DIN: Workshop Psychische Belastung und Beanspruchung

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Experten diskutierten im DIN
(PresseBox) Berlin, 21.01.2011, Unter Beteiligung von rund 80 Experten und Referenten aus Wissenschaft, öffentlicher Hand, Wirtschaftsverbänden, Industrie, Gewerkschaften, Arbeitsschutz, Prüfinstituten und Beratungsunternehmen fand am 20. Januar 2011 im DIN in Berlin ein Workshop des Normenausschuss Ergonomie (NAErg) im DIN zum Thema “Psychische Belastung und Beanspruchung” statt.
Die psychische Belastung und Beanspruchung der Mitarbeiter hat in den Betrieben durch Veränderungen in den technischen und organisatorischen Arbeitsbedingungen in den zurückliegenden Jahren stark an Bedeutung gewonnen. Dies zeigt allein ein Blick ins Internet: die Anzahl an Einträgen zum Thema “psychische Belastung” ist um ein vielfaches höher als zu anderen relevanten arbeitsbezogenen Herausforderungen, wie z.B. Muskel-Skelett-Erkrankungen.
Daneben ist insbesondere im Dienstleistungsbereich der Anteil von Tätigkeiten mit hohen emotionalen Anforderungen deutlich gewachsen. Weiterhin liegen erste Befunde zu langfristigen Beanspruchungsfolgen und deren mögliche Verursachungsmuster vor. So sind beispielsweise die wissenschaftlichen Publikationen zum Thema “Burnout” seit Jahren stetig angestiegen. Darüber hinaus wird häufig ein Zusammenhang zwischen der Arbeitsgestaltung und dem von Krankenkassen seit Jahren berichteten Anstieg der Arbeitsunfähigkeitstage, die auf psychische Erkrankungen zurückzuführen sind, hergestellt.
Mit der Reihe DIN EN ISO 10075 „Ergonomische Grundlagen bezüglich psychischer Arbeitsbelastung“ konnte auf deutscher, europäischer und internationaler Ebene eine Norm etabliert werden, die die in den Unternehmen im Umgang mit psychischer Belastung und Beanspruchung existierenden Unsicherheiten, z.B. durch die Vereinheitlichung des Sprachgebrauchs, mit abzubauen half. Um sicherzustellen, dass die drei Teile der ISO 10075 auch zukünftig eine Hilfe für die Betriebe darstellen, ist es wichtig, dass der Wandel in der Arbeitswelt aber auch neuere Erkenntnisse der Arbeitswissenschaft in dieser Normenreihe berücksichtigt werden.
Wesentliche Ziele des Workshops waren daher:

  • die im Bereich der psychischen Belastung und Beanspruchung aktuell zu beobachtenden Veränderungen aus der Sicht von Praktikern und Wissenschaftlern zu identifizieren,
  • den dazu vorhandenen aktuellen Kenntnisstand zu ermitteln, sowie
  • die Normungsrelevanz der zu beobachtenden Entwicklungen und kausalen Herleitungen zu bestimmen.

Nach einigen einführenden Vorträgen und Impulsreferaten am Vormittag der Veranstaltung wurden am Nachmittag die Inhalte in Kleingruppen weiter vertieft, dabei standen folgende Problemstellungen im Vordergrund:

  • Welche neuen Modelle zur psychischen Belastung und Beanspruchung sollten in das Belastungs-Beanspruchungs-Konzept integriert werden?
  • Emotionsarbeit – eine neue eigenständige Belastung mit spezifischen Beanspruchungsfolgen?
  • Zusammenhänge zwischen kurz- und langfristigen Beanspruchungsfolgen
  • Psychische Belastung – neue Gestaltungsansätze
  • Betriebliche Probleme im Umgang mit psychischer Belastung und Beanspruchung

Die Ergebnisse der Diskussionen sollen in eine mögliche zukünftige Überarbeitung der Normenreihe DIN EN ISO 10075 einfließen. Der NA 023-00-01 GA “Grundsätze der Ergonomie” als zuständiges nationales Gremium wird die Ergebnisse des Workshops auswerten und als deutsche Initiative zur Anstoßung der Überarbeitung auf internationaler Ebene einbringen.