DAK-Gesundheitsreport 2014:Krank zur Arbeit

http://www.dak.de/dak/bundesweite_themen/Gesundheitsreport_2014-1374224.html

DAK-Gesundheitsreport 2014: Rushhour des Lebens ohne Krankenschein
Studie untersucht Mehrfachbelastung bei 25- bis 39-Jährigen […]

http://www.dak.de/dak/bundesweite_themen/Krank_zur_Arbeit-1477390.html

DAK-Studie: Viele Deutsche gehen krank zur Arbeit
Jeder sechste jüngere Arbeitnehmer ist bis zu 20 Tage mit Gesundheitsproblemen im Job […]

DAK-Gesundheitsreports: http://www.dak.de/dak/bundesweite_themen/Gesundheitsreport-1319196.html

ABF-Fachtagung: Arbeit und psychische Gesundheit

http://www.abfev.de/images/ABF-Fachtagung-Mai%202014
(und derzeit mit Link zum Anmelden auch http://www.abfev.de/):

Fachtagung zum 35jährigen Bestehen des ABF e. V. zum Thema:
Arbeit und psychische Gesundheit
Veränderte Anforderungen, neue
Belastungen – innovative Ansätze
zur Arbeitsgestaltung und zum
Gesundheitsmanagement 
16. Mai 2014
in der Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin

Tagungsort:
Rosa-Luxemburg-Stiftung
Franz-Mehring-Platz 1, 10243 Berlin
Organisation:
Arbeit, Bildung und Forschung e.V.
Arbeitsbereich Sozial- und Wirtschaftspsychologie
Tel: 030/838 51150
abf@abfev.de

„Sind wir heute anders krank?”
… so der Titel des DAK-Gesundheitsreports 2013. Psychische Diagnosen nehmen in der erwerbstätigen Bevölkerung seit Ende der 1990er Jahre stetig zu. Der Gesundheitsreport 2012 der TK weist als Grund dafür auch auf die ständige Erreichbarkeit und die hohe Mobilität hin. Der Stressreport der Bundesanstalt für Arbeitsschutz- und Arbeitsmedizin (BAuA) [(2012)] argumentiert, der Anstieg der psychischen Erkrankungen in der erwerbstätigen Bevölkerung sei der Leistungsverdichtung seit den 1990er Jahren geschuldet.
Psychische Diagnosen sind heute der Hauptgrund für den vorzeitigen Ausstieg aus dem Arbeitsleben. Die Zahl hat sich in den letzten 10 Jahren verdoppelt. Kannman sagen: Früher war Schnupfen oder Rücken – heute ist es die chronische Erschöpfung? Enttabuisieren wir heute psychische Störungen und akzeptieren solche Diagnosen? So berichten Hausärzte, dass Patienten zunehmend von sich aus ihre psychische Beeinträchtigung durch Arbeitsüberlastung ansprechen. Gibt es neue Bezeichnungen für Krankheiten, die früher anders, falsch oder gar nicht diagnostiziert und behandelt wurden? Sind wir heute Belastungen ausgesetzt, für die wir erst einen angemessenen Umgang lernen müssen? Brauchen wir eine besondere Widerstandkraft und benötigen etwa ein Resilienztraining? Die Frage ist: Wie können wir individuelle, betriebliche und gesellschaftliche Schutzfaktoren stärken?
Vor diesem Hintergrund soll diskutiert werden, wie ein betriebliches Gesundheitsmanagement zu gestalten ist, das die individuelle und betriebliche Gesundheitskompetenz und Leistungsfähigkeit fördert.
Die Tagung richtet sich an Verantwortliche des Arbeits- und Gesundheitsschutzes, betriebliche Interessenvertretungen, Personalentwickler(innen), Wissenschaftler(innen) und Verantwortliche der betrieblichen Weiterbildung.

(Links zu Gesundheitsreports und Anmerkung in eckigen Klammern nachträglich eingefügt)

Referenten

  • Prof. Dr. Eva Bamberg (Uni Hamburg)
  • Astrid Costanzo-Weh (Leiterin Gesundheits-management DAK Berlin)
  • Prof. Dr. Antje Ducki (Beuth Hochschule Berlin)
  • Prof. Dr. Siegfried Greif (Uni Osnabrück)
  • Siegfried Kühbauer (Weddinger Kinder- farm e.V.)
  • Prof. Dr. Gisela Mohr (Uni Leipzig)
  • Dr. Annegret Rohwedder (Rosa-Luxemburg-Stiftung Berlin)
  • Dr. Anika Schulz-Dadaczynski (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin – BAuA)

DAK-Gesundheitsreport 2013

http://www.dak.de/dak/gesundheit/DAK-Gesundheitsreport-1147504.html

Schwerpunktthema: Update psychische Krankheiten – Sind wir heute anders krank?

Aus dem Report (S. 126, PDF S. 134):

[…] Die mit Abstand auffälligste Entwicklung im Arbeitsunfähigkeitsgeschehen ist die Zunahme von Fehltagen aufgrund einer psychischen Diagnose. Diese Zunahme betrifft die Fehltage (seit 1997 Zunahme um 165 Prozent), die Fälle (Zunahme um 142 Prozent) und die Betroffenenquote (Zunahme um 131 Prozent) gleichermaßen. 2012 sind die psychischen Erkrankungen erstmals auf Rang 2 der wichtigsten Ursachen für Arbeitsunfähigkeit, gemessen an ihrem Anteil an den Fehltagen. Nur Muskel-Skelett-Erkrankungen verursachen noch mehr Arbeitsunfähigkeitstage. […]

Fehldiagnose in der Ärztezeitung

Ärzte Zeitung, 27.02.2013, Kommentar zu Burn-out von von Sunna Gieseke: Es fehlt die Therapie (http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/versorgungsforschung/article/834375/fehlt-therapie.html):

[…] Der Grund für die Zunahme psychischer Erkrankungen liegt offenbar darin, dass das Bewusstsein für psychische Erkrankungen gewachsen ist – bei Ärzten und Patienten. Entsprechend sind die Diagnosezahlen für diese Leiden deutlich nach oben geschnellt. […]

Offenbar? Aber man kann in der Ärztezeitung (auch von Sunna Gieseke) dann doch noch nachlesen, was fehlt (http://www.aerztezeitung.de/politik_gesellschaft/versorgungsforschung/article/834368/dak-report-burn-out-keine-volkskrankheit.html):

[…] In den Betrieben habe es hingegen noch kein Umdenken gegeben: Psychische Erkrankungen seien nach wie vor stigmatisiert. Das Verständnis von Kollegen für psychische Probleme werde im Jahr 2012 eher pessimistischer eingeschätzt als 2004, so der DAK-Chef [Herbert Rebscher]. […]

Die “Stigmatisierung” besteht allerdings darin, dass der Mehrheit der Arbeitgeber der Wille fehlt, sich an die Vorschriften zu halten und auf die Mitarbeiter wirkende psychische Gefährdungen pflichtgemäß zu beurteilen. Rechtsbruch ist für die Unternehmen billiger.

DAK-Gesundheitsreport 2012

http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/psychische-b-1.html

20. Februar 2012
Psychische Belastungen am Arbeitsplatz erhöhen Herzinfarktrisiko
DAK-Gesundheitsreport: Weitere Zunahme psychischer Erkrankungen
Für Menschen mit beruflichem Stress ist das Risiko einer koronaren Erkrankung mehr als verdoppelt. Eine Depression erhöht das Risiko eines Herzinfarktes um 60 bis 100 Prozent. Psychische Belastungen am Arbeitsplatz sind ein Risikofaktor für psychische Erkrankungen, die nach dem DAK-Gesundheitsreport weiter zunehmen: Im Jahr 2011 gingen 13,4 Prozent der betrieblichen Fehltage bei der DAK auf psychische Erkrankungen zurück. 2010 waren es noch 12,1 Prozent gewesen.
Eine repräsentative Umfrage der DAK bei rund 3.000 Erwerbstätigen zwischen 25 und 65 Jahren belegt die Bedeutung der beruflichen Stressbelastung. …

(Link nachträglich eingefügt)

… Die DAK-Empfehlungen entsprechen der Nationalen VersorgungsLeitlinie zu koronaren Herzkrankheiten, nach der individuelle psychosoziale Risikofaktoren erfasst und Herzerkrankungen durch „geeignete unterstützende, psychotherapeutische und/oder medikamentöse Maßnahmen“ begegnet werden sollen. … 

Wieder versäumt die DAK darauf hinzuweiseņ dass sich die Arbeitgeber in Deutschland 1996 straflos weigern konnten, die psychische Belastung in den Arbeitsschutz einzubeziehen.
 
Auf keiner der 179 Seiten des Berichtes kommt das Wort “Arbeitsschutz” vor:
http://www.dak.de/content/filesopen/Gesundheitsreport_2012.pdf
S. 5

… Schwerpunkt dieses Reportes ist das Thema: „Job, Gene, Lebensstil – Gefahr fürs Herz?“ …

S. 15

Betriebliche Einflussfaktoren auf den Krankenstand:

  • Viele Dienstleistungsunternehmen einschließlich der öffentlichen Verwaltungen stehen verstärkt unter Wettbewerbsdruck bei fortschreitender Verknappung der Ressourcen. In der Folge kommt es zu Arbeitsverdichtungen und „Rationalisierungen“ und vielfach auch zu Personalabbau. Daraus können belastende und krank machende Arbeitsbelastungen (z. B. Stressbelastungen) entstehen, die zu einem Anstieg des Krankenstandes führen.
  • Auf der anderen Seite sind von betriebsbedingten Entlassungen vor allem ältere oder gesundheitlich beeinträchtigte Beschäftigte betroffen. Da in den AU-Analysen nur die „aktiv Erwerbstätigen“ berücksichtigt werden, tritt hierdurch der sogenannte „healthy-worker-effect“ auf. Die Belegschaft erscheint also allein durch dieses Selektionsprinzip „gesünder“ geworden zu sein.
  • Im Zuge umfassender Organisations- und Personalentwicklung haben sich in den letzten Jahren viele Unternehmen verstärkt des Themas „betrieblicher Krankenstand“ angenommen. Insbesondere dem Zusammenhang von Arbeitsmotivation und Betriebsklima in Bezug auf das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen wird im Rahmen von betrieblichen Mitarbeiterzirkeln, -befragungen, Führungsstilanalysen etc. Rechnung getragen. [Der Schwerpunkt lag dabei auf der Verhaltensprävention.]
  • [Etwa 70% der Unternehmen wurde seit 1996 gestattet, die geltenden Vorgaben des Arbeitsschutzgesetzes und der Bildschirmarbeitsverordnung nicht umzusetzen. Dadurch wurden psychische Belastungen nicht in den der Verhältnisprävention Vorrang gebenden Arbeitsschutz einbezogen. Durch die entgegen den Vorschriften fehlenden Beurteilungen der psychischen Belastungen in den Unternehmen wurde auch verhindert, dass der Einfluss der Arbeitsorganisation auf die Gesundheit der Mitarbeiter besser verstanden wird.]

(Den Absatz in eckigen Klammern habe ich nachträglich eingefügt, um zu zeigen, welche Tatsachen die DAK unerwähnt lässt.)
S. 143


Erklärungen für das bei den DAK-Mitgliedern beobachtbare Krankenstandniveau sind jedoch auch auf betrieblicher Ebene zu suchen: Wenn es hier nicht zu einem Anstieg des Krankenstandes kommt, kann dies u. a. auf Aktivitäten der betrieblichen Gesundheitsförderung und die Berücksichtigung von Fragen der Mitarbeitergesundheit bei der Organisations- und Personalentwicklung in Unternehmen zurückgeführt werden.
… 

(Kursivsatz nachträglich vorgenommen)


Wird das Arbeitsunfähigkeitsgeschehen auf der Ebene von Krankheitsarten betrachtet, zeigt sich im Vorjahresvergleich, dass Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen stark angestiegen sind. Daher sollten Maßnahmen der betrieblichen Prävention und Gesundheitsförderung den Fokus u. a. auf den Abbau von psychosozialen Belastungen wie chronischer Zeitdruck, Arbeitsunterbrechungen, Überforderung etc. legen.
… 

S. 144


Auch können je nach Branche strukturelle Aspekte für die Krankheitsquote eine größere Rolle spielen. So fällt auf, dass der Krankenstand in einigen Branchen mit kleinbetrieblichen Strukturen, wie z. B. im Bereich „Rechtsberatung u. a. Unternehmensdienstleistungen“ unterdurchschnittlich ist. Für Groß- und Kleinbetriebe gleichermaßen ist das Betriebsklima, d. h. die soziale Kultur des Unternehmens, eine wichtige Einflussgröße, um den Krankenstand erfolgreich zu senken.
… 

Der mangelhafte Arbeitsschutz in den Betrieben wird inzwischen sogar von der Bundesarbeitsministerin bestätigt. Ein nachhaltig unvollständiger Arbeitsschutz ist nicht nur eine mögliche Ursachen für die Zunahme arbeitsbedingter Fehlbelastungen, sondern er verdeutlicht die unverantwortliche Einstellung der Mehrheit der Arbeitgeber zu ihren Pflichten. Sie scheuten trotz Warnungen nicht vor Rechtsbruch zurück. Viele Unternehmen brauchten mehrere Jahre, bis sie sich nach Einschreiten der Arbeitnehmervertretung mit einer vorschriftsmäßigen Umsetzung des Arbeitsschutzes befassten. Aber die DAK geht mit keinem Wort auf diese Widerwilligkeit ein. Das schadet der Glaubwürdigkeit der DAK-Gesundheitsreports 2012.
 
Siehe auch: http://blog.psybel.de/2012/02/22/dak_infarktrisiko2012/