Daniel Bahr ignoriert Beitrag der Gewerkschaften, Betriebsräte und Arbeitsschutzbehörden

http://www.bmg.bund.de/ministerium/presse/pressemitteilungen/2011-04/betriebliche-praevention-staerken.html

„Unternehmen unternehmen Gesundheit 2011“
Präventionskongress stellt betriebliche Gesundheitsförderung in den Fokus

Präventionskongress stellt betriebliche Gesundheitsförderung in den Fokus

Auf dem heutigen Präventionskongress des Bundesministeriums für Gesundheit mit dem Titel „Unternehmen unternehmen Gesundheit 2011“ im Berliner EWERK diskutierten mehr als 300 Teilnehmer zum Thema betriebliche Gesundheits-förderung. Ziel der Veranstaltung ist es, möglichst viele Betriebe zu motivieren, gemeinsam mit ihren Beschäftigten gute gesundheitsfördernde Angebote zu entwickeln.
Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr machte bei seiner Eröffnungsrede
deutlich, wie wichtig Prävention im Arbeitsalltag der Unternehmen und Betriebe ist: „Dies bedeutet mehr, als gesundes Essen in der Kantine und Bewegungskurse anzubieten.“ Gerade die seelische Gesundheit spiele eine zunehmend wichtige Rolle und das Phänomen „Burn-out“ sei mehr als eine Modediagnose.  „Betriebliche Gesundheitsförderung ist eine gemeinsame Aufgabe für Arbeitgeber und Beschäftigte. Studien zeigen, dass Unternehmen, die ein Euro pro beschäftigter Person und Jahr in betriebliche Prävention investieren, mit einem potenziellen ökonomischen Erfolg in Höhe von 2,20 Euro rechnen können. Das sind Zahlen, die jedem Unternehmen einen guten Anreiz liefern, über betriebliche Gesundheitsförderung nicht nur nachzudenken, sondern damit anzufangen.
Die Vorteile der Gesundheitsförderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern
liegen auf der Hand. Sie tragen zur Gesunderhaltung und Motivation von
Beschäftigten bei, vermeidet langfristig hohe Kosten für die Betriebe und das Gesundheitswesen und führen damit zu mehr Wettbewerbsfähigkeit.
Beeindruckt zeigte sich Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr, wie viele
Betriebe der Bitte des Ministeriums gefolgt sind und Beispiele guter Praxis der betrieblichen Gesundheitsförderung zugesandt haben. Daraus entstanden ist eine Sammlung von über 120 Beispielen, die in einem Kompendium zur betrieblichen Gesundheitsförderung zusammengefasst wurden. Auf der heutigen Veranstaltung wurde das Kompendium überreicht an Annelie Buntenbach, Vorstandsmitglied des Deutschen Gewerkschaftsbundes, Dr. Eric Schweitzer, Präsident der Industrie- und Handelskammer zu Berlin, und Karl-Sebastian  Schulte, Geschäftsführer des Zentralverbands des deutschen Handwerks.
Wichtige Ansprechpartner bei der Umsetzung der betrieblichen Prävention sind die gesetzlichen Krankenkassen, denn sie verfügen über das Wissen und können Betrieben die notwendigen Informationen zur Verfügung stellen, damit ihnen der Schritt zur Gesundheitsförderung in dem eigenen Unternehmen gelingt.
Alle Projekte des Kompendiums zur betrieblichen Gesundheitsförderung können ab sofort auch auf der Website des BMG unter der Adresse www.Unternehmen-unternehmen-Gesundheit.de eingesehen werden und regen zur Nachahmung an.

Zur Erinnerung http://blog.psybel.de/ganzheitlicher-arbeitsschutz-nur-bei-16prozent-der-betriebe/:

Fehlende Handlungsbereitschaft: Unternehmen greifen ohne die Impulsgebung durch Gewerkschaften, Betriebsräte bzw. Arbeitsschutzbehörden (vereinzelt) das Thema “Psychische Belastungen” als Gegenstand der Gefährdungsbeurteilung (GB) i. d. R. nicht auf.

Der Minister Bahr dagegen preist Unternehmen, deren Mehrheit seit 1996 die Regeln des Arbeitsschutzes missachtet hatten. Die wesentlichen Treiber des Arbeitsschutzes erwähnt er nicht. Das ist unredlich (aber nicht überraschend). Da die Unternehmen dank Gewerkschaften, Betriebsräten und Arbeitsschutzbehörden (vereinzelt) den Arbeitsschutz nicht mehr so einfach ignorieren können, gibt der Minister den Unternehmen nun eine Bühne, auf der sie die Verhaltensprävention vor die Verhältnisprävention stellen können.
Das folgende Beispiel zeigt, wie Siemens die entgegen den Regeln des Arbeitsschutzes die Verhaltensprävention betont. Kompliment dagegen an die Stadt Nürnberg.
http://bmg.bund.de/praevention/betriebliche-gesundheitsfoerderung/best-practice-beispiele-im-ueberblick/betriebliche-gesundheitsfoerderung-im-bereich-psychische-belastungen.html

Projekte im Bereich Psychische Belastung

Förderung psychischer Gesundheit in der Arbeitswelt – Siemens Healthcare und Siemens-Betriebskrankenkasse

Unternehmen: Siemens Healthcare
Beschäftigte:
Zielgruppe: Mitarbeiter mit Führungsverantwortung in der Produktion und Verwaltung, mittlere Leitungsebene
Laufzeit: Start: 05/2009; Laufzeit: 10/2009–07/2010
In Schulungen und Coachings wurden Führungskräfte zur eigenen psychischen Gesundheit und zum Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitern trainiert. In den einzelnen Trainingsmodulen wird der Umgang mit der eigenen Gesundheit und dem eigenen Stressverhalten, sowie dem Umgang mit der Gesundheit der Mitarbeiter thematisiert. Auch Stressbewältigung und Ressourcenmanagement sind fester Bestandteil der Schulungen. Zu Beginn wurde mithilfe einer Arbeitsunfähigkeitsanalyse der Handlungsbedarf ermittelt und im Arbeitskreis Gesundheit eine Strategie hierzu entwickelt. In einer Voranalyse mittels evaluierter Fragebögen wurden die Handlungsschwerpunkte festgelegt und in einem Workshop die betreffenden Inhalte für zwei Seminare abgeleitet. Themen der beiden Seminare waren „Persönliches Stress- und Ressourcenmanagement“ und „Umgang mit psychisch belasteten Mitarbeitern“. Mithilfe von Zwischen- und Posttests durch Fragebögen und Einzelgespräche zur Wissensvermittlung und dem Umgang mit Stress wurden weitere Handlungsempfehlungen gegeben und das Projekt evaluiert. …

Neue Initiative Betriebliche Gesundheitsförderung der Stadt Nürnberg – BGF beim Jugendamt der Stadt Nürnberg und AOK Bayern – Die Gesundheitskasse

Unternehmen: Stadt Nürnberg
Beschäftigte: ca. 9.800
Zielgruppe: ca. 100 Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen beim Allgemeinen Sozialdienst
Laufzeit: 2008–2010
Die Beschäftigten beim Allgemeinen Sozialdienst (ASD) leiden stark unter Stress und Burnoutgefahren. Dies war das Ergebnis einer durchgeführten Mitarbeiterbefragung. Im Rahmen eines von AOK-Experten moderierten Workshops wurden diese Ergebnisse gemeinsam mit den Beschäftigten aufgearbeitet. Dabei zeigte sich, dass eine Veränderung in der Arbeitsorganisation mit Abstand als wichtigstes Thema bewertet wurde. Von besonderer Bedeutung waren hier Maßnahmen zur Verringerung des Verwaltungsaufwandes, Angebote zur Psychohygiene und zur Verbesserung der angespannten Personalsituation …

Die Stadt Nürnberg zeigt, wie man richtig Prioritäten setzt: Verhältnisprävention hat Vorrang vor der Verhaltensprävention. Siemens dagegen gehört zu den Unternehmen, die ein schlechtes Beispiel geben und die Prioritäten verkehren. Die Siemens-Betriebsräte schlafen vermutlich.
Siehe auch: http://bmg.bund.de/praevention/betriebliche-gesundheitsfoerderung/best-practice-beispiele-im-ueberblick.html.
Vielleicht sehe ich Daniel Bahrs Unternehmenslob zu negativ. Es könnte ja auch ein Beispiel sein, wie man mit Ordnungswidrigkeiten generell umgehen sollte, z.B. Lob für Parksünder, wenn sie sich brav verhalten.

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