Glaubensfragen

Stefanie Heine, Personalwirtschaft, 2011-10, http://www.personalwirtschaft.de/media/Personalwirtschaft_neu_161209/Startseite/Aktuelle-Ausgabe/PDFs_fuer_Online/pw-1011-PDF-fuer-Online.pdf, S. 10-12 (und auch S. 3)

Arbeiten zwischen zwei Dienstgebern
„Wir sind tolerant“ ist schnell gesagt und noch selbstverständlicher ist, dass die Säkularität in Deutschland den Ton angibt. Tatsächlich aber laufen hinter den öffentlichen Kulissen kulturelle Grabenkämpfe. Der Glaube allgemein bewegt viele Menschen, auch Führungskräfte und Mitarbeiter. Personaler sind gut beraten, mit den Stärken des Phänomens zu arbeiten. […]

Interessanter Artikel. Aber für mich ist auf diesem Gebiet kein Platz zwischen den Fettnäpfchen frei. Und für eine unangreifbare Kodierung der Jagd nach der Erkenntnis fehlt mir sowohl die Erkenntnis wie auch das dichterische Talent.

Achtsamkeit

Vorwarnung: Der Dalai Lama hält die Abschlussrede. Sie können den Dauerkartenkauf also schon mal vergessen.

Internationaler Kongress Achtsamkeit, Hamburg, August 2011
Achtsamkeit ist eine der bekanntesten buddhistischen Methoden heute. Buddhisten aller Traditionen sehen in der Achtsamkeitspraxis die Möglichkeit, tiefere Einsichten in die Wirklichkeit und dadurch mehr innere Freiheit zu erlangen.
In den vergangenen Jahrzehnten ist die Achtsamkeitspraxis aus dem buddhistischen Kontext herausgelöst und allgemein zugänglich gemacht worden, etwa als Anti-Stress-Methode von Jon Kabat-Zinn. Hier geht es vor allem darum, Dinge bewusst im gegenwärtigen Moment zu tun.
Die Aufmerksamkeit des Geistes zu stärken ist angesichts der Herausforderungen durch Arbeitsverdichtung, Stress und immer neue Kommunikationsmöglichkeiten eine wichtige Aufgabe. Vor allem Kinder und Jugendliche, die zunehmend unter psychischen Belastungen leiden, können sich Elemente der Achtsamkeitspraxis zunutze machen.
Der Kongress zeigt das ganze Spektrum der Achtsamkeitspraxis heute auf. Dabei geht es um den Ursprung und die Bedeutung im buddhistischen Kontext ebenso wie um die moderne Anwendung in Pädagogik, Medizin und Psychologie. Das Ziel ist, die Forschungsergebnisse verschiedener Fachgebiete zusammenzutragen und interdisziplinär zu erörtern.

Bei solchen Sachen schwebt meine Hand schon mal über dem roten Knopf für Esoterikalarm. Aber aus familiären Gründen habe ich den Buddhismus nicht nur als Mode (“asiatische Weisheiten” für Orientierung suchende Langnasen) kennengelernt. Die Grundlagen der Achtsamkeitsmeditation sind eher knochentrocken und unesoterisch: die Mahāsatipatthāna Sutta. (Hinweis für moderne Leser der etwa im 1. Jh. v. Chr. im Pāli-Kanon verschriftlichten Sutta: Die ständigen Wiederholungen gab es in solchen Texten als Merkhilfe für die große Mehrzahl der Leute, die nicht lesen konnte und denen diese Lehrrede darum in Sprechgesängen vorgetragen wurde.)
Wer mehr wissen will: Für “Westler” ist der Einstieg in den Buddhismus über den Kopf ganz in Ordnung, z.B. mit Michael von Brücks Einführung in den Buddhismus (2007). Für die Anwendung des Buddhismus im Westen gibt es auch interessante Veröffentlichungen von und über Serge-Christophe Kolm, allerdings nur in Französisch (Serge-Christophe Kolm – économiste bouddhiste, Interview von Bruno Mattei, Le Monde Dimanche, 1983-10-23). Bekannt ist – zumindest in seiner Branche – Kolm eher als Wirtschaftswissenschaftler und Ökonometriker. Richtig anstrengend ist Nyanaponika Theras Geistestraining durch Achtsamkeit (2000, Original älter).
Ich bin trotz meines Alters dafür vielleicht zu zappelig und spirituell unterentwickelt geblieben.