Urlaub hilft nicht / Belastungen & Fehlbelastungen

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… Urlaub beziehungsweise eine Auszeit von der Arbeit hilft in der Regel nicht, das Auftreten von Depression zu vermeiden, warnen Experten der Stiftung Deutsche Depressionshilfe wie der Psychiater und Direktor der Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie in Leipzig, Prof. Ulrich Hegerl. Dem Fachmann zufolge sollten Arbeitnehmer, die erste Anzeichen einer psychischen Erkrankung bei sich feststellen, keinesfalls in den Urlaub fahren, „denn die Depression reist mit.“ Zudem erleben die Betroffenen „den Zustand noch schmerzlicher“, wenn sie „irgendwo in der Ferne“ sind, erläuterte Hegerl. …

… Die Belastungen durch die Arbeit seien zudem eher selten der Auslöser für eine Depression, so Hegerl weiter. Sehr viel häufiger führen Änderungen im Lebensgefüge, wie zum Beispiel der Verlust einer nahestehende Person zu psychischen Problemen, erläuterte der Direktor der Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie. Auch können Hegerl zufolge scheinbar positive Dinge wie eine bestandene Prüfungen oder ein Urlaubsantritt Depressionen auslösen.
DGB fordert Verringerung der psychischen Belastungen in der Arbeitswelt:
Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) sieht anders als die Experten der Stiftung Deutsche Depressionshilfe bei den Arbeitsbedingungen eine wesentliche Einflussgröße in Bezug auf das Auftreten von Depressionen. In einer aktuellen Pressemitteilung fordert DGB-Vorstandsmitglied, Annelie Buntenbach, daher „psychische Belastungen in der Arbeitswelt konsequenter als bisher“ zu bekämpfen.“ …

Der DGB hat durchaus auch seine Experten. Es gibt wohl einen Unterschied zwischen der Depression, auf die sich die Stiftung Deutsche Depressionshilfe bezieht und der Erschöpfung (“Burnout”), die der DGB meint und die mangels geeigneter Klassifikation (ICD 10) oft als “Depression” diagnostiziert wird. Darum konstruiert das auch geschäftlich eher individualpsychologisch orientierte heilpraxis.net hier möglicherweise einen Dissens, den es so gar nicht gibt.
Daneben liegt Annelie Buntenbach jedoch mit der Forderung nach einer Verringerung der psychischen Belastungen. Das ist keine gute Idee, denn ohne psychische Belastungen (mental workload nach ISO 10075) gäbe es keine Arbeit. Was der gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsschutz dagegen (im Interesse von Arbeitnehmern und Arbeitgebern) zu verringern hat, sind psychische Fehlbelastungen. Zu deren Verringerung kann es fallweise sogar erforderlich sein, psychische Belastungen zu erhöhen. Es gibt bei den Gewerkschaften genug Experten, die das wissen. Den Top-Funktionären scheint das aber oft zu kompliziert zu sein. Als Gewerkschaftsmitglied finde ich das recht ärgerlich.