsichten und die Berufsgenossenschaften ihren Job ordentlich ausüben dürfen. Dafür setzt sich Christine Haderthauer ein, eine Kollegin Söders, der wohl auch etwas machen musste, nachdem die “Burnout-Detektive” seiner Kollegin in die Schlagzeilen kamen.

Psychische Krankheiten müssen Thema des Arbeitsschutzes werden

DIE GRÜNEN, 2011-10-17
http://www.gruene-bundestag.de/cms/presse/dok/393/393519.psychische_krankheiten_muessen_thema_des.html

Zu den Zahlen der Deutschen Rentenversicherung, wonach sich psychische Krankheiten in den vergangenen zehn Jahren zum Hauptgrund für das unfreiwillige vorzeitige Ausscheiden aus dem Berufsleben entwickelt haben, erklären Beate Müller-Gemmeke, Sprecherin für Arbeitnehmerrechte, und Maria Klein-Schmeink, Sprecherin für Prävention und Patientenrechte:
Psychische Krankheiten sind mittlerweile der Hauptgrund des Bezugs einer Erwerbsminderungsrente, vor Skelett- und Muskel- sowie Herz- und Kreislauferkrankungen. Kaum eine Woche vergeht, ohne dass Sozialversicherungsträger oder wissenschaftliche Institute über eine Zunahme von psychischen Störungen berichten. Diese Tendenz ist seit Jahren zu beobachten. Umso unverständlicher ist, dass die Bundesregierung vor dem Hintergrund des demografischen Wandels und Rente mit 67 keine Antwort darauf hat. Augen zu und durch – das ist die Devise der Bundesregierung.
Der Umgang mit psychischen Belastungen und Stress am Arbeitsplatz wurde viel zu lange ausschließlich den Arbeitgebenden überlassen. Aber die Eigenverantwortung der Arbeitgebenden hat nicht dazu geführt, dass psychische Krankheiten abnehmen – im Gegenteil.
Die Bundesregierung muss einen Aktionsplan vorlegen und dafür sorgen, dass die Gefährdungsbeurteilung um psychische Belastungen erweitert wird und mit einer Verordnung unterlegt wird. Für alle betrieblichen Akteure sind konkrete Ausführungsbestimmungen und verbindliche Maßnahmen zu schaffen, die aufzeigen, wie Schutzziele bei psychischen Belastungen erreicht werden können.
Diese Kraftanstrengung müssen alle betrieblichen Akteure gemeinsam leisten. Psychische Belastungen und Stress am Arbeitsplatz müssen zudem zu einem zentralen Thema der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie gemacht werden – auch gegen den Widerstand der Arbeitgeberseite.

Anmerkung: Es besteht zwar Verwechselungsgefahr, aber “Arbeitgebende” ist durchaus der physikalisch richtige Begriff für Menschen, die z.B. aus einer traditionell juristischen Sichtweise heraus als “Arbeitnehmer” bezeichnet wurden.

Vorzeitiger unfreiwilliger Ruhestand

http://www.sueddeutsche.de/karriere/
vorzeitiger-unfreiwilliger-ruhestand-aufhoeren-weil-die-seele-leidet-1.1165601

Aufhören, weil die Seele leidet
16.10.2011, 17:23
Von Thomas Öchsner
Psychische Erkrankungen sind mittlerweile der Hauptgrund für den unfreiwilligen Vorruhestand – und der kommt immer früher: Wer vor 30 Jahren vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden musste, war im Durchschnitt 56 Jahre alt. Heute sind vor allem diejenigen, die wegen seelischer Leiden aufhören, wesentlich jünger. Das hat mehrere Gründe. …

Auf Seite 4 (SZ 2011-10-17) gab es dann von “tö” den Kommentar “Wenn Arbeit krank macht”. Der Kommentarschreiber liest anscheinend seine eigene Zeitung nicht. Und er suchte auch nicht in ihrem Archiv: “Wenn Arbeit krank macht” war an gleicher Stelle schon einmal der Titel eines Kommentars, und zwar in der SZ 2010-08-13.
“tö” fragt: “Was zu tun ist?”. Seine Antworten: “Arbeitnehmer müssen lernen, an sich selbst keine überzogenen Ansprüche zu stellen, und die Arbeitgeber dürfen ihre Untergebenen nicht als moderne Arbeitssklaven behandeln …”
Davon, dass diese beiden (die Situation nicht ganz nicht falsch, aber auch nicht ausreichend beschreibenden) Klischees wiedergekäut werden, werden sie auch nicht hilfreicher. Sie lenken von einem ganz anderen Problem ab: Wieso kommt der Kommentator nicht auf die Idee, zu fragen, ob überhaupt ehrlich und diszipliniert gefragt wird, “was zu tun ist”? Einiges, was zu tun ist, ist nämlich seit vielen Jahren vorgeschrieben, wird aber nicht getan. Je nach Quelle kann man erfahren, dass seit Jahren 16% bis (sehr optimistisch geschätzt) 50% der Unternehmer psychisch wirksame Belastungen nicht in die vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilungen mit einbeziehen. Seit spätestens 2004 verstößt die Mehrheit der Unternehmen gegen die Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes und die dazu gehörnden Urteile. Was wäre dagegen zu tun? Aufsicht! Und dass es an Aufsicht fehlt, sollte bei der SZ inzwischen auch bekannt sein.
Wenn die Leute locker bei Rot über die Ampel fahren dürften, würde sich sich doch auch niemand wundern, wenn mehr Verkehrsunfälle passieren. Es kann da doch keine allzu große geistige Herausforderung sein, zu fragen, wie sich der gewohnheitsmäßige Verstoß gegen die Pflicht der Arbeitgeber zum Einbezug psychisch wirksamer Belastungen in den Arbeitsschutz (schon ganz am Anfang, also beim Fragen nach Gefährdungen) auf psychische Erkrankungen auswirkt.
SZ 2010-08-13, S. 4:

… Die Vorbehalte [der Firmen] gegenüber guter Prävention zeigen auch wieder, dass die Pläne von Gesundheitsminister Philipp Rösler [(damals war er das noch)] falsch sind, den Arbeitgeberanteil am Krankenkassenbeitrag einzufrieren. Damit würden künftig die Arbeitnehmer alleine dafür zahlen, dass Firmen durch schlechte Vorsorge die Gesundheit ihrer Belegschaft gefährden.

 



http://www.tagesschau.de/inland/fruehrente100.html

Zahlen im vergangenen Jahr laut Zeitung angestiegen
Psychische Erkrankungen häufiger Grund für Frührente
Die Zahl der Arbeitnehmer, die wegen einer psychischen Erkrankung vorzeitig in Rente, ist im vergangenen Jahr gestiegen. Das berichtet die “Süddeutsche Zeitung” unter Berufung auf neue Zahlen der Deutschen Rentenversicherung.
Demnach mussten sich im Jahr 2010 bundesweit fast 71.000 Frauen und Männer wegen seelischer Störungen vor Erreichen der Altersgrenze von 65 Jahren in den Ruhestand verabschieden. 2009 waren es noch knapp 64.500 gewesen. …

 


Abendzeitung München / dpa:
http://www.abendzeitung-muenchen.de/inhalt.rente-mit-depression-still-und-heimlich-in-die-fruehverrentung.c4d6a420-17fd-4ca7-878e-15e61e25d746.html

Mit Depression still und heimlich in die Frühverrentung
… Burnout ist kein neues Phänomen, aber es breitet sich aus wie ein Ölfleck auf dem Wasser. Die internationalen Konzern-Verflechtungen bei zunehmendem Konkurrenzdruck führen zu höheren Anforderungen an die Arbeitnehmer. Dabei spielen individuelle Fähigkeiten auch eine wichtige Rolle: Manche sind stress-resistenter als andere, die dann auch früher ans Limit kommen.
Um die fatale Entwicklung zu bremsen, muss nach Überzeugung aller Experten in den Betrieben vorbeugend gegengesteuert werden: Das Bundesgesundheitsministerium will dazu in Zusammenarbeit mit Firmen demnächst ein Stressabbauprogramm für Beschäftigte auflegen. …

Nicht falsch, aber nur die halbe Wahrheit. Warum weist die DPA auf die Bedeutung der individuellen Resilienz hin ohne auch die einfach nachprüfbare Missachtung der Arbeitsschutzregeln durch die Mehrheit der Unternehmen zu erwähnen? Warum will das Bundesgesundheitsministerium ein Stressabbauprogramm auflegen anstatt die Unternehmen endlich durch gründliche Gewerbeaufsicht zur Einhaltung bereits bestehender Vorschriften bewegen?
Die gute Nachricht: Wie man es richtig macht, zeigte jüngstens (entgegen meinen eigenen Vorurteilen) ausgerechnet eine CSU-Landesministerin. Und bereits im Jahr 2009 bohrte (entgegen meinen weiteren Vorurteilen) die FDP in Berlin an den richtigen Stellen nach. Hier sind ein paar Politiker der Presse voraus.

Aufsichtspersonen nutzen ihre Möglichkeiten nicht

2011-10-17 (07:57): An Christine Haderthauer, Bayerische Staatsministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen
http://www.facebook.com/topic.php?uid=121811334556687&topic=61

Es ist für Gewerbeaufsichtspersonen oft schwierig, in den Betrieben den Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz zu überprüfen. Die Überprüfung des § 3 der Bildschirmarbeitsverordnung ist aber ganz einfach. Warum aber nutzen Aufsichtspersonen ihre Möglichkeiten nicht? Bittet sie irgend jemand wirksam um Zurückhaltung?
http://www.gesetze-im-internet.de/bildscharbv/__3.html

 
Siehe auch:

Kongressthema Psychische Belastungen

Persönlicher Schutz, betriebliche Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
Internationale Fachmesse mit Kongress, Berlin, 2011-10-18 bis 2011-10-21
 
http://www.aplusa.de/cipp/md_aplusa/custom/pub/show,fair,aplusa11/lang,1/oid,8521/event_id,39/~/Web-EventsDatasheet/events_datasheet

Veranstaltungsdaten
Veranstaltungsort: CCD Süd Stadthalle X
Zeiten: 20.10. 09:15-12:15
Moderatoren: Dr. Jürgen Reusch
Schlagwörter: Kongressveranstaltungen
Weitere Informationen

Federführung:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
Beschreibung:
Gute Arbeit jetzt. Immer mehr Beschäftigte wollen nicht länger vertröstet werden, wenn es um gute, langfristig gesunde Arbeitsbedingungen geht. Der Skandal um die Dortmunder Recyclingfirma ENVIO verdeutlicht, dass die Beschäftigten für schlechten Gesundheitsschutz im Betrieb und den Personallabbau in der Gewerbeaufsicht einen sehr hohen Preis zahlen.
Staatliche Stellen müssen daher das Thema gesunder Arbeitsbedingungen viel stärker aufgreifen und zum Bestandteil staatlicher Strategien, der Aufsicht und der Unterstützung der Betriebe und Beschäftigten machen. Hierzu ist der Arbeitsminister des Landes NRW eingeladen, der zu “Gesunden Betrieben mit gesunden Beschäftigten” referieren wird. Vorschläge zur besseren staatlichen Regulierung der wachsenden psychischen Belastungen werden von der IG Metall vorgestellt.
Hinsichtlich psychischer Belastungen in der Arbeitswelt wird häufig behauptet, das Thema sei schwierig und daher im Betrieb nicht praktikabel zu bearbeiten. Wir wollen zeigen, welche Ansätze zur Zeit angewendet werden und welche Ergebnisse dabei schon jetzt erzielt werden.
Viele Betriebs- und Personalräte stehen aktuell vor der Entscheidung, welche Präventionsschwerpunkte in ihrem Betrieb gesetzt werden sollen. Was ist dabei zu beachten und wie geht das überhaupt? Hierzu berichtet ein Betriebsrat zur Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 in seinem Betrieb.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion wird unter Beteilung der Arbeitsschutzbehörden und der Arbeitgeber über die Rolle des Staates, neu fest gesetzte staatliche Arbeitsschutzziele, notwendige Beiträge des Gesetzgebers sowie die Rolle von Betriebs- und Personalräten bei der Herstellung guter Arbeitsbedingungen diskutiert.
Vorträge:
9:15 Uhr
Begrüßung
DGB Bundesvorstand
Gesunde Betriebe mit gesunden Beschäftigten
Guntram Schneider, Arbeitsminister NRW
Aufschwung auf Kosten guter Arbeit? – Aktuelle Aufgaben der Gewerkschaften und der Politik
Hans Jürgen Urban, IG Metall Vorstandsmitglied
10:35 Uhr
Pause
“Hauptsache Gesundheit” – ein ver.di – Projekt
Stefanie Nutzenberger, ver.di
“Und es geht doch”: Psychische Belastungen erfassen und reduzieren
Anne Jenter, GEW Vorstandsmitglied
Die DGUV Vorschrift 2 – Erfahrungsbericht eines Betriebsrates
Oliver Meier, Betriebsrat STILL GmbH
11:50 – 12:30 Uhr
Diskussion: Gute Arbeit jetzt! Und nicht irgendwann.
Steffen Röddecke, Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI)
Norbert Breutmann, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
sowie Hans Jürgen Urban, Oliver Meier und Anne Jenter
Kurzfassungen der Vorträge:

 
http://www.aplusa.de/cipp/md_aplusa/custom/pub/show,fair,aplusa11/lang,1/oid,8521/event_id,48/~/Web-EventsDatasheet/events_datasheet

Veranstaltungsdaten
Veranstaltungsort: CCD Süd Stadthalle X
Zeiten: 20.10. 14:00-17:00
Moderatoren: Dr. Helmut Nold
Schlagwörter: Kongressveranstaltungen
Psychische Belastungen
Weitere Informationen

Federführung:
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) / Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Beschreibung:
Die Erfassung psychischer Belastungen im Rahmen der gesetzlich geforderten Gefährdungsbeurteilung findet nur unzureichend statt. Unter den Ursachen, die zu dieser Situation führen, werden immer wieder Wissensdefizite und Handlungsunsicherheiten genannt. Beiträge aus der Forschung und der betrieblichen Beratung bestätigen das.
Aus der Erfassung des Bedarfs werden im Workshop verschiedene Qualifizierungsmethoden vorgestellt und Herausforderungen skizziert.
Abschließend runden Praxisbeispiele zu Vorgehensweisen in verschiedenen Betrieben die Veranstaltung ab.
Vorträge:
Qualifizierungsbedarf
14.00 – 14:10 Uhr
Gefährdungsbeurteilung zu psychischen Belastungen – Qualifizierungsdefizite
Dr. Gabriele Richter, BAuA
14.10 – 14:30 Uhr
GDA Koordinierungskreis “Psychische Belastung” – Qualifizierungsbedarf
Bettina Splittgerber, Hessisches Sozialministerium und Christian Pangert, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
14.30 – 14:35 Uhr
Diskussion
Qualifizierungswege
14.35 – 14:55 Uhr
Qualifizierungskonzept des LASI – erste Erfahrungen
Peter Stadler, Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit München und Bettina Splittgerber, Hessisches Sozialministerium
14.55 – 15:25 Uhr
Qualifizierung und Betriebsberatung in der BG RCI
Sabine Schreiber-Costa und Roland Portun, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI)
Qualifizierung von Betriebsräten von der IG BCE
Stefan Weis, Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)
15.25 – 15:30 Uhr
Diskussion
Betriebliche Umsetzungen
15.30 – 15:50 Uhr
Gefährdungsbeurteilung Psychische Belastung bei der Daimler AG – Qualifizierung in der Praxis
Ines Reinhardt, Daimler AG
15.50 – 16:10 Uhr
Wie eine nachhaltige Gesundheitsförderung besser gelingen kann! Beispiel “Finanzverwaltung NRW”
Prof. Dr. Gabriele Elke, Ruhr Universität Bochum
16.10 – 16:15 Uhr
Diskussion
Einstieg und Prozess
16.15 – 16:35 Uhr
Niederschwelliger Einstieg: Vorschlag für eine betriebliche Umsetzung
Karl Busch, Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg (Südwestmetall)
16.35 – 16:55 Uhr
Integration psychischer Belastung in die GB – betrieblicher Erfahrungsbericht
Matthias Holm, Institut für Gesundheitsförderung und Personal
16.55 – 17:00 Uhr
Diskussion
Kurzfassungen der Vorträge:

Dekra: Burnout – der moderne Arbeitsunfall

Diese beiden Pressemeldungen zum “Arbeitssicherheitsbarometer 2011” der DEKRA thematisieren auch den Bereich der psychische Belastungen, die dann aber in dem 28seitigen Text selbst leider kaum eine Rolle spielen. Es geht also eher um den klassischen Arbeitsschutz. Auch der wird jedoch von der großen Mehrheit der Unternehmen vor allem als Pflichtübung betrachtet. Beachten Sie: Auch dort, wo Unternehmer Arbeitssicherheit und Arbeitsschutz vorzeigen können, ist der Einbezug psychisch wirksamer Belastungen eher selten.
 
http://www.dekra.de/de/pressemitteilung?p_p_lifecycle=0&p_p_id=ArticleDisplay_WAR_ArticleDisplay&_ArticleDisplay_WAR_ArticleDisplay_articleID=6729055

DEKRA stellt Arbeitssicherheitsbarometer 2011 vor
Burnout – der moderne Arbeitsunfall
Stuttgart – In den Unternehmen gehen von der Technik immer weniger Gefahren aus; an die Stelle des klassischen Unfalls bei der Arbeit treten innere Kündigung und Burnout. Bei der heutigen Vorstellung des DEKRA Arbeitssicherheitsbarometers 2011 forderten DEKRA Experten die Unternehmen auf, dem Arbeits- und Gesundheitsschutz mehr Beachtung zu schenken und ihn als Investition in die Zukunft zu begreifen. Durch  Ausfallzeiten entsteht der deutschen Wirtschaft nach offiziellen Zahlen ein Schaden von jährlich 43 Mrd. Euro.
Für das DEKRA Arbeitssicherheitsbarometer hat die Expertenorganisation  DEKRA bundesweit über 600 Unternehmen per Online-Fragebogen  zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in ihren Betrieben befragt: nach dem Status, den Zielen und den Zukunftsaufgaben.
Mark Thomä, Mitglied des Vorstands der DEKRA SE und Leiter der Business Unit DEKRA Industrial: „Die positive Entwicklung bei den Unfallzahlen ändert  nichts an der Tatsache, dass die Anzahl der Unfälle und Krankheiten immer noch viel zu hoch ist. Die immer noch häufig als Kostenfaktor wahrgenommene Risikoprävention muss zunehmend als lohnende Investition für das Unternehmen betrachtet werden. Unter dem Strich rechnet sich Arbeits- und Gesundheitsschutz immer.“
Einerseits gibt es einen historischen Tiefstand bei den Arbeitsunfällen, andererseits gerät in den Betrieben das Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz aus dem Fokus. Dies führt dazu, dass der „Produktionsfaktor Mensch“ tendenziell vernachlässigt und der immer komplexeren Arbeitswelt zu wenig Rechnung getragen wird. Die Folge ist ein Anstieg von Belastungen. Burnout und innere Kündigung sind dafür nur zwei Beispiele. Die Befragungsergebnisse machen folgendes deutlich:

  • Das Management erkennt nicht die Produktivitätsreserven, die sich über verringerte Unfallzahlen und Krankheitstage  –  also eine gesunde und  motivierte Belegschaft – verwirklichen lassen. Die Betriebe werden im Arbeitsschutz meist nur aktiv, weil sie gesetzliche Vorschriften befolgen müssen (84 Prozent der Nennungen) und nicht, weil sie den wirtschaftlichen Nutzen sehen (31 Prozent) oder aus „ethischen Gründen“ (38 Prozent).
  • Die Unternehmen sehen im „Verhalten der Mitarbeiter“ selbst die größte Gefahrenquelle. Jeder Zweite (50 Prozent) nennt seine Belegschaft als Hauptquelle für Unfallrisiken, gefolgt von „zunehmenden Druck auf die Mitarbeiter“ (20 Prozent) und „Unkenntnis der Mitarbeiter“ (17 Prozent).
  • Viele Maßnahmen werden  offenbar als wirkungslos empfunden. So veranstalten neun von zehn Unternehmen Schulungen zum Thema Arbeits- und Gesundheitsschutz (89 Prozent), aber nur zwei Drittel (70 Prozent) glaubt an die Wirksamkeit der Maßnahme. An die Wirkung von ausgehängten  Betriebsanweisungen glaubt nicht einmal jeder zweite Befragte (45 Prozent) obwohl vier von fünf Firmen (79 Prozent) Anweisungen aushängen.
  • Die Führungskräfte unterschätzen die Unfallrisiken in ihren Unternehmen insgesamt. Vier von fünf (82 Prozent) der Unternehmen gehen davon aus, dass in ihrem Umfeld das Unfallrisiko „insgesamt geringer“ ist als anderswo.

Lothar Kreutz, Geschäftsführer DEKRA Industrial GmbH: „Der Arbeits- und Gesundheitsschutz steht vor dem Hintergrund alternder Belegschaften, des Fachkräftemangels und einer komplexeren Arbeitswelt vor neuen Aufgaben. In Zukunft werden nachhaltig angelegte, ganzheitliche  Konzepte zum Arbeits- und Gesundheitsschutz benötigt, die die Bedeutung des Produktionsfaktors Mensch angemessener berücksichtigen.“
Sebastian Bartels, DEKRA Konzernbeauftragter Arbeits- und Gesundheitsschutz und Business Line Manager Management Systems: Die Maßnahmen des Arbeits- und Gesundheitsschutzes müssen die Mitarbeiter erreichen, um wirksam zu werden. Es gilt, die Führungskräfte einzubinden, zu schulen und sie in die Lage zu versetzen, ihrer Verantwortung auch im Gesundheitsschutz nachzukommen und eine Vorbildfunktion einnehmen zu können. Das Ziel muss es sein, eine Gesundheits- und Sicherheitskultur zu etablieren, die sich letztlich positiv auf die Produktivität auswirkt.“

(“Die Betriebe werden im Arbeitsschutz meist nur aktiv, weil sie gesetzliche Vorschriften befolgen müssen …” nachträglich durch Fettdruck hervorgehoben; siehe zum Vergleich auch http://blog.psybel.de/esner/)
Anmerkung: Arbeitsunfall der Moderne war bereits im Jahr 2006 die Überschrift eines Artikels von Thomas Gesterkamp in der Zeitschrift des Bundestages “Das Parlament”.
 
http://www.dekra.de/de/pressemitteilung?p_p_lifecycle=0&p_p_id=ArticleDisplay_WAR_ArticleDisplay&_ArticleDisplay_WAR_ArticleDisplay_articleID=6728756

DEKRA: Maßnahmen gegen Burnout und Ausfälle installieren
Fehlzeiten systematisch reduzieren
Stuttgart –  Unternehmen nutzen zu wenig die Möglichkeiten zur Gesundheitsvorsorge im Betrieb, stellen die Experten von DEKRA fest. Wie aus dem DEKRA Arbeitssicherheitsbarometer 2011 hervorgeht, installieren vier von fünf Unternehmen Maßnahmen zum Arbeits- und Gesundheitsschutz in erster Linie, weil es gesetzlich vorgeschrieben ist. Der wirtschaftliche Nutzen einer gesunden Belegschaft ist vielen Führungskräften offenbar zu wenig bewusst – trotz der steigenden Zahl von psychischen Erkrankungen, dem demographischem Wandel und dem Fachkräftemangel. Der deutschen Wirtschaft entsteht nach offiziellen Zahlen durch Arbeitsunfähigkeit ein volkswirtschaftlicher Schaden von 43 Mrd. Euro.
„Der technische Arbeitsschutz ist rechtlich klar geregelt, gegen ungesunden Stress gibt es aber keine vergleichbaren Gesetze“, erläutert Sebastian Bartels, DEKRA Konzernbeauftragter Arbeits- und Gesundheitsschutz. „Hier sind die Unternehmen in der Pflicht, ihre Aufgabe selbst wahrzunehmen und ein System zu installieren, das beispielsweise Fällen von Burnout vorbeugt.“ In einem so genannten betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM) werden alle technischen, organisatorischen und personenbezogenen Maßnahmen zum Gesundheitsschutz systematisch gebündelt, als Regel festgeschrieben und deren Einhaltung überwacht.
So zeigt das DEKRA Arbeitssicherheitsbarometer 2011, für das über 600 Unternehmen befragt wurden, deutliche Defizite im Arbeits- und Gesundheitsschutz in den Unternehmen. Nur ein Drittel der Firmen nennt den wirtschaftlichen Nutzen als Grund, im Arbeits- und Gesundheitsschutz aktiv zu werden. Jeder zweite Befragte sieht im Verhalten seiner Belegschaft selbst die Hauptquelle für Gefährdungen, gefolgt von Stress und Unkenntnis. Einzelmaßnahmen wie Schulungen oder ausgehängte Betriebsanweisungen sind zwar üblich, werden aber selbst vom Management oft für wirkungslos gehalten.
Muskel- und Skeletterkrankungen waren 2009 nach Zahlen des AOK-Reports  2010  für die meisten Krankheitstage verantwortlich (23 Prozent). In der Statistik folgen Atemwegserkrankungen (14 Prozent), akute Verletzungen (12,3 Prozent) und psychische Erkrankungen (8,6 Prozent). Psychische Erkrankungen nehmen laut AOK dabei kontinuierlich zu: Seit 2004 soll sich die Zahl verzehnfacht haben. Bei einer Atemwegserkrankung fehlt ein Beschäftigter im Schnitt  nur 6,5 Tage, bei einer psychischen Erkrankung sind es fast 23 Tage.