eLearning-Tool für Führungskräfte

http://psyga.info/ueber-psyga/materialien/psyga-material/elearning-tool/

Förderung psychischer Gesundheit als Führungsaufgabe
eLearning-Tool für Führungskräfte
Viele Führungskräfte sehen sich Druck von allen Seiten ausgesetzt: Sie müssen Zielvorgaben erfüllen und ihre Ergebnisse gegenüber ihren eigenen Vorgesetzten rechtfertigen. Gleichzeitig sollen sie ihre Mitarbeitenden gesund führen und diese vor Überlastung schützen. Und obendrein wollen sie selber gesund und leistungsfähig bleiben. Keine leichte Aufgabe! Angesichts knapper Personalressourcen und zunehmender Arbeitsverdichtung verlangt es einer Führungskraft viel ab, wenn sie auch im Stress einen ruhigen Kopf bewahren und einen fürsorglichen Blick auf ihre Mitarbeitenden pflegen möchte. …

Aufmerksam wurde ich auf dieses Tool durch das Ärzteblatt.
Das Tool ist hilfreich. Allerdings erfahren Führungskräfte hier leider nichts über eines der wichtigsten Werkzeuge des Arbeitsschutzes: Die Gefährdungsbeurteilung. Sie mag den wohl eher verhaltenspräventiv orientierten Autoren des Tools vielleicht als zu theoretisch erscheinen, aber wenn man sie nicht anwendet, bleibt sie auch theoretisch. Das ist ein Fehler, der heute nicht mehr passieren sollte.
Ein Ratschlag an Führungskräfte: Überprüfen Sie die Gefährdungsbeurteilung für ihren eigenen Arbeitsplatz und korrigieren sie dieses Dokument gegebenenfalls. Sie lernen dadurch die Qualität und die Glaubwürdigkeit des Arbeitsschutzes in Ihrem Unternehmen kennen. Wenn Ihnen bereits eine Selbstverständlichkeit wie die Frage nach der Gefährdungsbeurteilung Unbehagen bereitet, dann erklärt das schon viele Probleme, die ihr Unternehmen hat. Wenn Sie Glück haben, dann kann Ihnen hier der Betriebsrat weiterhelfen. Wenn Sie kein leitender Angestellter sind, dann sind auch Sie als Führungskraft ein Kunde der Arbeitnehmervertretung, die für Sie oft die Kohlen aus dem Feuer holen kann.

Führungskräfte widersprechen Dieter Hundt

http://www.haufe.de/personal/hr-management/fuehrung-fuehrungskraefte-warnen-vor-psychischer-belastung_80_160540.html

… Arbeit verursache Zufriedenheit und keine psychischen Erkrankungen, hatte Arbeitgeber-Präsident Dieter Hundt in einem Interview mit der Tageszeitung „Die Welt“ vom 10. Januar bekundet. Hundts Aussage steht im Widerspruch zu den Statistiken der Deutschen Rentenversicherung, aber auch Erkenntnissen von Krankenkassen und dem „Stressmonitor“ des Arbeitsministeriums. Auch der Verband „Die Führungskräfte“ DFK hat sich jetzt zu Wort gemeldet. …

Gemäß haufe.de meint der DFK, dass Arbeit nicht der einzige Stressfaktor sei, aber durchaus zu psychischen Erkrankungen beitragen könne. Arbeit als Ursache psychischer Erkrankungen auszuschließen, hieße vielmehr, sich der Realität zu verschließen.
 
An den heute zutage tretenden Fehlern im Umgang mit psychischen Belastungen am Arbeitsplatz sind diese Führungskräfte des DFK auch selbst schuld. Sie korrigieren Dieter Hundts eristische Rhetorik, aber machen es selbst kaum besser:

… Ansatzpunkte sieht der DFK jedoch im Betrieblichen Gesundheitsmanagement und bei den Mitarbeitern. Diese sollten darin bestärkt werden, selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Und könnten darin von den Arbeitgebern unterstützt werden …

Nicht nur Dieter Hundt, sondern auch diesen Führungskräftevertretern (z.B. Bernhard von Rothkirch, Vorsitzender des DFK) sind die Zusammenhänge nicht klar. Sie empfehlen Betriebliches Gesundheitsmanagement mit sich selbst schützenden Mitarbeitern, vergessen aber davor, ihre Pflicht zu erledigen: Den im Arbeitsschutz vorgeschriebenen verhältnispräventiven Gesundheitsschutz.
Nicht das Betriebliche Gesundheitsmanagement liefert die grundlegenden “Ansatzpunkte”, sondern der Arbeitsschutz und die Rechtsprechung liefern Vorschriften, die vor Allem verlangen, dass sich Arbeitgeber und Arbeitnehmer zusammensetzen und in ihren Betrieben einen betriebsgerechten Arbeitsschutz vereinbaren. Dass das Arbeitsschutz als Rahmengesetz es keine konkrete Regeln gibt, ist kein Freibrief zum Nichtstun, sondern liefert die Begründung für die von den Arbeitnehmern mitbestimmte betriebsnahe Implementierung des Arbeitsschutzes: Das Arbeitsschutzgesetz gibt eine Gestaltungspflicht. Bis 1996 wurde der Arbeitsschutz für das ganze Land geregelt, danach wurde der Gestaltungsprozess in die Betriebe verlagert. Das hat die große Mehrheit der Führungskräfte seit 1996 immer noch nicht begriffen.

… Der Verband hat bei den eigenen Mitgliedern demnach die Erfahrung gemacht, dass gerade das mittlere Management in der Sandwich-Position zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitern in wirtschaftlich schwierigen Zeiten stark unter Druck steht. Bei den Managern werde das Gefühl erzeugt, „zerrieben“ zu werden. Das schlage auf die Psyche. Der Vorschlag, einen Anti-Stress-Paragraphen ins Arbeitsrecht aufzunehmen, wie ihn im letzten Sommer die IG Metall mit einer „Verordnung zum Schutz vor Gefährdungen durch psychische Belastungen bei der Arbeit“ vorgelegt hatte, sei wenig praktikabel. …

Eine solche Verordnung sehe ich auch kritisch, sie scheint aber doch notwendig zu sein. Auf sie können sich Führungskräfte berufen, wenn ihnen die eigene Courage fehlt, Mißstände anzusprechen. Ich kenne nämlich Betriebe, in denen Führungskräfte im Arbeitsschutz zwar Verantwortung übertragen wird, aber in den vorgeschriebenen Unterweisungen des Arbeitsschutzes an Mitarbeiter und Führungskräfte fehlt der Bereich der psychischen Belastungen völlig. (Auch die Gewerbeaufsicht übersieht diesen Verstoß gegen das Arbeitsschutzgesetz.) Trotzdem fordert keine Führungskraft die ihr fehlende Weiterbildung ein. Erfordert das vielleicht mehr Mumm, als die Mitarbeiter zum eigenverantwortlichen Schutz ihrer eigenen Gesundheit aufzufordern?

… Damit spielt der Verband auf die nur schwer zu bestimmenden Ursachen von psychischen Erkrankungen und Burnout an. Einschlägige Vorschriften sind dadurch kaum umzusetzen und damit nicht wirksam. Ansatzpunkte sieht der DFK jedoch im Betrieblichen Gesundheitsmanagement und bei den Mitarbeitern. Diese sollten darin bestärkt werden, selbst Verantwortung für die eigene Gesundheit zu übernehmen. Und könnten darin von den Arbeitgebern unterstützt werden.

Nach meiner Erfahrung wehren sich Führungskräfte ziemlich nachhaltig gegen die Bestimmung von Ursachen für arbeitsbedingte psychische Erkrankungen. (Es gibt Fälle, in denen nach psychischen Fehlbelastungen schnell Verbesserungsmaßnahmen getroffen wurden, damit die Belastungen nicht diskutiert werden. Eine Gefährdungsbeurteilung wurde in gesetzeswidriger Weise vermieden.) Hier jammern Führungskräfte über Schwierigkeiten, die sie selbst verursachen. So fehlt nun eine valide Begründung, warum die einschlägigen Vorschriften kaum umzusetzen seien. Widerlegt wird die Behauptung durch Betriebe, in denen die Vorschriften umgesetzt wurden. Schwachen Führungskräften fällt aber hier nichts anderes ein, als ihre eigene Verantwortung auf die Mitarbeiter abzuschieben.
Wie kann man die Arbeitnehmer dazu auffordern, Verantwortung zu übernehmen, wenn die Arbeitgeber und die Führungskräfte sich weigern, ihre Pflichten zu erfüllen? Warum nun wehren sich so viele Arbeitgeber und Führungskräfte gegen den modernen Arbeitsschutz, wo sie selbst doch ständig ihr eigenes Interessan an gesunden und leistungsfähigen Mitarbeitern bekunden? Die Antwort: Es geht um ihre Autonomie bei der Führung. Das eigentliche Problem für Führungskräfte ist nämlich: Die im Arbeitsschutz geforderten Beobachtungs- und Beurteilungsverfahren machen Führungsstile transparent. Für so manche Führungskraft geht es hier ans Eingemachte.
Übrigens: Entgegen der Auffassung des DFK sind die Mitarbeiter noch “gestresster” als ihre sich selbst bemitleidenden Führungskräfte.

Motivieren demotiviert

Das ist zwar als Anzeige gekennzeichnet und nicht neu, aber interessant: http://www.nachrichten-aktuell.com/fuhrungstheorien-und-modelle-versagen-klaglich.html

… Unternehmer und Führungskräfte beklagen sich immer häufiger über die mangelnde Motivation der Mitarbeiter. Und es scheint, dass sie trotz umfassender Management- und Führungsausbildung mindestens einen Teil ihrer Mitarbeiter erreichen. Und genau hier liegt der große Fehler der Führungsinstrumente: Wir können andere Menschen nicht motivieren. Sie sind grundsätzlich von sich aus motiviert. Jeder Versuch, Mitarbeiter zu motivieren scheitert als Manipulationsversuch. Führungskräfte können jedoch (beispielsweise kommunikativ) Rahmenbedingungen schaffen, die es den Mitarbeitern ermöglicht, sich selbst zu motivieren. …

DIN SPEC 91020 im Zertifizierungsgeschäft

In http://www.proproduction.de/pdf_aktuelles_120424_Vortrag Health Convention_website.pdf beschrieb Martin Kaminski (proproduction, Mitglied von PRO cooperation international) auif der 3. Europäischen Fachmesse für betriebliche Gesundheitsförderung und Demografie (25.-25. April 2012) unter Anderem die DIN SPEC 91020.
Der aktuelle Stand: Während in der Öffentlichkeitsarbeit für die DIN SPEC 91020 derzeit eine Pause eingelegt worden zu sein scheint, befasst sich die deutsche Zertifizierungsbranche nun intensiver mit dem Standard, auch wenn er keine Norm ist. Dabei habe ich den Eindruck, dass die Abgrenzung zwischen Betrieblichem Gesundheitsmanagement (BGM) und Betrieblicher Gesundheitsförderung einerseits und Arbeitsschutzmanagement (z.B. nach OHSAS 18001) andererseits nicht ausreichend verstanden wird. So kann es sein, dass Arbeitnehmervertretungen, die inzwischen in ihren Betrieben Nichtkonformitäten im ganzheitlichen Arbeitsschutz enteckt haben, vom Arbeitgeber demnächst mit der DIN SPEC 91020 von ihrer Arbeit an einer Verbesserung des Arbeitsschutzes abgelenkt werden könnten.
Manche Unternehmen könnten im ganzheitlichen Arbeitsschutz, in dem die Mitbestimmung eine große Rolle spielt, eine Bedrohung ihres von Wahrnehmungs- und Verantwortungsvermeidung gekennzeichneten Führungsstis sehen (der beispielsweise durch die Überforderung von Führungskräften verursacht wird). Sie befürchten auch eine Einschränkung der unternehmerischen Freiheit. Es scheint, dass den meisten Unternehmern ein vorzeigbares BGM eher liegt, auch weil die Verhaltensprävention und die Eigenverantwortung der Mitarbeiter in den Vordergrund gestellt werden kann. (Im vorwiegend verhältnispräventiv angelegten Arbeitsschutz liegt die Verantwortung – und damit eine weitere Überforderung – ganz überwiegend beim Unternehmer.) Interessant ist es auch, wenn eine “Analyse der Gesundheitsaspekte als Alternative zu Mitarbeiterbefragungen” betrachtet wird. Aber das eine schließt das andere doch nicht aus.
Sicherlich ermöglicht die Verbindung von BGM mit dem ganzheitlichen Arbeitsschutz Synergien und die Nutzung gemeinsamer Ressourcen. Die Gefahr, dass mit dem BGM Mängel im Arbeitsschutz verschleiert werden sollen, wurde jedoch bereits thematisiert. Zudem besteht die weitere Gefahr, dass die Investition in ein freiwilliges Gesundheitsmanagement die Budgets für den vorgeschriebenen Arbeitsschutz schmälert. Ein drittes Problem ist die steigende Komplexität, die zu einer Überlastung der Personal- und Betriebsräte führen kann – und vielleicht auch führen soll. (Die neuen und komplexeren Anforderungen an Arbeitnehmervertretungen führten nicht zu entsprechenden Änderungen im Betriebsverfassungsgesetz, was Arbeitgebern die Möglichkeit bietet, nicht ausreichend kreativen Arbeitnehmervertretungen mit Überlastung auszubremsen.)
Es gibt Unternehmen, die intern ein Betriebliches Gesundheitsmanagement aufbauen und sich gleichzeitig trotz eines Zertifikats nach OHSAS 18001:2007 weigern, neben den der Berufsgenossenschaft zu meldenden Unfällen auch alle anderen arbeitsbezogene Ereignisse in ihrer Vorfallsstatistik auszuweisen, die eine Verletzung oder Erkrankung (ohne Berücksichtigung der Schwere) zur Folge hatten oder hätten zur Folge haben können. Mitarbeiter, die derartige Ereignisse insbesondere im Bereich der psychischen Fehlbelastungen melden, können in solchen Unternehmen sogar mit unterschiedlich subtilen Methoden bedroht und damit zusätzlich psychisch fehlbelastet werden. (Diese einschüchternden Methoden generieren zwar neue Vorfälle nach Punkt 3.9 OHSAS 18001:2007, werden aber entgegen der Selbstverpflichtung des Unternehmens nicht als mögliche Einschüchterung nach Punkt C.4 im Anhang von OHSAS 18002:2008 dokumentiert.) Mit einer solchen Unternehmenskultur kann auch ein BGM nicht funktionieren, zumindest nicht für die Arbeitnehmer.
Ich wünsche mir von den Zertifizierungsgesellschaften ein besseres Verständnis für die Motive von Unternehmen, die sich jetzt so intensiv für das BGM (z.B. nach DIN SPEC 91020) einzusetzen, obwohl sie den ganzheitlichen Arbeitsschutz (also mit Einbezug psychischer Belastungen) bisher nachhaltig vernachlässigt hatten.

Führungsbeurteilung

http://www.bgm-bielefeld.de/downloads/ws121030bgm005.pdf

Führung als „Objekt“ der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen
Bielefeld, den 30.10. 2012
Dr. Andreas Blume (HR&C, UNI Bielefeld und Bochum)
Gliederung:

  1. Dem Täter auf der Spur
  2. Wege aus dem Dilemma: Passung
  3. Das „3 Ebenen Modell“ und der „geschützte Dialog“
  4. Fragen und Diskussion

Der erste Punkt wirkt auf Führungskräfte auf den ersten Blick abschreckend und erklärt Vorbehalte der Arbeitgeber, aber in seiner 46seitigen Präsentation fragt Abdreas Blume auch: “Führungskräfte am „Pranger“ sind ein Kollateralschaden des Arbeitsschutzgesetzes?” und bringt in Erinnerung: “Führungskräfte sind auch Menschen im Sinne des Arbeitsschutzgesetzes – also selbst „Opfer“ Ihrer Arbeitsbedingungen und Vorgesetzten.” Zur Lösung schlägt Blume “Integrierte Konzepte und Verfahren jenseits des „Täter–Opfer“ Schemas” vor.

Firmen sollen Burn-out bekämpfen

http://www.sueddeutsche.de/karriere/seelische-gesundheit-in-unternehmen-firmen-sollen-burn-out-bekaempfen-1.1510394

Seelische Gesundheit in Unternehmen
Firmen sollen Burn-out bekämpfen
30.10.2012, 17:24
Von Guido Bohsem und Sibylle Haas
Der Arbeitsschutz in Deutschland stammt aus einer anderen Zeit: Es geht vor allem um die körperliche Unversehrtheit schwer arbeitender Männer. Doch inzwischen ist nicht mehr der Körper das größte Problem, sondern ist die Seele. Darum soll nun das Gesetz um den Schutz der seelischen Gesundheit ergänzt werden.
Eine Gruppe SPD-regierter Länder will das Arbeitsschutzgesetz erweitern. Über eine Bundesratsinitiative soll das Gesetz um den Schutz der seelischen Gesundheit der Beschäftigten ergänzt werden.

Im Juni hatte schon Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) angekündigt, den Umgang mit Handys strikter regeln zu wollen. Das Arbeitsschutzgesetz verlange mit seinem “knallharten Strafenkatalog” von jedem Chef, dass er “Körper und Geist seiner Mitarbeiter aktiv schützt”, sagte die Ministerin.

(Links nachträglich eingetragen)
Es muss ja nicht immer etwas Neues sein, über das eine Zeitung berichtet.
Schön, dass die SZ am Ball bleibt. Hier ist eine Erinnerung durchaus notwendig. Ein Personalratsmitglied schrieb mir:

… bei uns gibt es Erfahrungen mit Gesundheitsprogrammen. Leider aber keine wirklich positiven.
Es gab Versprechen und Ansätze, die aber nie verwirklicht wurden. Insbesondere mit der Einbeziehung von psychischen Belastungen im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung tut man sich sehr schwer. …

Viele Unternehmen wollen psychische Belastungen nicht wirklich in ihren Arbeitsschutz einbeziehen. Vor Allem wollen sie nicht dokumentieren, dass es arbeitsbedingte Fehlbelastungen gibt. Mitarbeiter, die solche Vorfälle melden, werden sogar noch zusätzlich unter Druck gesetzt. Selbstverpflichtungen (z.B. durch Zertifizierungen nach OHSAS 18001) zur Vorfallsuntersuchung sind dann nur Makulatur. Es gibt eben einen Konflikt zwischen Haftungsabwehr und ehrlicher Gefährdungsbeurteilung. Außerdem macht ein konsequenter ganzheitlicher Arbeitsschutz Führungsstile in einer Weise transparent, an die sich Unternehmensführungen wohl erst noch gewöhnen müssen.
Die Vorschriften des Arbeitsschutzes und die Rechtsprechung reichen eigentlich aus, um den Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz durchzusetzen. Aber das läuft in der Praxis viel zu zäh. Mehr als 15 Jahre der sehr beharrlichen Missachtung der Arbeitsschutzvorschriften durch viele Unternehmen sind ein Beweis für die Anarchie, die hier herrscht. Darum ist die Initiative der vier Länder leider wohl notwendig.

Scrum, ROWE, Resourceful Humans

Methoden-Moden und Mode-Methoden gibt es reichlich, und da werden ja fast täglich neue Säue durch’s Dorf getrieben. Im Grunde geht es dabei immer um Managementmethoden, mit denen Ziele mit weniger überflüssiger Belastung (und damit auch weniger psychischer Fehlbelastung) besser erreicht werden sollen. Von Scrum weiß ich, dass es bei der Entwicklung komplexer Systeme, deren Spezifikationen sich noch während der Entwicklung ändern können (heute fast der Normalfall) funktioniert, nicht nur bei der Entwicklung von Software. Ich habe die verrückte Idee, dass man das auch für die Entwicklung von Prozessen des ganzheitlichen Arbeitsschutzes verwenden könnte, speziell beim Aufbau eines Gesundheitsmanagements mit Einbezug psychischer Belastungen. Das ist also auch ein Thema für mein Notizbuch (also für dieses Blog).
Die Suche nach Scrum und Arbeitsschutz hat mich u.A. zu http://www.zukunft-personal.de/content/presse_service/pressemitteilungen/archive_resource/aktuell/freiheit_und_fuehrung/ geführt:

Resourceful Humans ist aus der Wikipedia ’rausgeschmissen worden. (In der mit nervendem Personaler-Vokabular reichlich gefüllten Seite von zukunft-personal.de wird diese Methode ja auch mit dem Begriff des “mündigen, selbstbestimmten Mitarbeiters” beschrieben, der leider zu oft zur Vermeidung unternehmerischer Verantwortung missbraucht wird.)
Bei Methoden wie ROWE müsste ein proaktiver Arbeitsschutz die Wege zum Ziel gemäß den Regeln des Arbeitsschutzes präventiv dahingehend untersuchen, ob von ihnen Gesundheitsgefährdungen ausgehen. Ansonsten könnte die “neue Kultur der Zielsetzung” eine alte Kultur der Vermeidung von Verantwortung für die Belastung der Mitarbeiter fortsetzen.
Vielleicht sind diese Methoden auch für Projekte im Gesundheitsmanagement interessant, denn der Einbezug psychischer Belastungen in den Arbeitsschutz und dann wieder der Einbezug des Arbeitsschutzes in ein Betriebliches Gesundheitsmanagement sind genügend komplex. In jedem Fall muss die Anwendung dieser Methoden in der betrieblichen Praxis aber auch vom Arbeitsschutz verstanden und beobachtet werden.
Siehe auch:

Gesundheit als Element nachhaltiger Führung

http://www.gesundheitsfoerderung.ch/pdf_doc_xls/d/betriebliche_gesundheitsfoerderung/allgemeines/BGF_Tagung_Archiv_2008/programm_d_f/Eberhardt_Daniela_d.pdf (6.6 MiB)

IAP- Institut für Angewandte Psychologie
Gesundheit als Element nachhaltiger Führung
Nationale Tagung für betriebliche Gesundheitsförderung 2008
19. Juni 2008, Universität Basel
Prof. Dr. Daniela Eberhardt
Leiterin IAP Institut für Angewandte Psychologie
Departement Psychologie
Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften

Siehe auch: http://www.psychologie.zhaw.ch/de/psychologie/ueber-uns/news/newsdetails/news/wie-wird-nachhaltiges-hrm-gestaltet.html

Mitarbeiter gestresster als ihre Chefs

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/mitarbeiter-sind-gestresster-als-ihre-chefs-a-857768.html

Psychische Belastung: Mitarbeiter häufig gestresster als ihre Chefs
[Bildunterschrift] Entspannt im Büro: Leitende Angestellte empfinden weniger Stress, je mehr Kontrolle sie besitzen
Sie tragen Verantwortung, müssen schnell Entscheidungen treffen und sollen dabei noch ihre Angestellten motivieren: Dass Manager unter Stress leiden, gilt als ausgemacht. Doch eine neue Studie zeigt, dass Chefs offenbar häufig weniger gestresst sind als ihre Untergebenen.

Siehe auch: http://www.pnas.org/content/early/2012/09/19/1207042109.abstract
Es ist immer wieder interessant, wenn Forscher in neuen Studien entdecken, was die vom Gegenstand der Studie Betroffenen schon seit vielen Jahren beobachten konnten. Es reicht eben nicht, dass die in den Studien beschriebenen Fakten klar beobachtbar sind. Ohne Autoritäten können wir anschheinend manches, was wir durchaus sehen, trotzdem nicht wahrnehmen. Ob sich das verbessern lässt?

Unterste Ebene am stärksten unter Druck

Das die unteren Führungskräfte besonders unter Druck sind, war bisher eine häufige (und auch meine) Annahme. Ich muss dazulernen: Bei den Geführten – also den Mitarbeitern auf der untersten Ebene – drückt’s noch mehr.
Burnout-Studie: Mitarbeiter stärker betroffen als Führungskräfte, Nicole Hövel
http://www.newsummits.de/single-view/article/burnout-studie-mitarbeiter-staerker-betroffen-als-fuehrungskraefte/