Politischer Druck verängstigt Arbeitgeber?

Eine Entspannungstherapeutin reagierte auf Ursula von der Leyens etwas schärfere Gangart im Arbeitsschutz. Sehen wir uns das mal an:
http://www.no-burn-out.de/2012/02/auf-der-richtigen-faehrte/

… Nach meiner Ansicht schürt der politische Druck auf Arbeitgeber das Klima von Druck, Stress und Angst, das letztlich an die Arbeitnehmer weiter gegeben wird. Hilfe und Unterstützung wird in einem solchen Klima sehr schwer möglich.
Nach meiner Beobachtung und Erfahrung im Umgang mit Betroffenen des Burnout Syndroms spielt neben dem Arbeitsklima sehr häufig auch eine persönliche (bereits mitgebrachte) Prädisposition, sowie ganz alltägliche (und häufig unvermeidliche) private Probleme zum Ausbruch einer Stresserkrankung eine entscheidende Rolle. …

Es soll kein Druck darauf ausgeübt werden, dass Arbeitgeber keinen unangemessenen Druck auf Arbeitnehmer ausüben? Irgendwo ist diese Rücksichtnahme auf Arbeitgeber ja rührend. Das funktioniert aber offensichtlich nicht: 15 Jahre ohne Druck auf die Unternehmen sind genug. Die Rücksichtnahme hat nicht geholfen. Leider ist es nun einmal so, dass die “Erfüllung gesetzlicher Verpflichtungen” erwiesenermaßen der stärkste Motivator für Unternehmer ist, “sich mit psychosozialen Risiken zu befassen”. Der Druck auf Arbeitgeber kann Arbeitnehmern (bzw. ihren Vertretern) zumindest am Anfang helfen, auf Augenhöhe zu einer Zusammenarbeit zu kommen – die dann durchaus ohne Gesetzeskeule konstruktiv weitergeführt werden kann.
http://www.no-burn-out.de/aboutme
Gabriele Bauer (“Entspannungstherapeutin, Heilpraktiker Psych. und Supervisor und Trainer für das UltraMind ESP System”) meint:

Entspannung auf der Alpha-Ebene lässt sich in kurzer Zeit lernen und einfach (weil zeitsparend) in den Alltag integrieren. Sinnliche Erfahrungen erzeugen positive Selbstwahrnehmung und gute Gefühle. Der Vorteil dieser Therapie ist Verbesserung, die sofort spürbar wird.

Kann sein, aber vielleicht gibt es wirksamere Ansätze. Bei einer individuellen Therapie bezahlt ein Betroffener die Entspannungstherapeutin. Den Arbeitsschutz dagegen müssen die Arbeitgeber bezahlen. Auch hier hat Gabriele Bauer etwas im Angebot, das bei kleinen und mittleren Unternehmen vielleicht sogar ganz gut funktionieren kann.
Noch ein Hinweis auf eine gute Seite in Gabriele Bauers no-burn-out.de: http://www.no-burn-out.de/arbeitgeber/juristischelinks/.
Den Esoterik-Tag gab es wegen des Schöpfers des “UltraMind ESP Systems”: http://de.wikipedia.org/wiki/José_Silva_(Parapsychologe)

2 Gedanken zu „Politischer Druck verängstigt Arbeitgeber?“

  1. Gabriele Bauer hatte meinen Beitrag in ihrer Antwort darauf (http://www.no-burn-out.de/2012/02/gegenwind/) richtig zitiert. Die Unterschiede zwischen ihren Zitaten und meinem Blogtext liegen an einem Nach-Edit von mir. Ich hatte den Pingback von ihrer Antwort (ein Artikel in ihrem Blog) erst bemerkt, nachdem ich den “starken Gegenwind” nach-editiert hatte. Der erschien mir selbst zu stark, denn auf Gabriele Bauers Seiten zu rechtlichen Fragen fand ich dann noch hilfreiche und ausgewogene Informationen.
    Zu Gabriele Bauers Entgegnung auf meinen Blog-Artikel: Klar kann man nicht alle Arbeitgeber über einen Kamm scheren. Auch gibt es wohl Unterschiede zwischen kleinen, mittleren und großen Betrieben. Aber es ist eben auch eine Tatsache, dass nach 15 Jahren Lehrzeit immer noch etwa 70% der Betriebe psychische Belastungen nicht in ihren Arbeitsschutz einbeziehen. So etwas ist in einem Rechtsstaat wirklich nicht akzeptabel. Wenn diese Pflichtenverletzung dermaßen lange anhält, dann muss nun doch ein bisschen mit Hilfe des Rechts dagegen vorgegangen werden.
    Zur Frage, wo wir ansetzen können: An der fürsorglichen Firma? An den einzelnen (mündigen, erwachsenen, eigenverantwortlichen usw.) Mitarbeitern? Bei der Prävention kann ein Arbeitgeber sich einerseits um die einzelnen Mitarbeiter kümmern und andererseits an der Organisation ansetzen. Beides hat seine Berechtigung. Bedenklich wird die (eher verhaltenspäventive) “Sorge” um die individuelle Verfasstheit der einzelnen Mitarbeiter jedoch, wenn ein Arbeitgeber nachhaltig seinen (verhältnispräventiven) Pflichten im Arbeitsschutz nicht nachkommt. Wenn das Gleichgewicht zwischen Verhaltens- und Verhältnisprävention zum Nachteil letzterer nicht stimmt, dann kommt schon der Verdacht auf, dass ein Arbeitgeber Belastungsprobleme zu leicht “auffälligen” Mitarbeitern zuschreibt, um sich nicht mit eventuellen Auffälligkeiten seiner Organisation auseinandersetzen zu müssen. Um dem vorzubeugen, sind im Arbeitsschutz individuelle Maßnahmen nachrangig zu anderen Maßnahmen. Gegebenenfalls muss auch das mit rechtlichen Mitteln durchgesetzt werden.
    Nicht zitiiert hatte ich tatsächlich:

    … Viele betroffene Arbeitnehmer haben Angst vor disziplinären Konsequenzen, falls der Arbeitgeber vom Beginn eines Burn Out Syndroms Kenntnis erhält. Durch Verschleiern und Verheimlichen verschlimmert sich dann die Situation weiter. Angst und Stress erzeugen weiteren Druck. …

    Usw. Verfälschung war sicherlich nicht die Absicht, zumal sich von dem nicht Zitierten noch Einiges zur Kritik anbietet. Unternehmen, in denen Arbeitnehmer Angst vor disziplinären Konsequenzen haben, muss natürlich erst recht mit rechtlichen Mitteln entgegengetreten werden. Außerdem gibt es Arbeitnehmerorganisationen, die hier ihren Mitgliedern sehr gut weiterhelfen können. Es gibt heute für Angst vorwiegend einen Grund: Unwissenheit. Viele Arbeitnehmer kennen ihre Rechte überhaupt nicht. Gewerkschaftsmitgliedschaft kann sehr viel “Angst vor disziplinären Konsequenzen” nehmen. Auch helfen Enttabuisierungs-Programme, wie vom CFDM der TU-München.

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