Betriebsratsmitglieder müssen Auditoren werden

http://www.bad-gmbh.de/de/presse/pressemeldungen/meldung/artikel/arbeitsschutz-reduziert-unfallzahlen-und-erkrankungen.html

… Als erstes europäisches Unternehmen hat die B·A·D GmbH ihre „Gefährdungsbeurteilung” nach DIN EN ISO/IEC 17020 [„Anforderungen an den Betrieb verschiedener Typen von Stellen, die Inspektionen durchführen“] akkreditieren lassen. Dabei wird regelmäßig nachgewiesen, dass u. a. die Qualifikation der Mitarbeiter, die verwendeten Arbeitshilfen und Standards sowie die qualitätssichernden Maßnahmen lückenlos ineinander greifen. Für die Beurteilung der Gefährdungen gemäß Paragraph 5 des Arbeitsschutzgesetzes bieten die B·A·D-Experten verschiedene Leistungsmodule an, die unter anderem die Erfüllung der Dokumentationspflicht und Auflistung des Handlungsbedarfes mit Maßnahmenvorschlägen enthalten sowie eine Online-Gefährdungsbeurteilung über das Portal PreSys 2.0.

 
http://www.dakks.de/content/neue-din-en-isoiec-170202012-für-inspektionsstellen-übergangsregelung-der-dakks

Neue DIN EN ISO/IEC 17020:2012 für Inspektionsstellen: Übergangsregelung der DAkkS
07.09.2012
Die Revision der Norm DIN EN ISO/IEC 17020 „Anforderungen an den Betrieb verschiedener Typen von Stellen, die Inspektionen durchführen“ ist mit Veröffentlichung der englischen Originalfassung im März 2012 sowie der deutschen Übersetzung im Juli 2012 abgeschlossen. …

 
Dieses Zertifizierungsgeschäft wird mir langsam unheimlich. Die B·A·D schwingt sich hier als Inspektionsstelle zu einer Autorität auf, die ihre eigene Arbeit nach den von der B·A·D ohne die für anständige Normen erforderliche Konsensbildung in den Markt gedrückte Maßstäben (z.B. DIN SPEC 91020) inspiziert.
Mit dem Zertifizierungsgeschäft im Arbeitsschutz (schon öfter Thema in diesem Blog) kommt auf Betriebsräte eine Herausforderung zu. Die meisten Betriebsräte haben das noch nicht verstanden. Man könnte fast meinen, dass die Sperrigkeit diese Themas nicht ganz unbeabsichtigt ist.
Daher besteht im behördlich überwachten Arbeitsschutz die Gefahr, dass Unternehmen überforderten Gewerbeaufsichten und Berufsgenossenschaften irgendwelche von Zertifizierern und Inspektionsstellen ausgestellten Dokumente vorzeigen werden, die kaum einer wirklich durchgelesen hat, und schon hören die mit zu vielen Inspektionen überlasteten behördlichen Aufsichtspersonen auf, kritisch hinzusehen. (Die LASI-Veröffentlichung 54 könnte dazu anregen.)
Es geht mehr und mehr um formale Normenerfüllung als um das egentliche Ziel: Schutz der Arbeitnehmer. Es gibt leider Beispiele für nach OHSAS 18001 zertifizierte Unternehmen, die ganz offensichtlich wichtige Vorgaben dieses Standards nicht berücksichtigen, aber trotz dieser Mängel zertifiziert wurden und die Zertifizierung nun verwenden, um Kritik an der Qualität ihres Arbeitsschutzmanagementsystems abzuwehren.
Vielleicht bleibt Betriebsräten nichts anderes übrig, ein oder zwei Mitglieder basierend auf der ISO 19011 wenigstens zu internen Auditoren ausbilden zu lassen. In den Unternehmen auditieren sich nämlich die auditierten Arbeitsschutzabteilungen zu häufig selbst. Schon das dürfte nicht passieren, aber es passiert eben doch. Ich hoffe, dass im Zweifelsfall Richter in Einigungsstellen oder in den Gerichten selbst verstehen, dass Betriebsratsmitglieder solche Trainings benötigen, um in den Betrieben mit den internen Auditoren des Arbeitgebers Auditoren auf Augenhöhe zu gelangen.
Darüber hinaus müssen Betriebsräte (‘tschuldigung, natürlich auch Personalräte) verstehen, was der Arbeitgeber und Zertifizierungsgesellschaften bei Zertifizierungsaudits (ISO 17021) miteinander aushandeln. Zu wenige Arbeitnehmervertretungen versuchen, an diesen Audits mitzuwirken. Sie kommen nicht einmal auf die Idee, dass sie sogar ein Recht dazu haben könnten.
Das ganze Standardisierungszeug wirkt auf Betriebsräte (und nicht nur auf sie) ziemlich bürokratisch, theoretisch und kompliziert. Leider aber hilft es den Arbeitgebern, die Kritikfähigkeit von Arbeitnehmervertretungen zu beeinträchtigen. Dagegen kann man aber etwas tun.

B·A·D macht verwirrende Angaben

Zur nach dem PAS-Verfahren erstellten DIN SPEC 91020 “Betriebliches Gesundheitsmanagement”
http://www.bgm.info/bgm_kampagne/zertifizierungsinitiative_bgm.html

… Das DIN sorgte weiter dafür, dass die bereits am Markt existierenden BGM-Systeme weitestgehend in der neuen finden und alle an dem Thema interessierten Kreise in den Erarbeitungsprozess eingebunden wurden. …

… Neben den konsensbasierte Normen bietet das DIN die Erarbeitung von Spezifikationen. Diese ermöglichen in Zeiten immer kürzerer Innovationszyklen, zusammenwachsender Technologien und globalen Wettbewerbs eine schnelle Veröffentlichung von Standards. Aufgrund des nicht zwingend erforderlichen Konsenses können DIN SPEC schneller im Markt erprobt und angewandt werden und so die Effektivität des Wissenstransfers nachhaltig steigern. …

Wieso sorgt dass DIN dafür, dass bei einer DIN SPEC alle an dem Thema interessierten Kreise in den Erarbeitungsprozess eingebunden wurden, wo doch der Vorteil der DIN SPEC darin liegt, keinen Konsens zu benötigen? Wenn das DIN für Konsens sorgen soll, dann hätte man doch gleich eine reguläre DIN-Norm erarbeiten können. Außerdem hat das DIN nicht für Konsens gesorgt, denn die Arbeitnehmer und ihre Vertreter (z.B. Gewerkschaften) fehlten.
Bereits am Markt existierenden BGM-Systeme (http://www.proproduction.de/pdf_firmenpraesentation_12_07_12.pdf, S. 17):
• SCOHS – Social Capital and Occupational Health Standard
• B·A·D Entwurf für ein Betriebliches Gesundheitsmanagement
• Kriterienkatalog des TÜV Nord
• Entwurf der DQS

Zu B·A·D: http://www.bad-gmbh.de/de/presse/pressemeldungen/meldung/artikel/rekordumsatz-fuer-die-bonner-bad-gruppe-1717-millionen-euro.html
 


Zur DIN SPEC 91020 fand ich auf S. 22 und S. 23 von http://www.concada.de/filestore/154/concadaseminare201347.pdf zwei Seminare von Concada, die für das Jahr 2013 vorgesehen sind:

  • Ausbildung zum Auditor für Betriebliches Gesundheitsmanagement – Spezielle BGM Kenntnisse nach DIN SPEC 91020 (V4120 und V4120)
  • Ausbildung zum Auditor für Betriebliches Gesundheitsmanagement – Spezielle AMS Kenntnisse nach DIN SPEC 91020 (V4341)

Das zweite Seminar wendet die DIN SPEC 91020 auf den Arbeits- und Gesundheitsschutz an. Das geht zu weit, denn für diese Bereiche des Arbeitnehmerschutzes hätte das DIN einen Vorschlag für einen PAS-Standard grundsätzlich abgelehnt. Was beabsichtigt Concada (ein Tochterunternehmen von B·A·D) mit solch einem Vorgehen?
http://www.concada.de/app/seminar/detail/1882/V4341_Ausbildung_zum_Auditor_fuer_Betriebliches_Gesundheitsmanagement_-_Spezielle_AMS_Kenntnisse_nach_DIN_SPEC_91020 und http://www.concada.de/files/bgmauditoramskenntnisse2013.pdf (2012-09-26)

Ausbildung zum Auditor für Betriebliches Gesundheitsmanagement – Spezielle AMS Kenntnisse nach DIN SPEC 91020
Seminarbeschreibung:
Basierend auf der neuen DIN SPEC 91020 „Betriebliches Gesundheits-management“ werden im Rahmen dieses Lehrgangs die angehenden BGM Auditoren hinsichtlich der speziellen Arbeitsschutzmanagement-system- (AMS-) Kenntnisse geschult. Dabei werden neben der Vorstellung der relevanten rechtlichen Forderungen die wesentlichen Prozesse im Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie relevante Analyseinstrumente und Kennzahlensysteme erläutert und besprochen. Ein weiterer Schwerpunkt des Seminars liegt auf der Unter-nehmensführung und Prozesslenkung unter Arbeits- und Gesundheits-schutzbezug.
Themenschwerpunkte

  • Aneignung von Kenntnissen in den Arbeits- und Gesundheitsschutz relevanten nationalen Normen, Gesetzen und Vorschriften
  • Unternehmensführung und Prozesslenkung unter Arbeits- und Gesundheitsschutzbezug
  • Basisprozesse im Arbeits- und Gesundheitsschutz
  • Kenntnisse zu Arbeits- und Gesundheitsschutz – relevante Analyseinstrumente und Kennzahlensysteme
  • Weitere ausgewählte Unternehmensprozesse mit besonderer Arbeits- und Gesundheitsschutzrelevanz


Referenten: Mitarbeiter der B•A•D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH

(Die concada GmbH ist ein Tochterunternehmen der B·A·D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik GmbH)
In der oben stehende Seminarbeschreibung wird der Eindruck erweckt, es gäbe “spezielle AMS Kenntnisse nach DIN SPEC 91020”. Aber es wird nicht klargestellt, dass die DIN SPEC 91020 unter der Voraussetzung erarbeitet wurde, dass sie keine Aspekte des Arbeits- und Gesundheitsschutzes enthält. Das DIN stellt nämlich klar:

Ausgangspunkt für die Erarbeitung einer DIN SPEC (PAS) ist eine Anfrage durch eine Person, Organisation oder einen Normenausschuss an den Bereich Innovation (I) des DIN. Die Initiierung des Projektes erfolgt somit durch den Kunden (Initiator). Eine Anfrage, die Aspekte des Arbeits-, Gesundheits-, Umwelt- und Brandschutzes enthält, wird vom DIN grundsätzlich abgelehnt. 

Rein gefahrenorientierte Vorgehensweise

http://www.uni-oldenburg.de/verwaltung/betriebsarzt/download/Infoschreiben_BGM_11-05-18-1.doc, B·A·D GmbH, 2011-05:

Betriebliches Gesundheitsmanagement – So gehen Sie es an
Wie erreicht man einen nachhaltigen Unternehmenserfolg? Zunehmend mehr Unternehmen erkennen die wirtschaftliche Notwendigkeit eines Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Nur wer dauerhaft die richtigen Rahmenbedingungen schafft, um die Potenziale der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu nutzen und zu fördern, kann im Wettbewerb bestehen. …
… auf Dauer versprechen eine rein gefahrenorientierte Vorgehensweise oder Einzelmaßnahmen keinen Erfolg. Gefragt ist vielmehr ein systematisches, ganzheitliches Vorgehen. Mit Betrieblichem Gesundheitsmanagement schaffen Unternehmen geeignete Rahmenbedingungen für eine bessere physische und psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter. Es gilt Potenziale zu erschließen, mit denen sich Fehlzeiten senken, die Zufriedenheit der Mitarbeiter am Arbeitsplatz erhöhen oder das Image der Organisation verbessern lassen.
Daraus resultieren entsprechende betriebswirtschaftliche Effekte: Unternehmen, die sich aktiv um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter kümmern, sind produktiver und damit besser für den Wettbewerb gerüstet. …

Beim Unterschied zwischen dem freiwilligen Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) und dem gesetzlich vorgeschriebenen Arbeitsschutz scheint letzterer gefahrenorientierter zu sein, aber wenn Sie sich die Präsentation der B·A·D durchlesen, dann verstehen Sie, dass auch das BGM vorwiegend der Minderung schädlicher Auswirkungen von Gefährdungen widmet. Der eigentliche Unterschied liegt darin, dass B·A·D im BGM vorwiegend die Verhaltensprävention beschreibt, während der Arbeitsschutz verhältnispräventiv arbeitet. Dieser Unterschied wird bei den Anbietern von BGM kaum thematisiert.
Eine rein gefahrenorientierte Vorgehensweise mag nicht reichen, aber das berechtigt Unternehmen noch lange nicht dazu, auf die gesetzlich vorgeschriebene gefahrenorientierte Vorgehensweise zu verzichten. BGM kann ohne Arbeitsschutz nicht funktionieren. Ohne gute Arbeitsschutzprozesse ist BGM nicht glaubwürdig. Interessanterweise liest man davon wenig bei B·A·D – obwohl B·A·D Anteile (2007: 70%) an 3Cert hat, der ersten Zertifizierungsgesellschaft für OHSAS 18001 in Deutschland. Allerdings lag der Anteil an von 3Cert erteilten Zertifikaten für OHSAS im Jahr 2011 nur bei 1%.
http://www.3cert.de/images/stories/internetversion.pdf

Im Rahmen ihrer Nachhaltigkeitsphilosophie implementieren vor allem global agierende Unternehmen Arbeits- und Gesundheitsschutzsysteme auch an diesen Standorten und fordern den Nachweis von Arbeits- und Gesundheitsschutz von ihren Lieferanten.
Regelwerke: Unsere Kundenverteilung (3Cert, 2011)

  • ISO 9001: 44%
  • qu.no/KPQM: 28%
  • ISO 9001 + MAAS: 18%
  • QEP: 6%
  • Personalzertifizierung: 3%
  • OHSAS: 1%

(Hervorhebungen nachträglich eingetragen)
Die von B·A·D kräftig in den Markt gepuschte DIN SPEC 91020 konnte im Jahr 2011 natürlich noch nicht dabei sein.

WARNING: DIN SPEC 91020 is not a safety standard!

Update 2015-12:
As with BS PAS 1010:2011, the German certification industry uses the DIN SPEC 91020 to introduce such a “standard light” to occupational health and saftey. On December 2015 the DAkkS accredits CABs who issue certificates for “health management”. Even though DIN SPEC 91020 is not a safety standard, I fear that it will misused for claims of certified enterprises to have a certified OH&S management.
 
Update 2014-10:
The PAS procedure is described here: http://www.spec.din.de/cmd?level=tpl-rubrik&menuid=81501&cmsareaid=81501&menurubricid=87633&cmsrubid=87633. But DIN changed the content of that page. Previously (2012-08-17), DIN clearly stated that requests to create a DIN SPEC for OHS would be rejected: “Eine Anfrage, die Aspekte des Arbeits-, Gesundheits-, Umwelt- und Brandschutzes enthält, wird vom DIN grundsätzlich abgelehnt.” However, DIN doesn’t mention that anymore (since mid 2013). Seemingly, the DIN wants to drive their SPEC-business ahead in the first place.
For the CWA procedure you still will find that warning.
For the PAS procedure, the Hamburg University offers the original version.
 


DIN SPEC 91020 is a helpful Publicly Available Specification (PAS) for Occupational Health Management (OHM). However, the specification does not apply to Occupational Health and Safety (OH&S).
The DIN SPEC 91020 has been initiated by B·A·D, a private company operating in the occupational health market. Later a working group had been established (2012-05):

In http://www.beuth.de/en/technical-rule/din-spec-91020/153182508, “Environmental protection, Occupational safety, Safety DIN-SPEC-91020” is misleading. A DIN SPEC is a Publicly Available Specification. This is why DIN categorically rejects applications for DIN SPECs related to work safety. (“Eine Anfrage, die Aspekte des Arbeits-, Gesundheits-, Umwelt- und Brandschutzes enthält, wird vom DIN grundsätzlich abgelehnt.”)
Also, “management requirements such as quality, OHS and environmental protection” in http://www.din.de/cmd?level=tpl-artikel&menuid=49589&cmsareaid=49589&cmsrubid=56731&menurubricid=56731&cmstextid=170285&2&languageid=en is misleading, even though that page had been published by DIN. The DIN SPEC 91020 is not “OHS”. It is “OH” only. It does not have the same rank as ISO 9001 and ISO 14001. For safety you rather want to use standards like OHSAS 18001 or ILO-OSH.
DIN claims: “DIN also saw to it that operational health management systems already on the market were taken into account in the new DIN SPEC 91020 and that all stakeholders in the field were involved in the development process.” This is quite wrong. Actually, the most important stakeholders had been ignored. Strangely, even though the standard is about the health of employees, representatives of employees were not involved in the development process.
 


DIN lite
B·A·D’s clever promotion (German and English) of the DIN SPEC 91020: http://www.bad-gmbh.de/fileadmin/user_upload/BAD InForm 03/HTML/files/assets/basic-html/page11.html

… The major difference between OSH management systems and occupational health management is that the former covers risks at the workplace but OHM is generally about preserving or promoting employees’ health. …

At the first glance, preserving or promoting employees’ health sounds well intended. That was the old approach which too often also interferes with the employees’ private life. That is why the european guidelines on work safety took a different approach. In accordance with these guidelines, standards like OHSAS 18001 aim at preserving or promoting healthy workplaces.
 
http://www.bad-gmbh.de/fileadmin/user_upload/BAD InForm 03/HTML/files/assets/basic-html/page12.html

… Why a DIN SPEC?
Dr Andrea Fluthwedel commented that one of DIN’s goals was to ensure protection targets were met, including those in the fields of consumer protection, safety and environmental protection. “We work in cooperation with a whole range of interest groups, including political representatives, businesses, NGOs, users, religious institutions, trade unionists, social accident insurance institutions and testing bodies – essentially, anyone interested in standards. So you can imagine it’s not always easy to reach a consensus,” she said.
The first DIN SPECs came on the scene in the mid-1990s, with the aim of getting innovative products to market quickly. The process can take three years, from the application until the final document. As Dr Fluthwedel explained: “A DIN SPEC isn’t a standard, it’s a specification. …

Read this carefully. This means: “The goals of regular standards are to ensure protection targets were met, including those in the fields of consumer protection, safety and environmental protection. However, in case of a DIN SPEC some of the interest groups (e.g. trade unionists) can be neglected. That is why for a DIN SPEC, DIN explicitely excludes goals in the fields of consumer protection, safety and environmental protection. Consequently, DIN SPEC 91020 is not a safety standard!”
Interestingly, of all the relevant interest groups, the workers and their representatives had been excluded from working on this specification for the safety of workers. You can imagine that this makes it much easier to reach a consensus.
 
http://www.bad-gmbh.de/fileadmin/user_upload/BAD InForm 03/HTML/files/assets/basic-html/page13.html

… There were already various documents concerning OHM – one from B·A·D GmbH, one from TÜV Nord and OHSAS [sic!] 18001 – and they all had to be taken into consideration. …

As for e.g. communication, the definition of incidents, risk management, incident investigation and management responsibility, OHSAS 18001 seems to be more advanced. The focus on workplace health is much stronger than in case of the DIN SPEC 91020. This is specially important if it comes to mental workload issues: Instead of workers seeing the shrink, the shrink looks at their workplace. Thus, OHSAS 18001 doesn’t interfere too much with the lifestyle of employees.
Of course it took more time to develop OHSAS 18001, but as the relevant interested parties had been involved, acceptance is better than for a standard driven into the market mainly by employers. As a side effect of weak consensus building, comparing OHSAS 18001 and DIN SPEC 91020 can help to understand which parts of OHSAS 18001 do not go down well with employers.
Conclusion: Use OHSAS 18001 (or ILO-OSH etc.) for OH&S management. On top of that, DIN SPEC 91020 can be a nice add on. DIN SPEC 91020 alone does not meet the requirements of safety management systems.

DIN SPEC 91020 ist keine Norm

Die Werbung für die DIN SPEC 91020 ist ziemlich aggressiv. Betriebsräte sollten unbedingt darauf achten, dass diese DIN SPEC in ihrem Betrieb nicht als Arbeitsschutznorm verkauft wird. Enthielte sie Aspekte des Arbeits-, Gesundheitsschutzes, so hätte das DIN-Institut die Bearbeitung dieses Standards abgelehnt.
Es kann allerdings sinnvoll sein, die DIN SPEC 91020 beispielsweise zusammen mit dem BS OHSAS 18001:2007 anzuwenden. Dabei muss allerdings darauf geachtet werden, dass die in OHSAS 18001:2007 geförderte Mitbestimmung nicht geschwächt wird.


 
Unseriöse Werbung für eine “Norm”:
Institut für Gesundheit und Management (IfG), http://www.gesundheitsmanagement.com/seminare/seminarangebot/managementsysteme_gesundheit/informationsveranstaltung_zur_din_spec_91020.html

… Informationsveranstaltung zur DIN SPEC 91020
Seit September 2011 hat das Deutsche Institut für Normung e. V. [DIN e. V.] diese [Norm]Spezifikation zum betrieblichen Gesundheitsmanagement erarbeitet. …

(Eckige Klammern waren schon im Originaltext.)
http://www.haufe.de/sozialwesen/leistungen-sozialversicherung/betriebliche-gesundheitsfoerderung-din-norm-beschlossen_242_115514.html (2012-05-16)

DIN-Norm für Betriebliches Gesundheitsmanagement beschlossen
Im betrieblichen Umfeld spielt die Gesundheitsförderung noch zu selten eine Rolle. Dies soll und kann sich ändern ab Sommer ändern: Die neue DIN-Norm für Betriebliches Gesundheitsmanagement wird veröffentlicht.
Einheitliche Standards für Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) sollen es deutschen Unternehmen leichter machen. Eine nun beschlossene DIN-Norm soll die Anforderungen und Rahmenbedingungen zur Einführung eines BGM-Systems definieren. …

http://www.gesundheitsmanagement.com/presse/pressemitteilungen/din_spec_91020.html

Kleine und mittelständische Unternehmen [KMU] haben Nachholbedarf – Untersuchung zur Umsetzung der DIN SPEC 91020.

Vor dem Hintergrund der Veröffentlichung der DIN SPEC 91020 lag es im Interesse des Instituts für Gesundheit und Management [IfG GmbH] zu erheben, in wie weit ein BGM momentan in deutschen Unternehmen umgesetzt oder geplant ist, wie bekannt die DIN SPEC 91020 bereits ist und ob Akzeptanz und Interesse an solch einer Norm besteht.

 
Nein.

  • Die DIN SPEC 91020 wurde nicht vom Deutsche Institut für Normung e. V. [DIN e. V.] erarbeitet. Das Institut leistete hier nur handwerkliche Hilfe.
  • Die DIN SPEC 91020 ist keine DIN-Norm.

 
Außerdem noch einmal, damit es klar ist: http://www.spec.din.de/cmd?level=tpl-rubrik&menuid=81501&cmsareaid=81501&menurubricid=87633&cmsrubid=87633

… Ausgangspunkt für die Erarbeitung einer DIN SPEC (PAS) ist eine Anfrage durch eine Person, Organisation oder einen Normenausschuss an den Bereich Innovation (I) des DIN. Die Initiierung des Projektes erfolgt somit durch den Kunden (Initiator). Eine Anfrage, die Aspekte des Arbeits-, Gesundheits-, Umwelt- und Brandschutzes enthält, wird vom DIN grundsätzlich abgelehnt.

 
http://www.din.de/cmd?level=tpl-artikel&menuid=47387&cmsareaid=47387&cmsrubid=47393&menurubricid=47393&cmstextid=169307&2&languageid=de

Neben den konsensbasierte Normen bietet das DIN die Erarbeitung von Spezifikationen. Diese ermöglichen in Zeiten immer kürzerer Innovationszyklen, zusammenwachsender Technologien und globalen Wettbewerbs eine schnelle Veröffentlichung von Standards. Aufgrund des nicht zwingend erforderlichen Konsenses können DIN SPEC schneller im Markt erprobt und angewandt werden und so die Effektivität des Wissenstransfers nachhaltig steigern. …

(Hervorhebungen nachträglich vorgenommen)
 
Bei der Suche nach Versuchen, diese DIN SPEC mit Arbeitsschutz und/oder Arbeitssicherheit zu assoziieren, hilft https://www.google.de/search?q=”DIN+SPEC+91020″+Norm+Arbeitsschutz+Arbeitssicherheit+-psybel.

DIN SPEC 91020 ist nicht allgemein akzeptiert

Det Norske Veritas Business Assurance (DNVBA) meint in http://www.dnvba.com/de/zertifizierung/Managementsystem-Zertifizierung/Qualitatsmanagement/Pages/DIN-SPEC-91020.aspx

[…] Mit der neuen DIN SPEC 91020 „Betriebliches Gesundheitsmanagement”, gibt es nun erstmalig einen allgemein akzeptierten Standard für diesen Bereich. […]

Auch wenn es gelungen ist, diese Behauptung sogar bei OSHA und beim DIN-Institut einzuschmuggeln, die Veritas sieht anders aus: http://blog.psybel.de/2012/08/12/din-spec-nach-pas-verfahren/#Kritik.
Die Entwicklung dieser nur wenige Wochen alten Spezifikation hat gar nicht die Prozesse durchlaufen, mit denen irgendeine Akzeptanz erreicht werden könnte. Der Standard wurde von der B A D Gesundheitsvorsorge und Sicherheitstechnik, anderern Anbietern für Betriebliches Gesundheitsmanagement, einigen Mitgliedern das Bundesverbands Betriebliches Gesundheitsmanagement sowie von Vertretern von Krankenkassen, Berufsgenossenschaften, Hochschulen, unterschiedlicher Unternehmen und Zertifizierungsunternehmen flink zusammengestrickt. Die Gewerkschaften waren nicht mit dabei. Dass heißt, dass die eigentlichen Kunden des Betrieblichen Gesundheitsmanagements, also die Arbeitnehmer, gar nicht gefragt wurden. Das ist der Unterschied zu einer ordentlichen Norm, bei deren Entwicklung auch die Gewerkschaften mitarbeiten, wenn es um die Gesundheit der Arbeitnehmer geht.
Wenn die DIN SPEC so seriös ist, wir ihre Erarbeitung und die dreiste Werbung dafür, dann wird das von vorne herein nichts mit der Akzeptanz.
 
Es gibt perfide Versuche, die DIN SPEC 91020 in den Arbeitsschutz einzuschmuggeln:

[…] Zusätzliche Managementanforderungen wie z. B. Qualität, Arbeits- und Umweltschutz können schnell in ein bereits bestehendes System organisiert werden […]

DNV ist aber ein ordentlicher Zertifizierer und meint damit sicherlich, dass ein nach DIB SPEC 91020 zertifiziertes BGM hilft, den in dieser DIN SPEC explizit ausgeschlossenen Arbeitsschutz basierend beispielsweise auf OHSAS 18001 in das BGM zu integrieren. Wie DNV weiß, wäre die DIN SPEC 91020 vom DIN nicht zur Bearbeitung im PAS verfahren zugelassen worden, wenn sie dem Arbeitsschutz hätte dienen sollen. DNV wird nicht so unredlich sein, den Eindruck erwecken zu wollen, dass die DIN SPEC 91020 trotzdem auf den Arbeitsschutz anwendbar sei.