Keine psychischen Belastungen bei BASF?

http://www.salzburg.com/nachrichten/rubriken/bestestellen/karriere-nachrichten/sn/artikel/wenn-die-balance-verloren-geht-59010/

[…] BASF-Personalchefin Anna Gstöttner sagt, dass die Evaluierung zwar ergeben habe, dass es im Betrieb keine psychischen Belastungen gebe, aber dennoch arbeite man mit dem Ergebnis weiter und setze bei Themen an, die am schlechtesten abgeschnitten hätten. […]

Daran erkennt man, dass die Personalchefin die Grundzüge des Arbeitsschutzes noch nicht ganz versteht. Natürlich haben alle Mitarbeiter psychische Belastungen, sonst hätten sie nichts zu tun. Und ganz ohne Fehlbelastungen kann es auch nicht gehen, das verlangt selbst der österreichische Arbeitsschutz nicht.
Verlangt wird dagegen, dass die in der Gefährdungskategorie “psychische Belastungen” (“mentale Arbeitsbelastung” wäre die bessere Übersetzung von “mental workload” in der ISO 10075) immer wieder unvermeidlich auftretenden Fehlbelastungen mitbestimmt und auditierbar erfasst, bewertet und gemindert werden. Die mentale Arbeitsbelastung (psychische Belastung) selbst abzuschaffen würde bedeuten, jede geistige Arbeit schlechthin abzuschaffen. Ein Unternehmen, in dem es keine psychischen Belastungen gibt, könnte nicht im Markt bestehen.
Der Unterschied von Belastung und Fehlbelastung hat übrigens auch in Österreich im Rahmen der Regeln des Arbeitnehmerschutzes und der wissenschaftlichen Erkenntnisse mitbestimmt gefunden zu werden. Die Presse sollte überprüfen, ob bei Aussagen von Firmenleitungen zur psychischen Belastungen in einem Unternehmen sichergestellt ist, dass auch der Betriebsrat zu diesen Aussagen steht. Unternehmensleitungen machen hier gelegentlich falsche Angaben.
Der Artikel ist trotzdem ganz interessant. Er macht deutlich, dass die Mitarbeiter ein Eindringen des Unternehmens in ihre privaten Angelegenheiten nicht so sehr mögen. Der gesetzlich vorgeschriebene Arbeitsschutz vermeidet ein solches Eindringen. Er nimmt das Unternehmen aber viel mehr in die Verantwortung, als die freiwillige Gesundheitsförderung. Das, was in den Unternehmen oft als Gesundheitsförderung verstanden wird, mischt sich schon eher in das Privatleben ein.