Psychische Faktoren

http://www.gefaehrdungsbeurteilung.de/de/gefaehrdungsfaktoren/psychische_belastung (BAuA):

In Veröffentlichungen von bekannten Krankenkassen und in der Tagespresse ist immer wieder zu lesen, dass der Krankenstand in den letzten vier bis fünf Jahren deutlich gesunken ist. Dabei wird gleichzeitig davon gesprochen, dass psychische Erkrankungen ständig zunehmen und immer häufiger zur Arbeitsunfähigkeit führen. Auch bei den Frührentenzugängen ist der Trend unverkennbar.
Die Ursachen für diese Entwicklung werden in steigenden psychischen (Fehl-) Belastungen gesehen. Für Deutschland und andere Länder der EU liegen jedoch für diese Aussage keine gesicherten Erkenntnisse vor.
Die Arbeitsaufgaben sind in vielen Bereichen heute wesentlich komplexer, ohne dass die Ressourcen, die für eine gesunde Bewältigung benötigt würden, zum Beispiel organisationale Ressourcen, Gestaltungsspielräume oder personelle Ressourcen im Sinne von gezielter Fort- und Weiterbildung, entsprechend erweitert wurden.
Erschwerend kommt hinzu, dass langjährig postulierte Ressourcen bei Stress, wie der Handlungsspielraum oder die soziale Unterstützung durch Kollegen und Vorgesetzte, angesichts der hohen Arbeitsverdichtung in verschiedenen Bereichen der Wirtschaft nicht mehr wirksam sind beziehungsweise in der Arbeitssituation nicht mehr von den Arbeitsplatzinhabern als Entlastung wahrgenommen werden können.
Bei der hohen Verausgabung vieler Arbeitsplatzinhaber spielen das Vorgesetztenverhalten und die Anerkennung des persönlichen Einsatzes und der erbrachten Leistungen eine wichtige Rolle. Leider sparen die meisten Vorgesetzten bezüglich Lob und Anerkennung. Oft ist auch monetär keine Anerkennung möglich. Die Enttäuschungen führen in der Regel bei den Mitarbeitern kurzfristig zu Demotivation und Frustration. Mittelfristig nehmen Arbeitsunzufriedenheit und psychosomatische Beschwerden zu, das Arbeitsengagement nimmt ab. Langfristig kommt es zu “Dienst nach Vorschrift”, Erleben von Burnout, erhöhten Fehlzeiten und bei vorhandenen Alternativen zur Fluktuation. Starre Hierarchien und fehlende Aufstiegschancen verstärken die Effekte.

Das ist ein etwas merkwürdiger Artikel. Darin weist die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) erst einmal auf “keine gesicherten Erkenntnisse” hin, um dann doch die verschiedenen Gefährdungsfaktoren anzusprechen. Ausgerechnet in diesem Portal für Gefährdungsbeurteilungen wird aber eine Erkenntnis übergangen: Die Mehrheit der Unternehmen bezieht die psychischen Belastungen nicht in die Gefährdungsbeurteilungen ihrer Arbeitsplätze mit ein. Vielleicht ist in vielen Unternehmen die Gewinnung gesicherter Erkenntnisse über psychische Fehlbelastungen nicht wirklich erwünscht?

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