Schutz der Integrität und der Würde der Arbeitnehmer

http://kurier.at/karrieren/berufsleben/burn-out-praevention-per-gesetz/1.022.817/print


Um über das Thema altersgerechte Arbeitsplätze und die Grundlagen der Arbeits- und Organisationspsychologie künftig besser Bescheid zu wissen, wird die Ausbildung zum Arbeitsmediziner um 30 Stunden auf 390 Stunden erhöht. Die bisherigen Aufgaben der Arbeitsinspektion werden um den „Schutz der Integrität und der Würde der Arbeitnehmer“ erweitert.

Ein Drittel aller Pensionsantritte erfolgt in Österreich krankheitsbedingt. Der Anteil psychischer Erkrankungen bei den Neuzugängen zur Invaliditätspension beträgt ebenfalls rund ein Drittel. 2004 lag der Anteil erst bei 24 Prozent.

29% der Arbeitnehmer vernachlässigen Arbeit wegen Fehlbelastung

http://www.aerzteblatt.de/archiv/132424

Psychische Belastungen: Jeder Vierte im Job eingeschränkt
PP 11, Ausgabe November 2012, Seite 484
dapd
Wegen psychischer Belastungen vernachlässigen Millionen deutsche Arbeitnehmer laut einer Befragung permanent oder oft ihren Job. Mehr als jeder Vierte (29 Prozent) schaffte es demnach nicht, seine Arbeit so sorgfältig wie gewünscht zu erledigen.

Für Betriebs- und Werksärzte seien seelische Belastungen der Arbeitnehmer ein zunehmendes Problem. Mittlerweile gäben 40 Prozent der Vorruheständler ihre Arbeit wegen psychischer Erkrankungen auf.

 
http://www.heise.de/resale/artikel/Stress-wirkt-sich-negativ-auf-die-Arbeitsleistung-aus-1742216.html

… Der Stress wirkt sich aber nicht nur auf den Job, sondern auch auf das Privatleben aus: 39 Prozent schaffen es aufgrund des Drucks in der Arbeit nicht, ihren privaten Verpflichtungen ausreichend nachzukommen. …

Firmen sollen Burn-out bekämpfen

http://www.sueddeutsche.de/karriere/seelische-gesundheit-in-unternehmen-firmen-sollen-burn-out-bekaempfen-1.1510394

Seelische Gesundheit in Unternehmen
Firmen sollen Burn-out bekämpfen
30.10.2012, 17:24
Von Guido Bohsem und Sibylle Haas
Der Arbeitsschutz in Deutschland stammt aus einer anderen Zeit: Es geht vor allem um die körperliche Unversehrtheit schwer arbeitender Männer. Doch inzwischen ist nicht mehr der Körper das größte Problem, sondern ist die Seele. Darum soll nun das Gesetz um den Schutz der seelischen Gesundheit ergänzt werden.
Eine Gruppe SPD-regierter Länder will das Arbeitsschutzgesetz erweitern. Über eine Bundesratsinitiative soll das Gesetz um den Schutz der seelischen Gesundheit der Beschäftigten ergänzt werden.

Im Juni hatte schon Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, den Umgang mit Handys strikter regeln zu wollen. Das Arbeitsschutzgesetz verlange mit seinem “knallharten Strafenkatalog” von jedem Chef, dass er “Körper und Geist seiner Mitarbeiter aktiv schützt”, sagte die Ministerin.

(Links nachträglich eingetragen)
Es muss ja nicht immer etwas Neues sein, über das eine Zeitung berichtet.
Schön, dass die SZ am Ball bleibt. Hier ist eine Erinnerung durchaus notwendig. Ein Personalratsmitglied schrieb mir:

… bei uns gibt es Erfahrungen mit Gesundheitsprogrammen. Leider aber keine wirklich positiven.
Es gab Versprechen und Ansätze, die aber nie verwirklicht wurden. Insbesondere mit der Einbeziehung von psychischen Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung tut man sich sehr schwer. …

Viele Unternehmen wollen psychische Belastungen nicht wirklich in ihren Arbeitsschutz einbeziehen. Vor Allem wollen sie nicht dokumentieren, dass es arbeitsbedingte Fehlbelastungen gibt. Mitarbeiter, die solche Vorfälle melden, werden sogar noch zusätzlich unter Druck gesetzt. Selbstverpflichtungen (z.B. durch Zertifizierungen nach OHSAS 18001) zur Vorfallsuntersuchung sind dann nur Makulatur. Es gibt eben einen Konflikt zwischen Haftungsabwehr und ehrlicher Gefährdungsbeurteilung. Außerdem macht ein konsequenter ganzheitlicher Arbeitsschutz Führungsstile in einer Weise transparent, an die sich Unternehmensführungen wohl erst noch gewöhnen müssen.
Die Vorschriften des Arbeitsschutzes und die Rechtsprechung reichen eigentlich aus, um den Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz durchzusetzen. Aber das läuft in der Praxis viel zu zäh. Mehr als 15 Jahre der sehr beharrlichen Missachtung der Arbeitsschutzvorschriften durch viele Unternehmen sind ein Beweis für die Anarchie, die hier herrscht. Darum ist die Initiative der vier Länder leider wohl notwendig.

Burn-Out-Kliniken

Wirtschaft und Weiterbildung, 2012/04, S. 47: http://zeitschriften.haufe.de/ePaper/wirtschaft-weiterbildung/2012/E78F4C29/files/assets/seo/page47.html
In der Liste fehlen die Schön-Kliniken, obwohl hier die Ärzte klare Prioritäten setzen: Die Therapie dient nicht der Wiederherstellung der Arbeitsfähigkeit, sondern vor Allem der Gesundung der Patienten.
(Zum in der Liste erwähnten Aufruf zur psychosozialen lage in Deutschland: http://blog.psybel.de/aufruf-zur-psychosozialen-lage/)

Burnout aus Anwaltssicht

Bridge imp und Schiessl SSP Rechtsanwälte informierten im März 2012 über Burnout: http://www.88news.de/bridge-imp-und-schiessl-ssp-rechtsanwaelte-informierenueber-burnout-589242.html/.
Die im Artikel angegebene URL der Präsentation zum Vortrag funktioniert nicht. Probieren Sie statt dessen http://www.bridge-imp.de/tl_files/all/Downloads/Praesentation%20Burnout_DH%20&%20Kinzinger.pdf.

BOSS-Verfahren

http://www.aerztestudie2011.de/fragebogen.php (Röher Parkklinik):

… Ihre Ressourcen und persönlichen Stärken werden mittels der Burnout-Screening-Skalen BOSS III (Hagemann & Geuenich, i.p.) erfasst. …

 
Das Verfahren von W. Hagemann und K. Geuenich (https://www.google.de/search?q=BOSS+burn-out-screening-skalen+Hagemann+Geuenich) mit seinen Burnout-Screening-Skalen scheint verhaltensorientiert zu sein. bei der BAuA finde ich dazu nichts. Das Verfahren kann ein Indikator für “Burnout” von Einzelpersonen sein. Für Unternehmen, die den Forderungen des verhältnispräventionsorientierten Arbeitsschutzes gerecht werden wollen, gibt es geeignetere Verfahren.

Individualisierung geht am eigentlichen Problem vorbei

http://www.dradio.de/dlf/sendungen/hintergrundpolitik/1874215/ (2012-09-23)

… Ob Fernseh-Dokumentationen und -Diskussionsrunden wie hier auf den Sendern Arte und Phoenix, Entspannungsvideos etwa der Firma Sync-Souls oder auch eine unüberschaubare Menge an Ratgeberliteratur – das Thema “Burnout” ist ein Dauerbrenner. Allerdings kritisiert der Münchner Arbeitssoziologe Nick Kratzer, dass Lösungsstrategien für seelische Erschöpfungszustände oft am eigentlichen Problem vorbeigingen.
“Das merkt man immer dann, wenn die Vorschläge individualisiert sind, wenn man sagt, dann sollen halt Beschäftigte mal “Nein” sagen. Der Witz dabei ist, wenn es diese Dilemma-Situation gibt, dann können die Beschäftigten zwar “Nein” sagen und damit vielleicht etwas für ihre Gesundheit oder ihr Sozialleben tun, haben aber im Beruf Probleme. Und andersrum: wenn sie versuchen, die ständig steigenden Anforderungen zu bewältigen, also nicht “Nein” sagen, kriegen sie daheim Probleme.” …

Kamillentee kochen gegen das Burnout

http://derstandard.at/1343745014031/Burnout-Anti-Burnout-Trainings-Maslach

… Das Problem all dieser Angebote Burnout-Trainings, Yoga usw.: Ihre Wirksamkeit ist kaum erforscht. “Wer daran glaubt”, schreibt ein Betroffener in einem Lebenshilfe-Forum, “der kann sich auch Kamillentee kochen gegen das Burnout.” Er dürfe dann nur nicht behaupten, dass er allein durch den Tee geheilt worden sei. (Peter Illetschko, STANDARD, 17.8.2012) …

Auch Der Standard hätte sich mit der Recherche ein bisschen mehr anstrengen sollen: In Österreich gibt es einen Arbeitsschutz, in den der Gesetzgeber jetzt auch explizit psychische Belastungen mit einbeziehen wird. (In Deutschland ergibt sich dieser Einbezug zwar aus der Rechtsprechung und der Bildschirmarbeitsverordnung, aber ich halte die österreichische Lösung für sauberer.)