Arbeitsschutz wird schlechter

Anlass für diesen Blog-Eintrag sind Meldungen in zwei Wochenmagazinen. Bei KarriereSPIEGEL fand ich den folgenden BAuA-Link:
http://www.baua.de/de/Informationen-fuer-die-Praxis/Statistiken/Suga/Suga.html

Bericht “Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit”
Unfallverhütungsbericht Arbeit
Im Auftrag des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) erstellt die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) jährlich einen statistischen Bericht zum Stand von Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit in Deutschland, der einen Überblick über den Stand von Arbeits- und Gesundheitsschutz sowie deren Entwicklungen gibt. Dieser Bericht wird zum Jahresende des auf das Berichtsjahr folgenden Jahres fertiggestellt und ist daher erst zu Beginn des übernächsten Jahres verfügbar.

Der aktuelle Bericht heißt: Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010 – Unfallverhütungsbericht Arbeit. Bei der ZEIT fand ich einen direkteren Link:
http://www.baua.de/de/Presse/Pressemitteilungen/2012/02/pm008-12.html

Fakten: Zahl der Arbeitsunfälle erstmals wieder gestiegen – psychische Erkrankungen nehmen zu
BAuA veröffentlicht Bericht Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit 2010 …

 
Was macht KarriereSPIEGEL daraus?
http://www.spiegel.de/karriere/berufsleben/0,1518,818097,00.html

Zahl der Psycho-Rentner steigt
Psychische Belastung im Beruf: Die Zahl der Fälle nimmt zu
Burnout mag ein Modethema sein, hat aber einen realen Hintergrund: Immer mehr Menschen können nicht mehr arbeiten, weil sie psychisch krank sind. Auch die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle ist gestiegen – hauptsächlich eine Folge des Aufschwungs. …

“Psycho-Rentner” ist natürlich hochoriginell. So sieht kreativer Journalismus aus. Versucht der SPIEGEL, hier die Kurve zu kriegen und von einer Darstellung des Burnouts als reines Modethema wegzukommen?
(2012-03-01: Heute morgen sah ich, dass der SPIEGEL die Überschrift korrigiert hat.)
 
Nun zur seriöseren Berichterstattung, aber auch nicht mit viel eigener Recherche:
http://www.zeit.de/karriere/beruf/2012-02/arbeitsunfaelle-2012

Zahl tödlicher Arbeitsunfälle steigt drastisch an
Wirtschaftlicher Aufschwung und hohes Arbeitstempo fordern ihren Zoll: Die Zahl der tödlichen Arbeitsunfälle in Deutschland hat zugenommen, ebenso die psychische Belastung. …

 
In Deutschland gingen wir von einem guten technischen Arbeitsschutz aus und schickten uns an, ihn auch im Bereich der psychischen Belastungen an hohe Standards heranzuführen. Statt dessen hinkt wohl auch der “klassische” Arbeitsschutz der Entwicklung hinterher.
Siehe auch: http://www.zeit.de/karriere/beruf/2011-07/arbeitsunfaelle-aufschwung

Schluss mit Multitasking!

http://www.baua.de/de/Publikationen/Broschueren/A78.html

… Die vorliegende Broschüre … richtet sich an alle potenziell von Multitasking Betroffenen – also auch an Sie! – und formuliert Tipps zum individuellen sowie teamorientierten Umgang mit Arbeitsunterbrechungen und Multitasking. Damit nicht genug hilft sie Ihnen dabei, gemeinsam mit Ihren Kollegen den Ursachen von Arbeitsunterbrechungen auf die Spur zu kommen, um diese dann präventiv verhindern zu können. Denn dieses Ergebnis der BAuA-Studie sei bereits hier vorweg genommen: Im Sinne von Gesundheit, Motivation und Produktivität ist die beste Unterbrechung die, die gar nicht erst stattfindet! …

Auszug aus der BAuA-Broschüre Bitte nicht stören! Tipps zum Umgang mit Arbeitsunterbrechungen und Multitasking (2012, S. 23):

… Arbeitsunterbrechungen können durchaus positiv erlebt werden. Allerdings nur von jemandem, der eine einfache und monotone Aufgabe ausführt. Der freut sich möglicherweise sogar über die Störung, weil sie für eine willkommene Abwechselung und vielleicht für einen Motivationsschub sorgt. In diesem Fall können Arbeitsunterbrechungen von Fall zu Fall sogar leistungsförderlich wirken.
Anders verhält es sich für Arbeitnehmer, die mit anspruchsvoll(er)en Aufgaben betraut sind. Die sind im Regelfall von Arbeitsunterbrechungen eher genervt – und zwar umso stärker, je häufiger die Unterbrechungen stattfinden und/oder je ungünstiger der Zeitpunkt ist, an dem sie erfolgen. Besonders belastend sind Unterbrechungen immer dann, wenn die aktuelle Aufgabe gerade höchste Konzentration erfordert. Wer hat nicht schon die Erfahrung machen müssen, dass ein Telefonklingeln ganze Gedankengebäude und Zahlengerüste einstürzen lassen kann! Bis die dann nach der Unterbrechung wieder aufgebaut sind, vergeht viel Zeit und Mühe.
Das ist für den Unterbrochenen auf Dauer nicht nur ärgerlich, sondern kann Wohlbefinden und Gesundheit einschränken. Denn mit dem Umschalten von einer Aufgabe zur anderen und wieder zurück steigt der Aufwand, der zur Lösung der ursprünglichen Aufgabe notwendig wird. Irgendwann stellt sich dann beim Beschäftigten das Gefühl der Überforderung ein. Nichts wird fertig, weil man immer unterbrochen wird. Und wer glaubt, seine Aufgaben nicht mehr zu schaffen, wessen Schreibtisch oder Werkbank von Angefangenem und Halbfertigem überlagert ist, wer ständig neu anfangen muss, entwickelt negative Emotionen, reagiert körperlich mit schnellem Puls – und hat dann das, was in der Arbeitsmedizin Stress genannt wird. Stress gilt in der Wissenschaft als der arbeitsweltbezogene Hauptrisikofaktor für psychische Störungen und Erkrankungen, die nicht nur in Deutschland auf dem Vormarsch sind. …

(R…, Danke für den Hinweis.)
Siehe auch: http://www.arbeitstattstress.de/tag/multitasking/

Handbuch: Arbeitsschutzmaßnahmen im Betrieb

http://blog.psybel.de/wp-content/uploads/2012/01/baua_s42.pdf

BAuA Sonderschrift S42, 4. aktualisierte Auflage, Dortmund/Berlin 2004
Ratgeber zur Ermittlung gefährdungsbezogener Arbeitsschutzmaßnahmen im Betrieb
Handbuch für Arbeitsschutzfachleute

Kapitel 14 “Psychische Belastung” (S. 357-374) zeigt, was Arbeitsschutzfachleuten in der Belastungskategorie der psychisch wirksamen Belastungen seit 2004 bekannt gewesen sein muss. Was hatten sie in den Betrieben davon umgesetzt? War es möglich, dass sie die vorgeschriebene Umsetzung seit 2004 versehentlich vergessen hatten?
 
Aktuelles zum Handbuch:
http://www.baua.de/de/Themen-von-A-Z/Gefaehrdungsbeurteilung/Gefaehrdungsbeurteilung.html


Die Loseblattsammlung “Ratgeber zur Gefährdungsbeurteilung” unterstützt Fachleute aus dem Arbeitsschutz bei der Planung und Durchführung der Gefährdungsbeurteilung. Das umfassende Kompendium basiert auf neuesten arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen, vermittelt branchenunabhängig Grundwissen und stellt konkrete Handlungshilfen zur Verfügung.
Bereits seit einigen Jahren veröffentlichte die BAuA den mehrfach aktualisierten “Ratgeber zur Ermittlung gefährdungsbezogener Arbeitsschutzmaßnahmen im Betrieb”. Das Handbuch für Arbeitsschutzfachleute ist zuletzt umfassend überarbeitet unter dem kürzeren Titel “Ratgeber zur Gefährdungsbeurteilung” als Loseblattsammlung erschienen.
Der Ratgeber enthält Hinweise zur Vorbereitung und Durchführung der Gefährdungsbeurteilung auf der Grundlage des Arbeitsschutzgesetzes, eine ausführliche Darstellung der Gefährdungsfaktoren sowie diverse Formulare, Checklisten und ein Bezugsquellenverzeichnis.

Psychische Faktoren

http://www.gefaehrdungsbeurteilung.de/de/gefaehrdungsfaktoren/psychische_belastung (BAuA):

In Veröffentlichungen von bekannten Krankenkassen und in der Tagespresse ist immer wieder zu lesen, dass der Krankenstand in den letzten vier bis fünf Jahren deutlich gesunken ist. Dabei wird gleichzeitig davon gesprochen, dass psychische Erkrankungen ständig zunehmen und immer häufiger zur Arbeitsunfähigkeit führen. Auch bei den Frührentenzugängen ist der Trend unverkennbar.
Die Ursachen für diese Entwicklung werden in steigenden psychischen (Fehl-) Belastungen gesehen. Für Deutschland und andere Länder der EU liegen jedoch für diese Aussage keine gesicherten Erkenntnisse vor.
Die Arbeitsaufgaben sind in vielen Bereichen heute wesentlich komplexer, ohne dass die Ressourcen, die für eine gesunde Bewältigung benötigt würden, zum Beispiel organisationale Ressourcen, Gestaltungsspielräume oder personelle Ressourcen im Sinne von gezielter Fort- und Weiterbildung, entsprechend erweitert wurden.
Erschwerend kommt hinzu, dass langjährig postulierte Ressourcen bei Stress, wie der Handlungsspielraum oder die soziale Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte, angesichts der hohen Arbeitsverdichtung in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft nicht mehr wirksam sind beziehungsweise in der Arbeitssituation nicht mehr von den Arbeitsplatzinhabern als Entlastung wahrgenommen werden können.
Bei der hohen Verausgabung vieler Arbeitsplatzinhaber spielen das Vorgesetztenverhalten und die Anerkennung des persönlichen Einsatzes und der erbrachten Leistungen eine wichtige Rolle. Leider sparen die meisten Vorgesetzten bezüglich Lob und Anerkennung. Oft ist auch monetär keine Anerkennung möglich. Die Enttäuschungen führen in der Regel bei den Mitarbeitern kurzfristig zu Demotivation und Frustration. Mittelfristig nehmen Arbeitsunzufriedenheit und psychosomatische Beschwerden zu, das Arbeitsengagement nimmt ab. Langfristig kommt es zu “Dienst nach Vorschrift”, Erleben von Burnout, erhöhten Fehlzeiten und bei vorhandenen Alternativen zur Fluktuation. Starre Hierarchien und fehlende Aufstiegschancen verstärken die Effekte.

Das ist ein etwas merkwürdiger Artikel. Darin weist die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) erst einmal auf “keine gesicherten Erkenntnisse” hin, um dann doch die verschiedenen Gefährdungsfaktoren anzusprechen. Ausgerechnet in diesem Portal für Gefährdungsbeurteilungen wird aber eine Erkenntnis übergangen: Die Mehrheit der Unternehmen bezieht die psychischen Belastungen nicht in die Gefährdungsbeurteilungen ihrer Arbeitsplätze mit ein. Vielleicht ist in vielen Unternehmen die Gewinnung gesicherter Erkenntnisse über psychische Fehlbelastungen nicht wirklich erwünscht?

Förderung der Förderung: 500 € pro Mitarbeiter

Dank § 20a SGB V kann die Betriebliche Gesundheitsförderung mit derzeit 500 € pro Mitarbeiter gefördert werden.
http://www.inqa.de/Inqa/Navigation/Themen/Gesundheitsfoerderung/wissen,did=251740.htm

… Seit 01.01.2009 gilt § 3 Nr. 34 EStG: Demzufolge können rückwirkend zum 01. Januar 2008 Ausgaben von bis zu 500 Euro im Jahr pro Arbeitnehmer steuerfrei bleiben, wenn zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Arbeitslohn eine Leistung des Arbeitgebers der betrieblichen Gesundheitsförderung zugute kommt. Unter die Steuerbefreiung fallen sowohl Ausgaben für unternehmensinterne Angebote als auch Zuschüsse des Arbeitgebers an seine Arbeitnehmer, wenn diese extern durchgeführte Maßnahmen nutzen. Damit sollen insbesondere kleinere oder mittlere Unternehmen erreicht werden, die keine eigenen Gesundheitsförderungsmaßnahmen durchführen können und daher auf bestehende, externe Angebote angewiesen sind. 
Die Übernahme bzw. Bezuschussung von Mitgliedsbeiträgen an Sportvereine und Fitnessstudios ist nicht steuerbefreit. Das gleiche gilt für Leistungen, die unter Anrechnung auf den vereinbarten Arbeitslohn oder durch Umwandlung des vereinbarten Arbeitslohns erbracht werden. …

 


2013-04-18:

 

Kongressthema Psychische Belastungen

Persönlicher Schutz, betriebliche Sicherheit und Gesundheit bei der Arbeit
Internationale Fachmesse mit Kongress, Berlin, 2011-10-18 bis 2011-10-21
 
http://www.aplusa.de/cipp/md_aplusa/custom/pub/show,fair,aplusa11/lang,1/oid,8521/event_id,39/~/Web-EventsDatasheet/events_datasheet

Veranstaltungsdaten
Veranstaltungsort: CCD Süd Stadthalle X
Zeiten: 20.10. 09:15-12:15
Moderatoren: Dr. Jürgen Reusch
Schlagwörter: Kongressveranstaltungen
Weitere Informationen

Federführung:
Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB)
Beschreibung:
Gute Arbeit jetzt. Immer mehr Beschäftigte wollen nicht länger vertröstet werden, wenn es um gute, langfristig gesunde Arbeitsbedingungen geht. Der Skandal um die Dortmunder Recyclingfirma ENVIO verdeutlicht, dass die Beschäftigten für schlechten Gesundheitsschutz im Betrieb und den Personallabbau in der Gewerbeaufsicht einen sehr hohen Preis zahlen.
Staatliche Stellen müssen daher das Thema gesunder Arbeitsbedingungen viel stärker aufgreifen und zum Bestandteil staatlicher Strategien, der Aufsicht und der Unterstützung der Betriebe und Beschäftigten machen. Hierzu ist der Arbeitsminister des Landes NRW eingeladen, der zu “Gesunden Betrieben mit gesunden Beschäftigten” referieren wird. Vorschläge zur besseren staatlichen Regulierung der wachsenden psychischen Belastungen werden von der IG Metall vorgestellt.
Hinsichtlich psychischer Belastungen in der Arbeitswelt wird häufig behauptet, das Thema sei schwierig und daher im Betrieb nicht praktikabel zu bearbeiten. Wir wollen zeigen, welche Ansätze zur Zeit angewendet werden und welche Ergebnisse dabei schon jetzt erzielt werden.
Viele Betriebs- und Personalräte stehen aktuell vor der Entscheidung, welche Präventionsschwerpunkte in ihrem Betrieb gesetzt werden sollen. Was ist dabei zu beachten und wie geht das überhaupt? Hierzu berichtet ein Betriebsrat zur Umsetzung der DGUV Vorschrift 2 in seinem Betrieb.
Im Rahmen der Podiumsdiskussion wird unter Beteilung der Arbeitsschutzbehörden und der Arbeitgeber über die Rolle des Staates, neu fest gesetzte staatliche Arbeitsschutzziele, notwendige Beiträge des Gesetzgebers sowie die Rolle von Betriebs- und Personalräten bei der Herstellung guter Arbeitsbedingungen diskutiert.
Vorträge:
9:15 Uhr
Begrüßung
DGB Bundesvorstand
Gesunde Betriebe mit gesunden Beschäftigten
Guntram Schneider, Arbeitsminister NRW
Aufschwung auf Kosten guter Arbeit? – Aktuelle Aufgaben der Gewerkschaften und der Politik
Hans Jürgen Urban, IG Metall Vorstandsmitglied
10:35 Uhr
Pause
“Hauptsache Gesundheit” – ein ver.di – Projekt
Stefanie Nutzenberger, ver.di
“Und es geht doch”: Psychische Belastungen erfassen und reduzieren
Anne Jenter, GEW Vorstandsmitglied
Die DGUV Vorschrift 2 – Erfahrungsbericht eines Betriebsrates
Oliver Meier, Betriebsrat STILL GmbH
11:50 – 12:30 Uhr
Diskussion: Gute Arbeit jetzt! Und nicht irgendwann.
Steffen Röddecke, Länderausschuss für Arbeitsschutz und Sicherheitstechnik (LASI)
Norbert Breutmann, Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA)
sowie Hans Jürgen Urban, Oliver Meier und Anne Jenter
Kurzfassungen der Vorträge:

 
http://www.aplusa.de/cipp/md_aplusa/custom/pub/show,fair,aplusa11/lang,1/oid,8521/event_id,48/~/Web-EventsDatasheet/events_datasheet

Veranstaltungsdaten
Veranstaltungsort: CCD Süd Stadthalle X
Zeiten: 20.10. 14:00-17:00
Moderatoren: Dr. Helmut Nold
Schlagwörter: Kongressveranstaltungen
Psychische Belastungen
Weitere Informationen

Federführung:
Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen (BDP) / Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Beschreibung:
Die Erfassung psychischer Belastungen im Rahmen der gesetzlich geforderten Gefährdungsbeurteilung findet nur unzureichend statt. Unter den Ursachen, die zu dieser Situation führen, werden immer wieder Wissensdefizite und Handlungsunsicherheiten genannt. Beiträge aus der Forschung und der betrieblichen Beratung bestätigen das.
Aus der Erfassung des Bedarfs werden im Workshop verschiedene Qualifizierungsmethoden vorgestellt und Herausforderungen skizziert.
Abschließend runden Praxisbeispiele zu Vorgehensweisen in verschiedenen Betrieben die Veranstaltung ab.
Vorträge:
Qualifizierungsbedarf
14.00 – 14:10 Uhr
Gefährdungsbeurteilung zu psychischen Belastungen – Qualifizierungsdefizite
Dr. Gabriele Richter, BAuA
14.10 – 14:30 Uhr
GDA Koordinierungskreis “Psychische Belastung” – Qualifizierungsbedarf
Bettina Splittgerber, Hessisches Sozialministerium und Christian Pangert, Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV)
14.30 – 14:35 Uhr
Diskussion
Qualifizierungswege
14.35 – 14:55 Uhr
Qualifizierungskonzept des LASI – erste Erfahrungen
Peter Stadler, Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit München und Bettina Splittgerber, Hessisches Sozialministerium
14.55 – 15:25 Uhr
Qualifizierung und Betriebsberatung in der BG RCI
Sabine Schreiber-Costa und Roland Portun, Berufsgenossenschaft Rohstoffe und chemische Industrie (BG RCI)
Qualifizierung von Betriebsräten von der IG BCE
Stefan Weis, Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE)
15.25 – 15:30 Uhr
Diskussion
Betriebliche Umsetzungen
15.30 – 15:50 Uhr
Gefährdungsbeurteilung Psychische Belastung bei der Daimler AG – Qualifizierung in der Praxis
Ines Reinhardt, Daimler AG
15.50 – 16:10 Uhr
Wie eine nachhaltige Gesundheitsförderung besser gelingen kann! Beispiel “Finanzverwaltung NRW”
Prof. Dr. Gabriele Elke, Ruhr Universität Bochum
16.10 – 16:15 Uhr
Diskussion
Einstieg und Prozess
16.15 – 16:35 Uhr
Niederschwelliger Einstieg: Vorschlag für eine betriebliche Umsetzung
Karl Busch, Verband der Metall- und Elektroindustrie Baden-Württemberg (Südwestmetall)
16.35 – 16:55 Uhr
Integration psychischer Belastung in die GB – betrieblicher Erfahrungsbericht
Matthias Holm, Institut für Gesundheitsförderung und Personal
16.55 – 17:00 Uhr
Diskussion
Kurzfassungen der Vorträge:

Jeder zehnte Ausfalltag am Arbeitsplatz psychisch bedingt

http://www.inqa.de/Inqa/Navigation/Themen/stress,did=258610.html?view=renderPrint (mit Linkliste)

18.8.2011
Psychische und psychosomatische Störungen sind immer häufiger Ursache für Arbeitsunfähigkeit. Wie das Wissenschaftliche Institut der AOK (WIdO) in seinem jüngsten Fehlzeiten-Report meldet, verursachten psychische Erkrankungen im vergangenen Jahr bereits 9,3 Prozent aller Fehltage am Arbeitsplatz. Die meisten Krankheitstage entfielen 2010 auf die Gruppe der Muskel- und Skeletterkrankungen (24,2 Prozent). Darauf folgen akute Verletzungen (12,9 Prozent), Atemwegserkrankungen (zwölf Prozent). …

Zur WIdO-Veröffentlichung (2011-04-19) gab es in diesem Blog schon einen Artikel: http://blog.psybel.de/burnout-auf-dem-vormarsch/. Wegen der Linkliste wiederhole ich die heute von der INQA aufgewärmte Meldung.

Psychische Belastungen und Gestaltungsperspektiven bei Wissens- und Dienstleistungsarbeit

http://www.petrabock.de/documents/BAUA_Flyer_FB3_Zeitdruck_Web.pdf

Fachtagung der BAuA
am 15. September 2011 in Berlin
Immer schneller, immer mehr – Psychische Belastungen und Gestaltungsperspektiven bei Wissens- und Dienstleistungsarbeit
Zielsetzung:
In der Veranstaltung werden neue Erkenntnisse und Forschungsfragen zum Wandel der Arbeit, zu Arbeitsbelastungen und Interventionsmöglichkeiten im Dienstleistungsbereich vorgestellt und diskutiert. Forschungsstand und Forschungsbedarf zur Thematik sollen in einem interdisziplinären Dialog zwischen Industriesoziologie und Arbeits- und Organisationspsychologie reflektiert werden. Auch der Austausch zwischen Wissenschaft und Praxis wird thematisiert.
Zeitpunkt:
15. September 2011
11:00 bis 17:00 Uhr
Anmeldeschluss:
1. September 2011
Ort:
Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA)
Standort Berlin, Vortragssaal A 400
 
11:00 Begrüßung / Einführung Isabel Rothe, Präsidentin der BAuA
11:15 Psychische Belastungen im Spiegel repräsentativer Befragungen
Dr. Martina Morschhäuser, BAuA
11:30 Wandel der Arbeitswelt – Wandel der Belastungen
Prof. Eberhard Ulich, Institut für Arbeitsforschung und Organisationsberatung, Zürich
12:00 Neue Steuerungsformen bei Dienstleistungsarbeit –
Folgen für Arbeit und Gesundheit. Ergebnisse des Projektes „PARGEMA“ Dr. Nick Kratzer, Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung, München
12:30 Zeit- und Arbeitsdruck und deren Folgen in der Wahrnehmung supervisorischer Experten
Prof. Günter Voß, Institut für Soziologie an der Technischen Universität Chemnitz
13:00 Pause
13:45 Psychische Belastungen durch illegitime Tätigkeiten
Prof. Norbert Semmer, Institut für Psychologie an der Universität Bern (angefragt)
14:15 Beschleunigung in der Arbeitswelt – Darstellung eines Forschungsprojektes
Prof. Christian Korunka, Fakultät für Psychologie an der Universität Wien
14:45 Pause
15:00 Zeit- und Leistungsdruck bei Führungskräften – Herausforderungen und Handlungsfelder aus der Coaching-Perspektive Dr. Petra Bock, Managementberaterin und Coach, Dr. Bock Coaching Akademie, Berlin
15:30 Psychische Belastungen in der IT-Projektarbeit – Betriebliche Ansatzpunkte der Gestaltung und ihre Grenzen
Dr. Anja Gerlmaier, Dr. Erich Latniak, Institut Arbeit und Qualifikation an der Universität Duisburg-Essen
16:00 Vorstellung des BAuA-Projektes „Zeit- und Leistungsdruck bei Wissens- und Dienstleistungsarbeit – Entstehungszusammenhänge und Gestaltungsorientierung
Dr. Gisa Junghanns, Dr. Jörn Hurtienne, Ulrike Stilijanow, BAuA
16:45 Resümee und Ausblick Dr. Gisa Junghanns, BAuA
17:00 Ende der Veranstaltung

Arbeitsbedingte Risiken für Depression

http://www.bptk.de/aktuell/einzelseite/artikel/bptk-symposi-1.html

30. Juni 2011
BPtK-Symposium: Psychisch gesund bei der Arbeit
Kooperationen für Prävention, Behandlung und Rehabilitation

Arbeitsbedingte Risiken für Depression
Prof. Dr. Renate Rau, Professorin für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Universität Marburg, erläuterte den Zusammenhang zwischen Arbeitsbelastungen und dem Auftreten psychischer Erkrankungen. Zahlreiche Studien hätten bisher Zusammenhänge zwischen psychischen Arbeitsbelastungen und psychischen Erkrankungen herstellen können. Bei diesen Studien sei aber nicht auszuschließen gewesen, dass psychisch kranke Menschen stärker über Arbeitsbedingungen klagen, die aus objektiver Sicht nicht überdurchschnittlich belastend sind.
In einer eigenen Studie konnte Prof. Rau jedoch diesen Zusammenhang anhand objektiv erhobener Merkmale der Arbeit und dem Auftreten von Depression nachweisen. Personen mit der objektiv höchsten Arbeitsintensität hatten ein 4,5fach erhöhtes Risiko, an Depression zu erkranken. Eine hohe Arbeitsintensität zeigt sich vor allem durch Zeitdruck und viele Unterbrechungen der Arbeitstätigkeiten. Auch die wahrgenommene soziale Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte war bei Menschen mit Depression ungünstiger. Prof. Rau betonte die Bedeutung der Arbeitsprozesse für die Entstehung psychischer Erkrankungen und regte an, die Kenntnis von Arbeitsanalysen in der Aus- und Weiterbildung der Psychotherapeuten stärker zu berücksichtigen.

 
http://www.bptk.de/uploads/media/20110622_BPtK-Symposium_Psychisch_gesund_bei_der_Arbeit_Vortrag_Prof._Dr._Renate_Rau.pdf

Forschungsprojekt Nr. F1865 der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin
„Untersuchung arbeitsbedingter Ursachen für das Auftreten von depressiven Störungen“

… Analyse und Bewertung der Arbeitsbelastungen muss mit bedingungsbezogenenobjektivenund subjektivenVerfahren erfolgenTheoretische Basis:Job Demand/Control Modell (Karasek, 1979)Effort/Reward-Imbalance Modell (Siegrist, 1996)Konzept der aktiven Auseinandersetzung mit Tätigkeiten (Hacker, 1986)…

… Beispiel Objektive Arbeitsanalyse
Prinzipieller Ablauf:

  • Beobachtung der Arbeitstätigkeit vor Ort während einer Schicht
  • Ergänzung der Beobachtung durch gezieltes Nachfragen (= Beobachtungsinterview)
  • Einstufung auf verankerten Skalen
  • Erstellen des Tätigkeitsprofils
  • Ableitung von Arbeitsgestaltungsmaßnahmen unter Einbezug arbeitswissenschaftlicher Erkenntnisse

WICHTIG: Nicht der Arbeitnehmer wird bewertet, sondern die Tätigkeit! …

… Zumindest für den Zusammenhang von hoher Arbeitsintensität und Depression kann eineevtl. bestehende störungsimmanente Wahrnehmungsverzerrungnicht verantwortlich sein. …


Berücksichtigung von Arbeitsstress und von Auslösern für Arbeitstress in der Psychotherapie:

  • Ein Großteil der Patienten steht im Arbeitsleben.
  • Arbeitsbedingter Stress kann durch Merkmale der Arbeit, der Organisationerzeugt werden.

ergo:

  • Eine „einseitige“ Veränderung des Verhaltens des Patienten vermindert diesen Stress nicht
  • Die Veränderung des Erlebens (Wahrnehmung der Umwelt inkl. Interaktion) kann sogar kontraproduktiv sein. Problem „Schuldfrage“.

ISTA – ein Fragebogen zur Verhältnisprävention

Im Gegensatz zum WAI (ABI) und zur MAF, ist das “Instrument zur stressbezogenen Tätigkeitsanalyse” (ISTA[1]) sehr gut für den Einsatz im ganzheitlichen Arbeitsschutz geeignet.
Achten Sie bei Fragebögen generell darauf, wie die BAuA sie in ihrer Toolbox bewertet. Insbesondere muss für im ganzheitlichen Arbeitsschutz angegebene Verfahren unter “Gestaltungsbezug” erkennbar sein, dass das Verfahren der Verhältnisprävention dient.
http://www.baua.de/de/Informationen-fuer-die-Praxis/Handlungshilfen-und-Praxisbeispiele/Toolbox/Verfahren/ISTA.html

ISTA: Instrument zur Stressbezogenen Arbeitsanalyse, Version 6.0

Gestaltungsbezug: Quantitative Verfahren der Verhältnisprävention
Analysetiefe: Expertenverfahren

Gütekriterien: Reliabilität und Validität vorhanden

http://de.wikipedia.org/wiki/Instrument_zur_stressbezogenen_Tätigkeitsanalyse, BAuA:

ISTA ist ein Instrument zur Messung von aufgaben-, organisations- und arbeitsumgebungsbezogenen Belastungen. Das Instrument gehört ist ein quantitatives Expertenverfahren der Verhältnisprävention. In der Toolbox der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) erfüllt es die Gütekriterien der Reliabilität und Validität.[1]
Ein Einsatzgebiet des ISTA ist die Untersuchung der von den Arbeitsbedingungen ausgehenden psychischen Belastung im Rahmen der im betrieblichen Arbeitsschutz vorgeschriebenen Gefährdungsbeurteilung.
Entwickelt wurde das Verfahren auf der Grundlage der transaktionalen Stresstheorie von Lazarus und der Handlungsregulationstheorie. Es identifiziert förderliche und hinderliche Faktoren für Wohlbefinden sowie Gesundheit und klärt Zusammenhänge zwischen Ressourcen und Stressoren.


 
In den Informationen der Uni Frankfurt (Arbeits- und Organisationspsychologie) zum ISTA gibt es auch eine Liste von Kategorien psychischer Belastungen:
http://web.uni-frankfurt.de/fb05/psychologie/Abteil/ABO/forschung/ista.htm

… Das Instrument zur Stressbezogenen Tätigkeitsanalyse ISTA ist eines der wichtigen deutschsprachigen Instrumente zur Messung von aufgaben-, organisations- und arbeitsumgebungsbezogenen Belastungen am Arbeitsplatz. Theoretische Grundlage sind psychologische Stresstheorien (sensu Lazarus) sowie die Handlungstheorie. Das Instrument wurde in den letzten Jahren mehrfach überarbeitet. Derzeit aktuell ist die Version ISTA 6.0 vom Mai 1998 (vorige Fassung: ISTA 5.1, Okt. 1995). Folgende Merkmale werden erfaßt:

  • Arbeitskomplexität,
  • Handlungsspielraum,
  • Zeitspielraum,
  • Partizipation,
  • Variabilität,
  • Unsicherheit,
  • Arbeitsorganisatorische Probleme,
  • Zeitdruck,
  • Konzentrationsnotwendigkeiten,
  • Arbeitsunterbrechungen,
  • Unfallgefährdung,
  • Umgebungsbelastungen,
  • Kommunikationsmöglichkeiten,
  • Kooperationserfordernisse,
  • Kooperationsspielraum,
  • Kooperationszwang


 
[1] Verwechselungsgefahr: Hier wird über das verhältnisorientierte “Instrument zur Stressbezogenen Arbeitsanalyse” gesprochen, nicht über den verhaltensorientierten “Ich-Struktur-Test nach Ammon”, der später kam. (Man könnte vielleicht sagen, dass dieser “Ich-Struktur-Test” einer “Deutschen Akademie für Psychoanalyse” zwar psychischen Belastungen erforscht, aber dass die Wahl des Akronyms “ISTA” eher psychische Fehlbelastungen, Kopfschmerzen, Augenrollen usw. verursacht. Den im Jahr 1995 verstorbenen Ammon kann man für diese Namenswahl nicht verantwortlich machen. Passen Sie also auf, dass Sie im Arbeitsschutz das ISTA nach Semmer, Zapf und Dunckel erwischen.)