Jede zweite Frührente psychisch bedingt

Techniker Krankenkasse: http://m.tk.de/tk/hessen/pressemitteilungen-2012/pressemitteilungen-2011/405442

Deutlicher Anstieg der psychisch bedingten Frührenten in Hessen
Frankfurt am Main, 7. Dezember 2011
Im vergangenen Jahr sind in Hessen 5.806 Menschen, davon 2.625 Männer und 3.181 Frauen, aufgrund psychischer Probleme vorzeitig aus dem Berufsleben ausgeschieden. Das sind 14 Prozent mehr als im Vorjahr und sogar über 38 Prozent mehr als noch im Jahr 2008. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) ist mittlerweile fast jede zweite Frührente psychisch bedingt.
Dr. Barbara Voß, Leiterin der TK-Landesvertretung in Hessen, bezweifelt, dass die Betroffenen durch Frühberentungen entlastet werden. “Viele Menschen finden in ihrer Arbeit Halt und Bestätigung. Wird ihnen diese genommen, kann die psychische Belastung sogar zunehmen.” Anstatt Menschen frühzeitig in Rente zu schicken, wäre es laut Voß wichtiger, rechtzeitig einem belastenden Arbeitsumfeld und dessen gesundheitlichen Folgen wie Burnout oder Sucht entgegenzuwirken. Die TK unterstützt Unternehmen bei solchen Projekten. “Auch ist es wichtig, psychische Erkrankungen im Unternehmen nicht zu tabuisieren und über die individuellen psychosozialen Beanspruchungen am Arbeitsplatz zu sprechen”, so Voß.
Rund elf Prozent der psychisch bedingten Frührenten werden laut TK an Menschen gezahlt, die wegen ihrer Abhängigkeit von Alkohol, Medikamenten oder Drogen nicht mehr arbeiten können. In Hessen waren davon im vergangenen Jahr 642 Menschen betroffen. Drei Viertel davon sind Männer.

(Link nachträglich eingetragen)

Jobfit Petition

http://job-fit.net/index.php/petition

… Die Bundesrepublik Deutschland braucht leistungsfähige Arbeitnehmer, um sich im globalen Wettbewerb zu behaupten. Trotzdem lassen wir es zu, dass viele Arbeitnehmer vorzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden – aufgrund von Erkrankungen, die durch einfache Präventionsmaßnahmen vermeidbar wären. Dabei zeigt die Erfolgsgeschichte des klassischen Arbeitsschutzes, wie effektiv Prävention hier Abhilfe schaffen kann. Die Deutsche Gesellschaft für Arbeitsmedizin und Umweltmedizin (DGAUM) und der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) möchten ihre Erfahrung und Expertise mit in diese Diskussion einbringen. …

Die Petitionsaktion ist schon ganz in Ordnung. Sie lenkt aber auch von der Tatsache ab, dass es den Präventionsansatz schon seit 1996 gibt. Es ist die Mehrheit der Arbeitgeber, die sich dagegen gesperrt hat. Und jetzt tun sie so, als hätten sie die Prävention erfunden.
Darauf nehmen wir zur Beruhigung einen Kräuterzucker und denken an mutigere Stellungnahmen der Betriebsärzte: http://blog.psybel.de/2009/08/10/position-von-betriebsaerzten-und-gewerkschaft/. Vielleicht ging das aber schon zu weit, denn im Gegensatz zum gewöhnlichen Rechtsbrecher muss man bei Unternehmen vorsichtig sein, dass man sie nicht mit Kritik verärgert. Wir leben heute eben in einer Edel-Anarchie, in der Unternehmen sich erst dann freundlicherweise an die Vorschriften halten, wenn man sie von wirtschaftlichen Vorteilen überzeugt. Und so setzen dann auch viele Betriebsärzte auf den Erhalt der Beschäftigungsfähigkeit. Dass es nicht in Ordnung ist, Menschen durch Fehlbelastungen zu verletzen, reicht heute als Argument wohl nicht mehr aus.

Gesundheitsbedingte Frühberentung

Der Bericht ist zwar aus dem Jahr 2006, das Problem wächst aber munter weiter.
Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 30,
Uwe G. Rehfeld, Robert Koch Institut, 2006-04-23
Gesundheitsbedingte Frühberentung
http://www.rki.de/cln_169/nn_199850/DE/Content/GBE/Gesundheitsberichterstattung/
GBEDownloadsT/fruehberentung,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/fruehberentung.pdf

S. 11:

… Im aktuellen Trendverlauf zeigt sich eine ähnliche Entwicklung für alte und neue Bundesländer mit einem weiteren Rückgang der Berentungsalter auf ein Niveau zwischen 49 und 51 Jahren. Dieses wird darauf zurückgeführt, dass jüngere und schwerere Erwerbsminderungsfälle in die Berentung gelangt sind, während Ältere die vorgezogenen Renten, insbesondere wegen Arbeitslosigkeit beantragen. Bemerkenswert ist darüber hinaus das niedrigere Zugangsalter bei Frauen (insgesamt 2003 49,2 Jahre; Männer: 50,7 Jahre). Dies ist auch auf einen hohen Anteil von Frühberentungen auf Grund psychischer Krankheiten (mit Durchschnittsalter 47,3 Jahre bei Arbeiterinnen und 48,3 Jahre bei Angestellten) zurückzuführen. …

S. 14:

… Bei der Frühberentung spielen insbesondere jene Krankheiten eine Rolle, die nicht unmittelbar lebensbedrohlich sind, jedoch die Erwerbsfähigkeit beeinträchtigen. Von erheblicher Bedeutung sind zunächst die psychiatrischen Krankheiten (ICD-9: 290–319/ICD-10: F00–F99) [♀35,5%, ♂24,5%]. Es folgen in der Häufigkeit des Auftretens die so genannten »Verschleiß-Erkrankungen« des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes (ICD-9: 710–739/ICD-10: M00–M99)) [♀19,3%, ♂20,9%], Neubildungen (ICD-9: 140–239/ICD-10: C00–D48) [♀16,1%, ♂13,5%] und Krankheiten des Kreislaufssystems (ICD-9: 390–459/ICD-10: I00–I99) [♀7,2%, ♂16,1%]. …

S. 15:

… Das Gewicht der Krankheitsgruppen für das Berentungsgeschehen hat sich im Zeitablauf bei Männern und Frauen unterschiedlich entwickelt … . Seit 1983 hat sich der Anteil der Kreislauferkrankungen bei den Männern von ehemals fast 40 % auf nunmehr 16 % verringert. Im gleichen Zeitraum stieg der Anteil der Frühberentungen aufgrund von Krankheiten des Skeletts, der Muskeln und des Bindegewebes zunächst von 15 % auf über 30 %; er liegt derzeit bei rund 21 %. Einen bemerkenswerten Verlauf haben darüber hinaus die Berentungen wegen psychischer Erkrankungen genommen: Ihr Anteil ist von rund 8 % im Jahr 1983 auf rund 24 % im Jahre 2003 angestiegen und dürfte als Indikator die zunehmenden psychosozialen Belastungen in Arbeitswelt und Gesellschaft abbilden. …

Das Grundmuster dieser Entwicklungen hat sich bei Frauen in ähnlicher Weise entwickelt: Frühberentungen wegen Kreislauferkrankungen sind im betrachteten Zeitraum von 37 % auf rund 7 % gesunken, der Anteil der psychischen Erkrankungen ist von unter 10 % auf die nunmehr häufigste Erkrankungsart mit rund 35 % angestiegen. Dieser Trend ist noch stärker als bei den Männern und dürfte auf die vielfältigen sozio-psychologischen Belastungen der heutigen Zeit hinweisen, die sich bei Frauen stärker auswirken. …

S. 17:

… Die aus gesundheitlichen Gründen mit einer Erwerbsminderung früher aus dem Erwerbsleben ausscheidenden Rentner haben eine deutlich niedrigere Lebenserwartung. …

(Nachträglich hinzugefügt: Hervorhebungen, Anmerkungen in eckigen Klammern)
Haben die Berufsgenossenschaften und Gewerbeaufsichten deswegen seit 2006 strenger geprüft?
 


Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Heft 48,
Manuela Nöthen und Karin Böhm, Robert Koch Institut, 2010-01-28
Krankheitskosten
http://www.rki.de/cln_169/nn_199850/DE/Content/GBE/Gesundheitsberichterstattung/
GBEDownloadsT/Krankheitskosten,templateId=raw,property=publicationFile.pdf/Krankheitskosten.pdf
, S. 19

11,3%: [Kostenanteil im Jahr 2006 psychischer Erkrankungen an allen Erkrankungen]
9,0%: unter 15 jahre
12,0%: 15 bis 29 Jahre
12,9%: 30 bis 49 Jahre
9,7%: 45 bis 64 Jahre
10,3%: 65 bis 84 Jahre
24,1%: über 85 Jahre

Absolut betrugen im Jahr 2006 die Kosten für psychische Erkrankungen 26,7 Milliarden Euro. (In der Tabelle auf S. 19 ist ein Fehler. Anstelle der 11,3% standen dort irrtümlicherweise 12,4%.)

Vorzeitiger Ruhestand: Schuld ist die Psyche

http://kurier.at/nachrichten/gesundheit/3909856.php

Macht Arbeit krank? Dieser Frage ging der Berufsverband Österreichischer PsychologInnen (BÖP) nach und suchte nach Strategien für erfolgreiches Arbeiten. Schließlich sind psychische Erkrankungen in Österreich der häufigste Grund für Invaliditätspensionen. “Knapp 50 Prozent der krankheitsbedingten Frühpensionierungen sind psychisch bedingt”, weiß Winfried Pinggera, Generaldirektor der Pensionsversicherungsanstalt (PVA). Mit 44,5 Prozent haben sie mittlerweile alle körperlichen Leiden als Hauptursache für den vorzeitigen Ruhestand überholt. …

(Danke an Hans-Dieter Gimbel für den Hinweis)

Die Gefährdungsbeurteilung – das unbekannte Wesen?

Newsletter arbeitsrecht.de 13/11 (Juni 2011)
Redaktion arbeitsrecht.de

Liebe Kolleginnen und Kollegen,
in Fortführung des Newsletters 08/11 zum Thema “Arbeits- und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz” befasst sich die aktuelle Ausgabe mit der Gefährdungsbeurteilung. Viele Betriebe und Behörden machen von diesem Instrument nur eingeschränkt Gebrauch. Dabei existiert die gesetzliche Verpflichtung im Arbeitsschutzgesetz bereits seit fünfzehn Jahren. Es ist wichtig, die Möglichkeiten zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen zu nutzen, um ein gesundes und längeres Arbeitsleben zu ermöglichen. Schließlich ist die Rente mit 65 Jahren schon in weite Ferne gerückt.
Ihre arbeitsrecht.de-Redaktion
 
Die Gefährdungsbeurteilung – das unbekannte Wesen?
Inhaltsübersicht:

  • Einleitung
  • Rechtsgrundlage
  • Wer ist für die Gefährdungsbeurteilung zuständig?
  • Wie wird eine Gefährdungsbeurteilung durchgeführt?
  • Wann ist eine Gefährdungsbeurteilung durchzuführen?
  • Dokumentation der Gefährdungsbeurteilung
  • Handlungshilfen zur Durchführung einer Gefährdungsbeurteilung
  • Welchen Einfluss haben die Mitarbeitergremien?
  • Kostenlast

Einleitung
Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz (EU-OSHA) hat 2008 eine europaweite Informationskampagne für Gefährdungsbeurteilungen entwickelt. Diese richtete sich insbesondere an Hochrisikobranchen und an kleine und mittlere Unternehmen. Dort wird unter anderem betont, dass viele diese Beurteilung als eine einmalige Maßnahme ansehen und sie nicht zur Regel machen. Risiken werden nicht in ihrer Gesamtheit analysiert und beurteilt. Langzeitwirkungen werden vernachlässigt. Insbesondere psychosoziale Faktoren der Arbeitsorganisation werden bei der Gefährdungsbeurteilung nur selten berücksichtigt. Auch die Effizienz der ergriffenen Maßnahmen wird größtenteils nicht überwacht. Das zeigt, dass die Bedeutung der Gefährdungsbeurteilung in der aktuellen Arbeitswelt noch nicht erkannt und genutzt wird.

(Hervorhebung und Link nachträglich eingefügt)
Die Ausgabe 13/11 ging wohl Anfang August online. Ich habe hier nur den Anfang wiedergegeben. Die vollständigen Ausgaben des Newsletters können Sie in einem Abonnement kostenfrei beziehen.
Die Ausgabe 08/11 kann schon im Archiv von arbeitsrecht.de abgerufen werden. Der Absatz “Beteiligung der Arbeitnehmervertretungen” zur Mitbestimmung im Arbeitsschutz hat mich besonders interessiert.

Rente mit 69

Schöne Aussichten:

  • Die Wirtschaftsweisen fordern eine Rente mit 68 und später mit 69. Sie wollen also Rentenkürzung.
  • Ex-Gesundheitsminister Rösler ist nun Wirtschaftsminister und meint, die Leute blieben länger gesund.
  • Die Krankenkassen berichten von einer Zunahme der psychischen Erkrankungen.
  • Der seit 1996 vorgeschriebene ganzheitliche Arbeitsschutz (mit Einbezug psychischer Arbeitsbelastungen) wird
  • Die Politiker sehen der Missachtung des Arbeitsschutzes seit vielen Jahren billigend zu.

Zwischen Arbeitsanfall und Pflegefall bleibt da wohl nicht mehr arg viel Zeit.
Siehe auch: http://www.focus.de/finanzen/altersvorsorge/sozialversicherung-wirtschaftsweise-fuer-rente-mit-68_aid_628605.html

PROCAM und WAI


http://www.assmann-stiftung.de/information/procam-studie/
:

Bei der PROCAM Studie (Prospective Cardiovascular Münster Study) handelt es sich um eine große Beobachtungsstudie mit Schwerpunkt auf Herz- und Gefäßerkrankungen. Eine klassische prospektive Studie – wie die PROCAM-Studie – vergleicht die zu Beginn der Untersuchung erhobenen Daten von Personen, die in dem Nachbeobachtungszeitraum eine Erkrankung entwickeln, mit den Daten der nicht Erkrankten.
Zielsetzung in Prospektivstudien ist es, Risikofaktoren für koronare Herzkrankheiten und Schlaganfall, bzw. auch andere Krankheiten, zu finden, die Risikobestimmung und Früherkennung zu verbessern sowie Empfehlungen für eine frühzeitige Prävention aus den Studiendaten ableiten zu können.

(Hervorhebungen nicht im Originaltext)
Die Studie und die PROCAM-Tests sind eine feine Sache. Es ist gut, wenn sich ein Unternehmen um die Mitarbeiter kümmert und ihnen hilft, das Herzinfarktrisiko zu beurteilen. Aber in Unternehmen, die entgegen den Vorschriften keine ganzheitlichen Gefährdungsbeurteilungen (gehört zur Verhältnisprävention) zustande bringen, sondern sich im Widerspruch zum Arbeitsschutzgesetz bei der Vorsorge primär auf die Beanspruchbarkeit individueller Mitarbeiter konzentrieren (Verhaltensprävention), würde ich sicherlich keine Tests mit mir machen lassen, sondern zum Hausarzt gehen. Denn einem Betriebsarzt fehlt ohne eine ordentliche Gefährdungsbeurteilung eine wichtige (In der ArbMedVV genannte) Grundlage seiner Arbeit. Das darf er nicht zulassen.
Im Vorstand der Assmann-Stiftung sitzt auch Klaus Kleinfeld, ex CEO von Siemens:
http://www.assmann-stiftung.de/en/foundation/executive-board/
 
http://www.arbeitsfaehigkeit.uni-wuppertal.de/
Meine Vorbehalte gelten auch bei einer anderen guten Sache, dem WAI (Work Ability Index). Ein Unternehmen, dass einerseits die “Work Ability” individueller Mitarbeiter messen will, aber andererseits einer Evaluierung ihrer Arbeitsplätze ausweicht, versteht ihre sich aus dem Arbeitsschutzgesetz ergebenden Verpflichtungen nicht.
Ein Beispiel für eine sinnvolle Anwendung des WAI geben Jochen Prümper und Gottfried Richenhagen in Von der Arbeitsunfähigkeit zum Haus der Arbeitsfähigkeit – Der Work Ability Index und seine Anwendung, 2011), http://www.f3.htw-berlin.de/Professoren/Pruemper/publikation/2011/Pruemper_Richenhagen_2011.pdf. Hier wurde mit Messergebnissen gezeigt, dass freundliches und respektvolles Führungsverhalten die Arbeitsfähigkeit erhöht. (Siehe auch: Matthias becker, Imke Ehlbeck, Jochen Prümper: Freundlichkeit und Respekt als Motor der Arbeitsfähigkeit, http://www.f3.htw-berlin.de/Professoren/Pruemper/publikation/2009/Becker_Ehlbeck_Pruemper.pdf.)
 
Betriebsräte müssen wissen: PROCAM und WAI liefern keine den Vorschriften des Arbeitsschutzes gerecht werdenden Instrumente. Im Arbeitsschutz werden nicht Mitarbeiter analysiert, sondern deren Arbeitsplätze und Arbeitsbedingungen. Fehlt der Wille des Arbeitgebers, vor individuellen Präventionsmaßnahmen (Verhaltensprävention) seine Hausaufgaben im Bereich der Verhältnisprävention zu machen, dann sollte der Betriebsrat das eingehend mit der Berufsgenossenschaft und der Gewerbeaufsicht diskutieren. Es ist sinnvoll, Verhaltensprävention und Verhältnisprävention zu verbinden, aber die Verhaltensprävention ist nachrangig zur Verhältnisprävention. Angeboten der Unternehmen zur Verhaltensprävention kann nur vertraut werden, wenn zuvor die Verhältnisprävention mitbestimmt geregelt wurde.

Neue Gesundheitsbroschüre der SICK AG

Im Mai erschien eine neue Gesundheitsbroschüre der SICK AG. Der schon vorhandene Beitrag “SICK ist gesund” wurde entsprechend aktualisiert:
http://blog.psybel.de/2011/02/27/sick-bgm/.
Natürlich lese ich Produkte von Unternehmenskommunikation kritisch. Es wird immer einen Unterschied zwischen der Darstellung von Zielen und und der Wirklichkeit geben. Was mich aber bei der Broschüre von SICK beeindruckt, ist, dass dort Begriffe aus dem Arbeitsschutz ohne Berührungsängste klar benannt werden, die man in den entsprechenden Veröffentlichungen anderer Unternehmen selten so klar und deutlich verwendet sieht.
Suchen Sie zum Beispiel in der Broschüre nach den Begriffen “Gefährdungsbeurteilung” und “Betriebsrat”. Ich vermute einmal, dass es bei dem Thema der psychischen Belastungen auch heute bei SICK unterschiedliche Meinungen zum Vorgehen gibt. Am Anfang des Weges zur ganzgeitlichen Gefährdungsbeurteilung musste der Betriebsrat bei SICK sich seine Mitbestimmungmöglichkeiten ja erst erkämpfen. Heute aber rüstet das Unternehmen seine Belegschaft mit dem Wissen aus, das für die Diskussion benötigt wird. Im Gegensatz zu unternehmensinterner Propaganda ist dies eine Unternehmenskommunikation, die die Mitarbeiter ernst nimmt. Dazu leisten auch externe Berater wohl einen wichtigen Beitrag.
Die Broschüre ist meiner Ansicht auch ein gutes Beispiel für ein anständiges “Employer Branding”: Layouterisch und inhaltlich gut gemacht, also einerseits schon als Werbung gedacht, andererseits aber sehr konkret in den Aussagen. Die Broschüre macht Maßstäbe öffentlich, auf die sich Mitarbeiter auch in Konflikten beziehen können.