Neues Merkblatt in Österreich

http://evaluierung-psychischer-belastungen.at/neues-merkblatt-zur-evaluierung-psychischer-belastungen/

Neues Merkblatt zur Evaluierung psychischer Belastungen
Ein neues Merkblatt zur Evaluierung psychischer Belastungen ist aktuell erschienen. Aktuelle, kurz gefasste Infos zu Inhalten und Ablauf der Evaluierung psychischer Belastungen. Herausgeber sind WKÖ,IV,AI und BMASK. …

Wenn man den deutschen Unternehmen glauben darf, dann würden sie ja mit dem Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz sofort loslegen, wenn es konkrete Handlungsanleitungen gäbe. Die gibt es z.B. zwar auch, aber weil diese Arbeitgeber so gerne in ihre Nachhaltigkeitsberichte hineinschreiben, dass ihr Arbeits- und Gesundheitsschutz über die gesetzlichen Anforderungen hinausginge, sollten sie sich einmal ansehen, wie weit die Österreicher schon sind.

Haftung für psychische Verletzungen


http://diepresse.com/home/recht/rechtallgemein/1339019/Neue-Pflicht-zur-Praevention

Neue Pflicht zur Prävention
30.01.2013 | 18:13 | von Katharina Braun (Die Presse)
Arbeitnehmerschutz. Dienstgeber müssen künftig mehr auf die psychische Gesundheit ihrer Mitarbeiter achten. von Katharina Braun …

Tatsächlich gehen die Anfang des Jahres umgesetzten Änderungen des österreischen Arbeitnehmerschutzgesetzes weiter, als die anstehenden Klarstellungen im deutschen Arbeitsschutzgesetz. Aber auch in Österreich hatten die Arbeitgeber psychische Belastungen schon vorher in den Arbeitsschutz einzubeziehen. Der Vorteil der österreichischen Nachbesserungen gegenüber den deutschen Klarstellungen: In Österreich ist durch konkrete Vorgaben zur Umsetzung der Vorschrift die Überprüfbarkeit der Vorschriftenbefolgung einfacher geworden.
Auch Folgendes wird nicht nur in Österreich, sondern auch in Deutschland festgestellt werden können:

… Anwälte orten einen erhöhten Beratungsbedarf im Zusammenhang mit psychischen Belastungen in der Arbeitswelt …

Deutschland gehört zu der Art von Ländern, in denen Arbeitgeber ungestraft gegen Arbeitsschutzbestimmungen verstoßen dürfen. Die große Mehrheit der Unternehmen tut das dann auch, und zwar (angesichts des inzwischen vorhandenen Wissens) vorsätzlich. Wenn manche Unternehmen psychische Fehlbelastungen vermindern, dann geschieht das nicht basierend auf einer Gefährdungsbeurteilung, sondern gerade zur Vermeidung einer Gefährdungsbeurteilung. Dass das eine Missachtung von Vorschriften (und ggf. von Selbstverpflichtungen z.B. nach OHSAS 18001) ist, stört die Gewerbeaufsicht nicht.
Unternehmen verstoßen gegen ihre Pflichten wohl auch, weil Gefährdungsbeurteilungen Haftungsgründe dokumentieren könnten. Da kann es für Unternehmen kostengünstiger sein, einfach das Gesetz zu missachten. In der Diskussion um die Hemmnisse, ernsthaft psychische Belastungen in Gefährdungsbeurteilungen zu evaluieren, wird in den Medien das Thema “Haftung” bzw. “Entschädigung” erstaunlich selten thematisiert. In Österreich spricht Die Presse das Thema an:

… Rechtsanwältin Ulrike Kargl weist außerdem darauf hin, dass Leiharbeiter diesbezüglich jetzt ebenfalls gleiche Rechte wie die Stammbelegschaft haben: „Bei erlittenen persönlichen Beeinträchtigungen kann man laut Gesetz eine Entschädigung fordern. Bisher konnte das einfach dadurch umgangen werden, dass die Überlassung beendet und das Dienstverhältnis anschließend vom Überlasser gekündigt wurde.“

Die derzeit vorgesehenen Änderungen im deutschen Arbeitsschutzgesetz stellen nur Pflichten klar, die auch bisher schon bestanden. Die Durchsetzbarkeit des Arbeitsschutzgesetzes verbessert sich dadurch also nicht. Unter Anderem mangels ausreichender Kontrolle durch die Gewerbeaufsicht können geschädigte Arbeitnehmer auch weiterhin nur mit großen und kräftezehrenden Anstrengungen nachweisen, dass ihr Arbeitgeber die Vorschriften des Arbeitsschutzgesetzes ignoriert. Darum ist die “Anti-Stress-Verordnung” wohl nicht vermeidbar. Vielleicht werden auch Verbesserungen im Betriebsverfassungsgesetz durchsetzbar sein, aber es reicht nicht, die Betriebsräte zu stärken, sondern im Arbeitsschutz muss in den Betriebsräten ein besseres Wissen um psychische Belastungen aufgebaut werden.

Arbeitsbedingte psychische Probleme

Ein immer wieder in den Diskussionen um arbeitsbedingte psychische Probleme auftauchendes Argument ist, dass Arbeitgeber sich nicht um jebe Probleme kümmern können, die von außen in die Betriebe hineingetragen werden.
http://arbeitspsychologie-salzburg-team.at/2013/01/03/umfrage-zu-psychischen-belastungen-im-betrieb/ zur Zurückhaltung der Unternehmen beim Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz:

… Die Einschätzung, dass psychische Probleme aus dem Privatbereich in den Betrieb getragen werden, ist nur für ein Viertel der Verantwortlichen Ursache für die Zurückhaltung. …

In http://gesundheitsalzburg.at/inhalt/unwissenheit-und-scheu-umgang-psychischen-belastungen-betrieb Gibt es noch weitere Angaben.
Siehe auch: http://blog.psybel.de/bewertung-psychischer-fehlbelastungen-ist-pflicht/#Belastungsquellen

Die Österreicher sind schneller …

… als die Deutschen. Bei uns wird’s noch dauern mit der “Anti-Stress-Verordnung”.
http://kompetenzzentrumarbeitspsychologie.wordpress.com/category/arbeitsinspektorat/

KOMPETENZZENTRUM ARBEITSPSYCHOLOGIE – Info: Evaluierung psychischer Belastungen verpflichtend ab 1.1.2013! www.evaluierung-psychischer-belastungen.at
ASchG-Novelle 2012 / 2013

 
http://portal.wko.at/wk/format_detail.wk?angid=1&stid=710451&dstid=&titel=Änderungen,bei,Arbeitnehmerschutzvorschriften, 2013-01-03

… Die Arbeitgeber müssen nun bei der Evaluierung und bei der Gefahrenverhütung ausdrücklich auch psychische Belastungen mit berücksichtigen. Nach Zwischenfällen mit erhöhter arbeitsbedingter psychischer Fehlbeanspruchung ist eine Überprüfung und erforderlichenfalls Anpassung der Evaluierung vorzunehmen.
Dazu können auch Arbeitspsychologen in die Evaluierung eingebunden werden. Eine Mindesteinsatzzeit von Arbeitspsychologen im Rahmen der Präventivdienste, wie sie in der Entstehungsphase der Novelle zeitweise in Diskussion war, wurde jedoch nicht eingeführt.
Bei der Gefahrenverhütung sind ausdrücklich auch die Gestaltung von Arbeitsaufgaben und Art der Tätigkeiten, die Arbeitsumgebung sowie Arbeitsabläufe und Arbeitsorganisation zu berücksichtigen. …

Bauarbeiter vs. Büroarbeiter

http://derstandard.at/1353208970337/30-Prozent-der-Beschaeftigten-psychisch-stark-belastet

… Angestellte sind laut AK-Studie weniger betroffen – Bauarbeiter und Fabriksarbeiter spüren psychische Belastung am stärksten
Psychische Belastungen im Job sind kein reines Managerphänomen, wie manche Experten suggerieren, sondern längst ein branchenübergreifendes Problem, das sehr viele Beschäftigen tangiert.


http://www.wienerzeitung.at/nachrichten/wirtschaft/oesterreich/508655_Psychische-Belastung-am-Arbeitsplatz-nimmt-zu.html

Wien. Das Vorurteil hält sich hartnäckig, aktuelle Zahlen belegen jedoch das Gegenteil: Psychische Be- oder Überlastung ist keineswegs vorwiegend auf Management-Ebene zu verorten. Einer aktuellen Umfrage zufolge sind vier von zehn Arbeitern betroffen. Als Gründe werden in erster Linie Zeitdruck, Monotonie und Unsicherheit genannt, erläuterte AK-OÖ-Präsident Johann Kalliauer am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Wien.
Burn-out und ähnliche Erschöpfungszustände werden im Allgemeinen meist mit beruflichen Funktionen in Zusammenhang gebracht, die hohe Verantwortung mit sich bringen. Diese Last stellt zwar laut Arbeiterkammer-Studie einen nicht unwesentlichen Faktor für psychische Belastungen dar (17 Prozent), Zeitdruck (21 Prozent) und hohe Konzentration (19 Prozent) liegen allerdings davor.

 
http://www.arbeiterkammer.com/online/arbeiter-psychisch-belastet-70344.html

AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer: „Die Novelle des ArbeitnehmerInnenschutzgesetzes, die eine Evaluierung von psychischen Belastungen am Arbeitsplatz verlangt, ist voranzutreiben. Die daraus resultierenden Verbesserungsvorschläge sind in den Betrieben verpflichtend umzusetzen.“

Schutz der Integrität und der Würde der Arbeitnehmer

http://kurier.at/karrieren/berufsleben/burn-out-praevention-per-gesetz/1.022.817/print


Um über das Thema altersgerechte Arbeitsplätze und die Grundlagen der Arbeits- und Organisationspsychologie künftig besser Bescheid zu wissen, wird die Ausbildung zum Arbeitsmediziner um 30 Stunden auf 390 Stunden erhöht. Die bisherigen Aufgaben der Arbeitsinspektion werden um den „Schutz der Integrität und der Würde der Arbeitnehmer“ erweitert.

Ein Drittel aller Pensionsantritte erfolgt in Österreich krankheitsbedingt. Der Anteil psychischer Erkrankungen bei den Neuzugängen zur Invaliditätspension beträgt ebenfalls rund ein Drittel. 2004 lag der Anteil erst bei 24 Prozent.

Abnormale Situationen in vielen Firmen

http://derstandard.at/1348285670307/Wartung-Die-Psyche-soll-zum-Kopierer-werden

Wartung: Die Psyche soll zum Kopierer werden
Oliver Mark, 15. Oktober 2012, 10:00
“Es ist Krieg.” Es klingt martialisch, wenn Peter Hoffmann von der Arbeiterkammer Wien über den Arbeitsmarkt redet. Zu seinem Befund kommt er nach unzähligen Mobbingberatungen, der Grund: “Wie viele abnormale Situationen erleben wir täglich?” Abnormale Situationen sind für den Psychologen die Zustände in vielen Firmen. Die Anforderungen an Arbeitnehmer steigen, Stress und Druck nehmen immer mehr zu, kritisierte er bei einer Tagung der Arbeiterkammer, die unter dem Motto “Arbeit – Psyche – Stigma” in Wien stattfand. Das Resultat der steigenden Belastung: Psychische Erkrankungen nehmen zu. …

… Wartung nur für Hardware
“Wie oft ist der Kopierer defekt?” fragt Hoffmann: “Es ist dauernd ein Techniker da, der die Geräte wieder in Ordnung bringt.” Und: “Ich möchte, dass die Psyche genauso als Arbeitsmittel betrachtet wird wie ein Kopierer.” Bei Problemen engagieren Unternehmen eher externe Leute, die Mitarbeiter wieder “herrichten”, so Hoffmann, anstatt die Ursache zu bekämpfen, nämlich die Arbeitsbedingungen zu verbessern. …

Der Unterschied: Die Vorbeugung gegen psychische Fehlbelastungen geht viel mehr an’s Eingemachte, als die vorbeugende Wartung von Kopierern. Es gibt Führungskräfte, die den ganzheitlichen Arbeitsschutz als missbräuchlichen Angriff auf ihre Führungsmethoden verstehen.
Übrigens: Ein Techiker, der in verschiedenen Unternehmen Kopierer wartet, erzählte mir einmal, dass er am Zustand der Kopierer gut erkennen kann, wie die Stimmung in einer Firma ist. Er habe hier deutliche Unterschiede zwischen verschiedenen Unternehmen bemerkt. Schlecht steht es um solche Betriebe, in denen Mitarbeiter an den Geräten ihre Wut ablassen und die Kopierer treten oder sogar die LCD-Anzeige zerschlagen.

Nett, aber kein Arbeitsschutz

http://derstandard.at/1348285103865/Arbeitsmediziner-Nutzen-nicht-nur-laestige-Pflicht

… Der Arbeitsmediziner dürfe nicht nur als der “Hausdoktor” eines Betriebes gelten, sondern es müsse selbstverständlich seien, welch wichtige Rolle ihm in Hinsicht auf Prävention zukomme. “Das ist auch praktischer Nutzen für die Wirtschaft, nicht nur lästige Pflicht”, so Klien in Hinblick auf die stetig steigenden Ausfälle von Arbeitnehmern durch psychische Erkrankungen. Es gebe Firmen, die böten zwar psychische Betreuung für Mitarbeiter an, was “nett ist, aber nichts an den Arbeitsbedingungen ändert”. …