Achtsamkeit

Vorwarnung: Der Dalai Lama hält die Abschlussrede. Sie können den Dauerkartenkauf also schon mal vergessen.

Internationaler Kongress Achtsamkeit, Hamburg, August 2011
Achtsamkeit ist eine der bekanntesten buddhistischen Methoden heute. Buddhisten aller Traditionen sehen in der Achtsamkeitspraxis die Möglichkeit, tiefere Einsichten in die Wirklichkeit und dadurch mehr innere Freiheit zu erlangen.
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Achtsamkeitspraxis aus dem buddhistischen Kontext herausgelöst und allgemein zugänglich gemacht worden, etwa als Anti-Stress-Methode von Jon Kabat-Zinn. Hier geht es vor allem darum, Dinge bewusst im gegenwärtigen Moment zu tun.
Die Aufmerksamkeit des Geistes zu stärken ist angesichts der Herausforderungen durch Arbeitsverdichtung, Stress und immer neue Kommunikationsmöglichkeiten eine wichtige Aufgabe. Vor allem Kinder und Jugendliche, die zunehmend unter psychischen Belastungen leiden, können sich Elemente der Achtsamkeitspraxis zunutze machen.
Der Kongress zeigt das ganze Spektrum der Achtsamkeitspraxis heute auf. Dabei geht es um den Ursprung und die Bedeutung im buddhistischen Kontext ebenso wie um die moderne Anwendung in Pädagogik, Medizin und Psychologie. Das Ziel ist, die Forschungsergebnisse verschiedener Fachgebiete zusammenzutragen und interdisziplinär zu erörtern.

Bei solchen Sachen schwebt meine Hand schon mal über dem roten Knopf für Esoterikalarm. Aber aus familiären Gründen habe ich den Buddhismus nicht nur als Mode (“asiatische Weisheiten” für Orientierung suchende Langnasen) kennengelernt. Die Grundlagen der Achtsamkeitsmeditation sind eher knochentrocken und unesoterisch: die Mahāsatipatthāna Sutta. (Hinweis für moderne Leser der etwa im 1. Jh. v. Chr. im Pāli-Kanon verschriftlichten Sutta: Die ständigen Wiederholungen gab es in solchen Texten als Merkhilfe für die große Mehrzahl der Leute, die nicht lesen konnte und denen diese Lehrrede darum in Sprechgesängen vorgetragen wurde.)
Wer mehr wissen will: Für “Westler” ist der Einstieg in den Buddhismus über den Kopf ganz in Ordnung, z.B. mit Michael von Brücks Einführung in den Buddhismus (2007). Für die Anwendung des Buddhismus im Westen gibt es auch interessante Veröffentlichungen von und über Serge-Christophe Kolm, allerdings nur in Französisch (Serge-Christophe Kolm – économiste bouddhiste, Interview von Bruno Mattei, Le Monde Dimanche, 1983-10-23). Bekannt ist – zumindest in seiner Branche – Kolm eher als Wirtschaftswissenschaftler und Ökonometriker. Richtig anstrengend ist Nyanaponika Theras Geistestraining durch Achtsamkeit (2000, Original älter).
Ich bin trotz meines Alters dafür vielleicht zu zappelig und spirituell unterentwickelt geblieben.

Esoterisches zu Krankheiten und Unfällen

Esoterik macht vor den Betrieben keinen Halt. Selbst im Arbeitsschutz muss man sich mit esoterischen Einstellungen auseinandersetzen, die durchaus innerbetriebliches Handeln beeinflussen können. Das ist insbesondere dann ein Problem, wenn das nicht offen diskutiert wird. “Geheimlehren” bringen dieses Problem natürlich mit sich.
Über Krankheiten und Unfälle
Thorwald Dethlefsen und Rüdiger Dahlke teilten in Krankheit als Weg noch gemeinsam die Auffassung, Kranke seien selbst verantwortlich für ihre Erkrankung. Inzwischen gehen Dahlke und Dethlefsen getrennte Wege. Ihr gemeinsam geschriebenes Buch wird aber weiterhin gut verkauft.
Beispielsweise behaupten die Autoren in dem Buch: „Der Hörsturz ist die Aufforderung nach innen zu horchen und der inneren Stimme zu gehorchen. Taub wird nur der, der für seine Innere Stimme schon lange taub ist.“[1] Erkrankungen werden auf eine Psychosomatik zurückgeführt, für die alleine die Kranken die Verantwortung haben. Die Autoren gehen soweit, zu postulieren, dass „Unfälle unbewusst motiviert“ seien.[2] Krankheit sei nicht Folge von Fehlentwicklungen, sondern ein Ziel. Dahlke und Dethlefsen definieren teleologisch[3]: „Die Natur wacht darüber, dass der Mensch im Laufe seines Lebens sich immer tiefer ins Kranksein hineinentwickelt, das durch den Tod seinen krönenden Abschluss findet. Das Ziel des körperlichen Teils ist das mineralische Dasein.“[4]

  1. Thorwald Dethlefsen, Rüdiger Dahlke: Krankheit als Weg, 1983/2008, ISBN 978-3-8094-2377-5, S. 212
  2. Dethlefsen, Dahlke; S. 307
  3. Dethlefsen, Dahlke; S. 88-100 (Erläuterung der teleologischen Denkweise)
  4. Dethlefsen, Dahlke; S. 83

Zu “Burnout als Waffe” siehe auch http://blog.psybel.de/furcht-vor-burnout-klagen/

Antrag der SPD und der Grünen in Bremen

http://www.gruene-fraktion-bremen.de/cms/default/dokbin/353/353353.antrag_psychische_belastung_muss_schwerp.pdf

BREMISCHE BÜRGERSCHAFT
Landtag
17. Wahlperiode
Drucksache 17 / 1422
10. 09. 10
Antrag der Fraktionen der SPD und Bündnis 90/Die Grünen
Psychische Belastung muss Schwerpunkt des Arbeitsschutzes werden
In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der psychisch bedingten Krankschreibungen in Deutschland um fast 40 % erhöht, während der Krankenstand mit 3,3 % heute nicht über dem des Jahres 2000 liegt. Nach Angaben der Techniker Krankenkasse (TK) waren 1,6 der durchschnittlich gut zwölf Tagen, die jede/r Arbeitnehmer/-in 2009 krank geschrieben war, psychisch bedingt. Nicht selten bewirken psychische Erkrankungen lange Fehlzeiten im Betrieb. Dennoch werden die Effekte psychischer Belastungen auf körperliche und seelische Gesundheit nach wie vor unterschätzt.
Die von Bund, Ländern und Unfallversicherern getragene Gemeinsame Deutsche Arbeitsschutzstrategie (GDA) berücksichtigt psychische Fehlbelastungen in der Arbeitsperiode 2008 bis 2012 als Querschnittsthema. Einzelschwerpunkte des von der GDA geförderten betrieblichen Gesundheitsschutzes sind derzeit die Vermeidung und Verringerung von Arbeitsunfällen, Muskel-Skelett-Belastungsstörungen und Hauterkrankungen. Vor diesem Hintergrund möge die Bürgerschaft (Landtag) beschließen:

  1. Der Senat wird gebeten, psychischen Fehlbelastungen am Arbeitsplatz im staatlich verantworteten Arbeitsschutz des Landes Bremen angemessen zu berücksichtigen und das Bewusstsein für diese Problematik bei Arbeitgebern/-innen und Arbeitnehmern/-innen aktiv zu fördern.
  2. Die Bürgerschaft (Landtag) bittet den Senat, sich der wachsenden Bedeutung psychischer Erkrankungen im Arbeitsleben entsprechend dafür einzusetzen, dass psychische Belastungsstörungen und Maßnahmen zu ihrer Vermeidung bzw. Verminderung als eigenständiger Arbeitsschwerpunkt in der Gemeinsamen Deutschen Arbeitsschutzstrategie (GDA) verankert werden.

Helga Ziegert, Björn Tschöpe und Fraktion der SPD
Silvia Schön, Dr. Matthias Güldner und Fraktion Bündnis 90/Die Grünen

So richtig begriffen haben diese Politiker das Thema nicht. Mit so allgemein gehaltenen Anträgen wird es hier keinen Fortschritt geben. Konkret erforderlich ist, die Stärkung der Gewerbeaufsicht voranzutreiben. Die GDA bringt diese Stärkung nicht.
Siehe auch: http://www.taz.de/1/nord/bremen/artikel/1/stress-bis-in-die-fuehrungsetagen/

Grüne: Mehr Bewegung in die Prävention

http://www.gruene-bundestag.de/cms/beschluesse/dokbin/355/355046.beschluss_praevention.pdf

… Zudem muss die psychische Belastung am Arbeitsplatz mehr in den Fokus betrieblicher Gesundheitsförderung gestellt werden. 
Steigender Druck in der Arbeitswelt, Verdichtung der Arbeit und mentale Belastung am Arbeitsplatz führen dazu, dass viele Beschäftigte nicht mehr mithalten können und mit seelischen Belastungserscheinungen, langen Fehlzeiten, Burnout und im Extremfall mit Erwerbsunfähigkeit reagieren.
Psychisch bedingte Krankschreibungen haben in den letzten zehn Jahren um 40 Prozent zugenommen. Die häufigsten Diagnosen sind depressive Erkrankungen oder Belastungsstörungen. Die Zunahme von atypischer und prekärer Beschäftigung, die höhere Arbeitsintensität und die „Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit“ durch moderne Kommunikationsmittel, die immer seltener einen selbstbestimmten Arbeitsrhythmus zulassen, gehen an den Menschen nicht spurlos vorbei. Dies zeigt sich vor allem im Dienstleistungssektor, im Gesundheits- und Sozialwesen, in Erziehung und Unterricht, sowie in der Leiharbeitsbranche. Studien belegen den Einfluss der Arbeitsbedingungen auf die Entstehung psychischer Erkrankungen.
Arbeitgeber müssen dafür sorgen, dass ihre Beschäftigten noch mithalten können und Arbeit nicht krank macht. Der Arbeitsschutz in allen Betrieben muss deshalb mehr als heute den Schutz vor Stress und psychischer Überlastung sicherstellen.
Die betriebliche Gesundheitsförderung muss Unternehmen dabei helfen, Maßnahmen zur Stressreduktion und Angebote zur individuellen Stressbewältigung in den Betrieben zu verankern. …

Unter “Prävention und Gesundheitsförderung konsequent weiterentwickeln” beschreiben die Grünen in ihrem Beschluss, wie sie kurzfristig § 20 SGB V weiterentwickeln wollen. Der Anteil der Verhältnisprävention soll auf 50 Prozent der Ausgaben erhöht werden.

Durchsetzungsvermögen

Einsicht in vernünftige Gründe kann ziemlich ungesund sein. Ein Beispiel dafür finden wir im Hagakure, dem berühmten Buch der Samurai (Kapitel 8): Yamamoto Gorozaemon, Vormund des minderjährigen Nabeshima Tsunashige, besuchte den Priester Kurotakiyama Choon, um letzteren davon abzuhalten, Tsunashige in eine buddhistische Gemeinschaft aufzunehmen. Choon wollte dem Willen Gorozaemons folgen, fügte aber noch hinzu, dass er die Aufnahme unterlassen werde, weil er die Gründe Gorozaemons verstehe. Daraufhin stellte Gorozaemon sicher, dass Choon die Aufnahme unterließ. Nun raten Sie mal, wie man zügig sicherstellen kann, dass jemand irgendetwas garantiert unterlässt.
Choons Fehler war nämlich, sich nicht dem reinen Willen des Mächtigeren zu gebeugt zu haben, sondern seiner eigenen Einsicht. In Gorozaemons Stellenbeschreibung stand aber “Durchsetzungsvermögen”.

Pandit Nikhil Banerjee

Alap Raag Maluha Kalyan
http://www.youtube.com/watch?v=GB4sKQhOLEw
(Vidoeoeinbettung nicht verfügbar)
Dhun
http://www.youtube.com/watch?v=hxT-JYLP-bM (aufzeichnungstechnisch leider nicht so gut)

Jogiya
http://www.youtube.com/watch?v=3MgRMOOgt40

Raag Kafi 1975 Part 2
http://www.youtube.com/watch?v=8iPDdPDFqRE

Raag Pahadi
http://www.youtube.com/watch?v=fE6B-vE1DAo