Gesundheitsmanagementfür mehr Arbeit und weniger Personal?

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Gesundheitsmanagement für mehr Arbeit und weniger Personal?
Birgit v. Criegern 20.03.2012 [Telepolis]
Prävention im Betrieb entspricht einer wachsenden Management-Sparte. Während Personal weiter reduziert wird und Arbeitsdruck steigt, fühlt man sich an “Human Engeneering” erinnert
Über den Gesundheitsbericht der Berliner Innenverwaltung im Februar zum Krankenstand im öffentlichen Dienst wurde ausführlich und mit alarmierendem Unterton berichtet: Sieben Wochen im Jahr seien die Bediensteten im Schnitt krankgeschrieben gewesen, das heißt: doppelt so lang wie Berliner Beschäftigte anderer Bereiche. Und für 2010 seien zweieinhalb Fehltage mehr verzeichnet worden als im Jahr davor. Empfehlungen von Gesundheitsmanagement kamen jetzt wieder zum Zug. Der Blick auf Beraterbroschüren zeigt jedoch, dass die betriebliche Prävention von Kosten- und Personalsenkungsplänen begleitet wird. Der allgemeine Trend erinnert an “Human Engeneering” gemäß dem Philosophen Günther Anders.


Sollte künftig das Gesundheitsmanagement kommen, während Personalreduzierungen öffentlich und privatwirtschaftlich wie gehabt weitergehen, könnte es sich als der andere, nicht vereinbare Weg neben den gewerkschaftlichen Forderungen erweisen; wenn es nämlich nicht als zusätzliches Betreuungsangebot geplant ist, sondern als die wesentliche Gegenmaßnahme für Beschäftigungsdefizite.
Doch das zeichnet sich ab. Es geht für Unternehmensberater wie für die bekannte Firma McKinsey darum, gezielt personalreduzierte Betriebe zu schulen, um “Potenziale zu fördern”. In einer Broschüre Wettbewerbsfaktor Fachkräfte. Strategien für Deutschlands Unternehmen vom vergangenen Jahr ging McKinsey Deutschland vom deutschen Fachkräftemangel in “Schlüsselbranchen wie dem Maschinen- und Fahrzeugbau” aus, für die in den kommenden Jahren Engpässe prognostiziert worden seien. Den Bedarf an Fachkräften zu senken, wird hier geradezu angeraten.

Resilienz durch Mitgestaltung

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Die Deutschen arbeiten weiter, aber sie tun es offenbar unter Schmerzen
Matthias Becker 23.04.2008
Enthüllungen zur psychologischen Lage der Nation am Arbeitsplatz
“Bis zum Jahr 2000 soll sich in allen Mitgliedstaaten durch Schaffung gesünderer Arbeitsbedingungen, Einschränkung der arbeitsbedingten Krankheiten und Verletzungen sowie durch die Förderung des Wohlbefindens der arbeitenden Bevölkerung der Gesundheitszustand der Arbeitnehmer verbessert haben.” 1991 formulierte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Kopenhagen dieses ambitionierte Ziel für die Gesundheit der arbeitenden Bevölkerung. Gestern wies der Berufsverband der Deutschen Psychologinnen und Psychologen (BDP) in Berlin darauf hin, dass Deutschland davon heute weiter entfernt ist denn je. …

… Nach den Vorstellungen der BDP sollen Unternehmer die Förderung von Resilienz bei der Organisation der Arbeit bedenken. Schließlich sei das in ihrem eigenen Interesse, weil so die Fluktuation der Mitarbeiter gesenkt und Qualität und Produktivität erhöht werden könnten. Diese Empfehlung dürfe nicht als Plädoyer für mehr Antistresskurse und Rückenschulen verstanden werden: “Man muss die Arbeit an die Menschen anpassen, nicht nur umgekehrt.”

In der Praxis könne das beispielsweise bedeuten, die Beschäftigten in Unternehmensentscheidungen einzubeziehen, auf mögliches Scheitern vorzubereiten und ihnen das Gefühl zu geben, sie könnten den Arbeitsprozess mitgestalten.